Metadaten

Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0049
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Volker Henning Drecoll

sition nicht zu eigen, sondern nennt sie nur als Begründung: ώς Νεστοριανός.12
Die Auslassung des Johannes Kodonatos zeigt kein besonderes Interesse an der mi-
aphysitischen Position, genauso wenig, wie die Wiedereinsetzung des Petrus Fullo
irgendwie inhaltlich gefüllt würde. Es wird lediglich vermerkt, dass Klerus und Volk
von Antiochia die Rückkehr des Petrus Fullo gefordert hätten (ohne dass erkennbar
wäre, wieso). Insofern erscheint die Verbannung und Rückkehr des Petrus Fullo ganz
im Zusammenhang der Basiliskos -Herrschaft13. Zenon kann es sich zehn Jahre nach
Herrschaftsantritt leisten, sogar den ehemals abtrünnigen Basiliskosanhänger Petrus
Fullo wieder zurückkehren zu lassen. Die Zeit des Petrus Fullo ab 484 erscheint dann
auch als völlig problemlos.14
2. Anastasius
Für Anastasius ist die Situation insofern anders, als hier mit der Schilderung des
Staurotheis-Aufstandes von 512 die vergleichsweise ausführliche Schilderung eines
kirchenpolitisch wichtigen Themas vorliegt.15 Hinzu tritt im 16. Buch noch ein kurzer
Abschnitt, in dem die wichtigsten Absetzungen von Patriarchen erwähnt werden.16
Auffällig ist dabei, dass dieser Abschnitt in keiner Weise mit dem Abschnitt über den
Staurotheis-Aufstand verknüpft wird. Der Abschnitt über die Patriarchenabsetzungen
klinkt sich erneut aus der Chronologie des 16. Buches aus (Euphemios wurde 495 ab-
gesetzt, Makedonios 511, Flavian 512) und nennt einfach die Vertreibung dreier Patriar-
chen, der chalkedonischen Patriarchen von Konstantinopel Euphemios und Makedo-
nios sowie des chalkedonischen Patriarchen von Antiochia Flavian - alle drei stereotyp
mit der Wendung ώς Νεστοριανός ausgestattet.17 Für Makedonios wird nicht einmal
die Nachfolge (Timotheus) genannt,18 für den Nachfolger Flavians wird dann lapidar
als Nachfolger Severus genannt. Zwar nennt Malalas hier eine präzise Datumsangabe
für dessen Inthronisation (im Gegensatz zu allen andern Patriarchenbesetzungen),19
12 Malalas, Chronographia XV 6 (304, 81 f.85 Thurn).
13 Malalas erwähnt, dass die Herrschaftszeit des Basiliskos auch eigens gezählt werden konnte (Malalas,
Chronographia XV 6; 304,72 f. Thurn).
14 Die Betonung ostentativer Bescheidenheit des Petrus Fullo (φορών γαΛίγια καί όρδάρια; Malalas,
Chronographia XV 6; 304, 8 ff. Thurn) hat Thurn aus der slawischen Fassung ergänzt.
15 Malalas, Chronographia XVI19 (333,12-334,41 Thurn).
16 Malalas, Chronographia XVI11 (327, 62-70 Thurn).
17 Malalas, Chronographia XVI11 (327,64.65.66 Thurn). Aus der subjektiven Begründung mit ώς lässt sich
kein Rückschluss auf die Position des Malalas ziehen. Blaudeau (2006), S. 249, möchte in dem insge-
samt fünfmaligen Auftauchen dieser Begründung die Position vertreten sehen, dass „cette heresie
christologique est objectivement la plus dangereuse pour la societe“, doch ist das relativ unscharf, weil
die Diffamierung als Nestorianer gerade auch auf die Chalkedonanhänger angewandt wurde und sich
Malalas jeder Einschätzung des Chalcedonense enthält. Zum Zusammenhang mit der Religionspolitik
des Anastasius vgl. Meier (2009), S. 250-253.
18 Zu den bei Malalas fehlenden Patriarchen vgl. Alpi (2006), S. 232 f.
19 Vgl. zu den verschiedenen Daten in der Überlieferung Alpi (2006), S. 235; Meier (2009), S. 289.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften