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Meier, Mischa [Editor]; Radtki, Christine [Editor]; Schulz, Fabian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0158
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Fragmentum Tusculanum II und die Geschichte eines Zankapfels 157
er aber nicht viel erkennen konnte, weshalb er sich weitgehend an Mai gehalten hat.
Chiara Faraggiana hat 1998 einen vielversprechenden Ausschnitt veröffentlicht21 und
2003 eine Neuedition angekündigt, die noch immer auf sich warten lässt.22 Obwohl
der Codex Teil des italienischen FEDRO-Projekts und des europäischen Projekts
„Rinascimento virtuale“ (2001-2004) war, ist nur ein weiterer Schnipsel veröffentlicht
worden.23 Beide Ausschnitte, auf denen der Ilias-Text verblasst und sich der Malalas-
Text klar abzeichnet, erwecken den Eindruck, dass sich die Edition von Mai leicht
ersetzen ließe. Aber die Hoffnung trügt. Denn der Malalas-Text scheint manuell
nachgezeichnet worden zu sein. Beide Ausschnitte gehören ferner zu den Teilen des
Manuskripts, die die geringsten Beschädigungen aufweisen.
Um diesem Zustand Abhilfe zu schaffen, hat die Malalas-Forschungsstelle neue mul-
tispektrale Aufnahmen des Palimpsests in Grottaferrata anfertigen lassen,24 die an-
schließend im Labor einer Hauptkomponentenanalyse unterzogen wurden.25 Nach
einer ersten Sichtung lässt sich sagen, dass die Edition von Mai in vielen Punkten
fehlerhaft ist. Diese Fehler massieren sich in den Teilen, in denen das Manuskript
physisch beschädigt ist und wo die Verse der Ilias auf den Malalas-Zeilen liegen. Dies
sei an einem Beispiel aus dem zweiten Fragment veranschaulicht und zwar an der
oberen Hälfte von Blatt 64 recto, das ich im Folgenden ediere und mit der Edition
von Mai sowie mit dem entsprechenden Passus im Baroccianus (Chronographia XIV
8) vergleiche.26 Die Texte von Mai und Thurn sind dabei so umgebrochen, dass sie
den Zeilen des Manuskripts entsprechen. Außerdem liefere ich eine Übersetzung, da
das Fragment trotz seiner bisherigen Abweichungen von der Hauptüberlieferung un-
übersetzt geblieben ist. In Anbetracht der neuen Abweichungen erscheint dies umso
nötiger.

21 Broia/Faraggiana/Lucä (1998), S. 30-33. Es handelt sich um Blatt 69 recto.
22 Beaucamp (2004), S. 12 und Beaucamp (2012), S. 120.
23 http://www.bml.firenze.sbn.it/rinascimentovirtuale/pannello24.shtm. Es handelt sich um Blatt 63 recto.
24 Ich danke Basilio Intrieri, dem Direktor der Biblioteca Statale del Monument© Nazionale di Grotta-
ferrata, und Giovanna Falcone, der dortigen Archivarin, für die freundliche Kooperation sowie Um-
berto Roberto, der den ersten Kontakt hergestellt hat.
25 Es handelt sich um hochauflösende UV, Infrarot und kolorimetrisch korrigierte Bilder; zur Technik vgl.
Melis/Miccoli/Quarta (2013).
26 Einfache Unterstreichung kennzeichnet Wörter bzw. Wortteile, die sich in zwei Editionen finden;
doppelte Unterstreichung Wörter bzw. Wortteile, die sich nur in einer Edition finden. Abweichungen
in der Reihenfolge sind nicht markiert. Die eigene Edition folgt den Leidener Konventionen.
 
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