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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0016
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Zu den Quellen der Chronik des Johannes Malalas

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Durch ihre Analyse reduziert Jeffreys die Anzahl derjenigen Autoren, die Malalas
nicht nur nennt, sondern auch selber gelesen und als ,Fundgrube4 für die Hinweise auf
die restlichen Autoren benutzt haben könnte, auf dreizehn: Bassos, Brunichios, Cha-
rax, Domninos, Eustathios, Eutrop, Eutychianos, Nestorianos, Philostratos, Priskos,
Sisyphos/Diktys und die beide Timotheoi. Darüber hinaus hatte Malalas sicherlich
Kenntnis von Werken, die er nicht nennt, aber deren Spuren mehr oder weniger deut-
lich erkennbar sind. Allerdings ist es schwer zu sagen, ob er diese anonymen Quellen
direkt oder indirekt kannte. Durch diese Beobachtungen bestätigte Jeffreys grund-
sätzlich die Ergebnisse der älteren Forschung, wonach Malalas nur eine geringe An-
zahl von Hauptquellen verwendet habe.
Im Gegensatz zu Bourier berücksichtigt Jeffreys auch andere Kategorien von
Quellen, auf die Malalas rekurriert haben könnte, die er aber nie oder kaum explizit
nennt oder anders als seine - direkten oder indirekten - literarischen Quellen behan-
delt.37 Regelmäßig zitiert Malalas Inschriften oder offizielle Dokumente. Auch wenn
er oft sagt, dass diese oder jene Inschrift noch in seiner Zeit in Antiochia zu sehen
war, erscheint es wahrscheinlicher, dass er sie doch aus zweiter Hand, vielleicht aus
Domninos’ Werk, kannte.38 Andererseits legt Malalas’ nicht geringe Vertrautheit mit
offiziellen Dokumenten wie Briefen (die er manchmal sogar wörtlich anführt) sowie
sein Interesse an der Gesetzgebung die Hypothese nahe, er habe dem Kreis des comes
Orientis angehört.39 Malalas hatte somit theoretisch Zugang zu Informationen, die
im Archiv von Antiochia aufbewahrt wurden40 bzw. zu einer Stadtchronik von An-
tiochia.41 Das bedeutet nicht, dass er diese Informationen immer selbst recherchiert
haben muss: Wahrscheinlicher ist, dass er die meisten über seine Domninos-Lektüre
erhielt. Schließlich bezog Malalas in seine Chronik wahrscheinlich auch mündliche
zusammenzählt und dementsprechend von „219 citations of seventy-five different writers“ spricht.
Darüber hinaus listet Jeffreys mehrere Stellen zwei- oder dreimal, wie z.B. εκ των Εβραϊκών
κεφαλαίων ύπό Μωϋσέως (Malalas, Praefatw) sowohl unter „Hebrew Scriptures“ als auch unter
„Moses“; die Liste biblischer Zitate ist eigentlich vollständiger bei Papadimitriou (1989), S. 687-688
und Anm. 100-105. Körting (1879) zählte seinerseits 73 Autoren bzw. Werke in 185 loci, inkludierte aber
u.a. die rein chronographischen Nennungen (wie die soeben zitierten Abschnitte mit den Lebenszeiten
von Demokrit und Cicero: siehe auch oben Anm. 12) und Verweise auf die Acta publica Antiochena
{Chronographia XVIII 29) oder auf die Alexandrinarum rerum scriptores {Chronographia IX 10); diese
kennt Jeffreys auch, nimmt sie aber nicht in ihren Katalog auf. Allgemein sind die Verweise auf an-
onyme Quellen, wie z.B. derjenige in Malalas, Chronographia IX 10, wo die Autoren von τα πάτρια
Αλεξάνδρειάς τής μεγάλης den „römischen Schriftstellern“ (τοϊς 'Ρωμαίων συγγραφεΰσιν)
gegenübergestellt werden, kaum in der Forschung berücksichtigt worden. Vgl. jedoch Jeffreys (1990),
S. 196.
37 Die mögliche Benutzung von hagiographischen Quellen, die Jeffreys (1990) nicht spezifisch behandelt,
ist durch Boulhol (2004) untersucht worden.
38 Vgl. schon oben bezüglich Downey (1935)· Diese Bemerkungen von Jeffreys hat Agusta-Boularot
(2006) anhand einer systematischen Untersuchung voll und ganz bestätigt. Von Interesse für die Aut-
opsie-Frage ist auch der Beitrag von Saliou (2006).
39 Jeffreys (1990), S. 200-208 mit Croke (1990a), S. 11.
40 Vgl. Malalas, Chronographia XVIII 29 εν τοϊς χαρτίοις εύρήθη των τά άκτα γραφόντων τής
αυτής πόλεως.
4ΐ Bzw. ab Chronographia XVIII 70 zu einer Stadtchronik von Konstantinopel, vgl. Jeffreys (1990), S. 213-
214. Siehe jedoch dazu die etwas anders gelagerte Meinung von Michael Kulikowski in diesem Band.
 
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