i8 Laura Carrara, Olivier Gengler
umgänglich waren54 - auch mehrere Verweise auf Quellen verstümmelt bzw. ganz aus-
gelassen wurden.55 Ohne diese Schwierigkeiten herunterspielen zu wollen, erscheint es
also eine produktivere Arbeitshypothese, Malalas ernst zu nehmen und zu versuchen,
seinen Text so zu interpretieren, wie er 1st.56 57
2. Anlage, Inhalte, Ergebnisse des vorliegenden Bandes
Gegenüber der flächendeckenden, einzelne Büchergruppen (I bis XIV bzw. IX bis
XII) umfassenden Vorgehensweise der älteren Malalas-Forschung sowie gegenüber
der neueren, zum großen Teil rubrizierenden Referenzstudie von Elizabeth Jeffreys
kann vorliegender Band mit einem neuartigen Ansatz aufwarten. Ausgangspunkt der
Betrachtung der hier gesammelten Beiträge ist nicht in erster Linie die Chronik des
Malalas, sondern eine Reihe von Autoren bzw. Schriftarten, die traditionell mit ihr
in ein - wie auch immer geartetes - Quellenverhältnis gebracht werden. Die Bei-
trägerinnen und Beiträger haben sich der Malalas-Chronik von außen angenähert
und danach gefragt, ob und inwiefern Spuren der von ihnen studierten Autoren bzw.
Schriftentypologien in ihr tatsächlich nachweisbar sind. Als Kenner der (mutmaßli-
chen) Quellenautoren und -typen haben sie ihren durch entsprechende langjährige
Untersuchungen geschärften Blick auf die Malalas-Chronik geworfen und diese mit
ihren ,Ausgangstexten‘ verglichen, auf der Suche nach Ähnlichkeiten, Übereinstim-
mungen und sonstigen Abhängigkeitsbeweisen. Auf eine Gesamtüberprüfung der Be-
funde der älteren Forschung - beispielsweise der ,Domninos-Hypothese‘ von Bourier
- ist hier hingegen vordergründig verzichtet worden, aus der Überzeugung heraus,
dass es wenig gewinnbringend sei, mangels neuer Entdeckungen einschlägiger Texte
und Zeugnisse sich erneut mit diesen schattenhaften Figuren zu beschäftigen.57 Die
meisten in diesem Band als mögliche Quellen des Malalas untersuchten Autoren (z.B.
Julius Africanus, Priskos von Panion, Eustathios von Epiphaneia) und Schriftenty-
pen (z.B. Erdbebenliteratur, Orakel) sind, wenn nicht vollständig, doch zumindest in
einer repräsentativen Zahl von (nicht aus Malalas selbst gewonnenen) Fragmenten
und Testimonien erhalten, was eine produktive Korrelation mit dem Malalas-Text
erst möglich macht. Darüber hinaus widmet sich ein Beitrag in diesem Band spezi-
fisch - und auch das ist neu - der mehrmals aufgestellten, aber nie wirklich umfas-
54 Siehe z.B. Σιχπνίου {Parisinus suppl. 682 = P) für Διδύμου in der Praefatio (S. 3, 6 Thurn) oder die
Variante Διόδωρος für Ηρόδοτος in Chronographia 114 (S. 15,75 Thurn).
55 Wie zum Beispiel die Erwähnung des „gelehrtesten Chronisten Anthios“ (Malalas, Chronographia II11,
siehe Thurns Apparat zu Z. 87), die nur in der slawischen Version des Textes überliefert wird.
56 Wie es Peter van Nuffelen in seinem Beitrag in diesem Band macht.
57 Da beispielsweise Domninos nicht anderweitig - d.h. außerhalb der Chronik des Malalas - sicher
bekannt ist, besteht hier die größte Gefahr, sich ein verzerrtes Bild von dessen Werk zu machen (z. e.
diesem nur diejenigen Schwerpunkte und Inhalte zuzuweisen, die aus der Chronik des Malalas dank
der dort vorliegenden Namenszitate erschlossen werden können) und nur vor diesem Hintergrund
seine Wirkung und Präsenz für weitere ähnliche Malalas-Partien zu postulieren: So gerät man leicht in
Zirkelschlüsse.
umgänglich waren54 - auch mehrere Verweise auf Quellen verstümmelt bzw. ganz aus-
gelassen wurden.55 Ohne diese Schwierigkeiten herunterspielen zu wollen, erscheint es
also eine produktivere Arbeitshypothese, Malalas ernst zu nehmen und zu versuchen,
seinen Text so zu interpretieren, wie er 1st.56 57
2. Anlage, Inhalte, Ergebnisse des vorliegenden Bandes
Gegenüber der flächendeckenden, einzelne Büchergruppen (I bis XIV bzw. IX bis
XII) umfassenden Vorgehensweise der älteren Malalas-Forschung sowie gegenüber
der neueren, zum großen Teil rubrizierenden Referenzstudie von Elizabeth Jeffreys
kann vorliegender Band mit einem neuartigen Ansatz aufwarten. Ausgangspunkt der
Betrachtung der hier gesammelten Beiträge ist nicht in erster Linie die Chronik des
Malalas, sondern eine Reihe von Autoren bzw. Schriftarten, die traditionell mit ihr
in ein - wie auch immer geartetes - Quellenverhältnis gebracht werden. Die Bei-
trägerinnen und Beiträger haben sich der Malalas-Chronik von außen angenähert
und danach gefragt, ob und inwiefern Spuren der von ihnen studierten Autoren bzw.
Schriftentypologien in ihr tatsächlich nachweisbar sind. Als Kenner der (mutmaßli-
chen) Quellenautoren und -typen haben sie ihren durch entsprechende langjährige
Untersuchungen geschärften Blick auf die Malalas-Chronik geworfen und diese mit
ihren ,Ausgangstexten‘ verglichen, auf der Suche nach Ähnlichkeiten, Übereinstim-
mungen und sonstigen Abhängigkeitsbeweisen. Auf eine Gesamtüberprüfung der Be-
funde der älteren Forschung - beispielsweise der ,Domninos-Hypothese‘ von Bourier
- ist hier hingegen vordergründig verzichtet worden, aus der Überzeugung heraus,
dass es wenig gewinnbringend sei, mangels neuer Entdeckungen einschlägiger Texte
und Zeugnisse sich erneut mit diesen schattenhaften Figuren zu beschäftigen.57 Die
meisten in diesem Band als mögliche Quellen des Malalas untersuchten Autoren (z.B.
Julius Africanus, Priskos von Panion, Eustathios von Epiphaneia) und Schriftenty-
pen (z.B. Erdbebenliteratur, Orakel) sind, wenn nicht vollständig, doch zumindest in
einer repräsentativen Zahl von (nicht aus Malalas selbst gewonnenen) Fragmenten
und Testimonien erhalten, was eine produktive Korrelation mit dem Malalas-Text
erst möglich macht. Darüber hinaus widmet sich ein Beitrag in diesem Band spezi-
fisch - und auch das ist neu - der mehrmals aufgestellten, aber nie wirklich umfas-
54 Siehe z.B. Σιχπνίου {Parisinus suppl. 682 = P) für Διδύμου in der Praefatio (S. 3, 6 Thurn) oder die
Variante Διόδωρος für Ηρόδοτος in Chronographia 114 (S. 15,75 Thurn).
55 Wie zum Beispiel die Erwähnung des „gelehrtesten Chronisten Anthios“ (Malalas, Chronographia II11,
siehe Thurns Apparat zu Z. 87), die nur in der slawischen Version des Textes überliefert wird.
56 Wie es Peter van Nuffelen in seinem Beitrag in diesem Band macht.
57 Da beispielsweise Domninos nicht anderweitig - d.h. außerhalb der Chronik des Malalas - sicher
bekannt ist, besteht hier die größte Gefahr, sich ein verzerrtes Bild von dessen Werk zu machen (z. e.
diesem nur diejenigen Schwerpunkte und Inhalte zuzuweisen, die aus der Chronik des Malalas dank
der dort vorliegenden Namenszitate erschlossen werden können) und nur vor diesem Hintergrund
seine Wirkung und Präsenz für weitere ähnliche Malalas-Partien zu postulieren: So gerät man leicht in
Zirkelschlüsse.