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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0121
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120

Bruno Bleckmann

des Ammian von der Erzählung des Eunapios, und halten die damit verbundenen
chronologischen Probleme für unerheblich.112
Gegen die Annahme überhaupt jeglicher literarischer Beziehungen zwischen Am-
mian und Zosimos hat sich zuletzt Charles W. Fornara gewandt.113 Fornara hält die
Arbeit von Sudhaus keineswegs für grundlegend, sondern postuliert, dieser sei in sei-
ner Quellenkritik der Vertreter einer „lax methodology“.114 Denn er habe nicht genau
definiert, auf welcher Ebene überhaupt von Ähnlichkeiten die Rede sein könne. Die
Grundstruktur aller Berichte bestehe, so Fornara, im Itinerar der römischen Armee.
Diese „basic itineraries“ seien, wie die unterschiedlichen Namen und Schreibweisen
für die einzelnen Stationen zeigen (etwa Zaitha versus Zautha; Anatha versus Pha-
tousas; Diacira versus Dacira; Macepracta versus Phissenia), voneinander unabhängig,
zumal zusätzlich bei Zosimos Plätze zu finden seien, die bei Ammian gar nicht auf-
tauchen.115 Daher könnten die Berichte, die diese Itinerarien umrahmen, auch nicht
auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen. Auch eine Beeinflussung Ammians von
Eunapios (der Quelle des Zosimos) sei nicht zu erkennen.116 117 Denn gerade in den „an-
cillary details“, nämlich in den Eigennamen und in den Zahlenangaben, seien beide
Berichte offenkundig voneinander unabhängig. Schließlich geht Fornara auch auf die
angeblichen „striking similarities“ ein, die in Wirklichkeit sich daraus erklärten, dass
beide Quellen die gleichen Fakten, etwa in den Angaben über eine Bitumenquelle,
berichten.n7 Damit sei die Annahme, dass Ammian und Eunapios bzw. seine persön-
liche Quelle Oreibasios einfach nichts anderes als „their own experience“ widerspie-
gele, demnach durch solche Beobachtungen nicht zu falsifizieren. Fornara geht von
einer Situation aus, in der die zahlreichen literarisch ambitionierten Teilnehmer des
Feldzugs unabhängig voneinander Augenzeugenberichte verfasst haben. Das erklärt
in seinen Augen sowohl die Gemeinsamkeiten dieser Berichte, die aus den ähnlichen
Erfahrungen und der identischen Sachlage resultieren, als auch die Unterschiede, die
die jeweils unterschiedlichen Erfahrungen der am Feldzug teilnehmenden Subjekte
widerspiegeln.
Fornara führt eine Diskussion fort, die Edward A. Thompson und Louis Dille-
mann mit ähnlichen Argumenten eröffnet hatten, die gegen die Ergebnisse und Me-
thoden der deutschen Quellenforschung gerichtet waren.118 Dillemann geht davon
aus, dass bestimmte charakteristische Episoden im Krieg - etwa dass Pirisabora durch
112 Matthews (1989), S. 161-179.
113 Fornara (1991).
114 Fornara (1991), S. 7.
115 Fornara (1991), S. 7-8.
116 Fornara (1991), S. 8-10. Liste der Variationen für Eigennamen (Exuperius statt Superantius; Nabdates
für Anabdates etc.) bei Fornara (1991), S. 9.
117 Fornara (1991), S. 11. Die Bitumenquelle bei Ammianus Marcellinus, XXIV 2,3 und Zosimus, Historia
nova III 15, 3. Fornara führt weitere Beispiele an, wo sich die angebliche Ähnlichkeit daraus erklären
lassen soll, dass zwei Augenzeugen das gleiche topographische Objekt auch ähnlich wahrnehmen. Zur
ähnlichen Argumentation von Dillemann (1961) im Zusammenhang mit Kirkesion siehe die folgenden
Ausführungen.
118 Thompson (1947) und deutlicher Dillemann (1961).
 
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