3i8 Laura Carrara
ab,193 lässt sich über die von Thesz ins Spiel gebrachten praktischen Bildungsangebote
sagen, dass sie tatsächlich vorhanden waren und auch konkret in Anspruch genom-
men wurden: Man braucht nur an die Technik der Kurzschrift zu denken, die Thesz’
Hinweis auf „die in der Bürokratie erforderlichen Lese- und Schreibfähigkeiten“194
unmittelbar evoziert. Es ist jedoch alles andere als sicher, dass Kurzschrift und Rhe-
torik zwei völlig verschiedene und sich gegenseitig ausschließende Ausbildungswege
darstellten (Kombinationen der beiden in unterschiedlichen Fertigkeitsgraden waren
möglich).195 Und mit welchem Recht hätte ein einfacher, sonst nicht gebildeter Steno-
graph den Beinamen ,,ρήτωρ“ bzw. „Malalas“ erhalten können?196
Damit kommt man zum Ausgangspunkt zurück, nämlich zu der bereits bespro-
chenen Bewertung des Realitätsgehaltes der zwei Beinamen des Chronisten. Dieses
und die anderen in diesem letzten Abschnitt diskutierten textexternen Argumente
ergänzen und stützen m.E. bestens die im Hauptteil des Beitrags präsentierten werk-
immanenten Befunde; diese reichen jedenfalls schon für sich genommen aus, um
nahezulegen, dass Johannes Malalas in die Beschreibung des Antiochia-Beben 526
n.Chr. (fdhronographia XVII 16) ausgewählte Zitate aus einer rhetorischen Erdbe-
benmonodie einflocht, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit mit der Monodie auf
Antiochia von Prokop von Gaza zu identifizieren ist.
Bibliographie
Quellen
Aelius Aristides, Orationes = Aelii Aristidis Smyrnaei quae supersunt omnia edidit Bruno Keil
volumen II Orationes xvii-liii continens, Berolini 1898.
Aeschylus, Choephoroe = AeschyliTragoediae cum incerti poetae Prometheo edidit Martin L. West,
Stutgardiae 1990.
Agathias, Historiae = Agathiae Myrinaei Historiarum libri quinque recensuit Rudolfus Keydell
(CFHB 2), Berolini 1967.
Choricius, Orationes = Choricii Gazaei opera recensuit Richardus Foerster editionem confecit
Eberhardus Richtsteig, Lipsiae 1929.
Chronicon anonymum Pseudo-Dionysianum = Incerti auctoris Chronicon pseudo-Dionysianum vul-
go dictum edidit I.-B. Chabot II accedunt Iohannis Ephesini Fragmenta curante E.W. Brooks
(CSCO 104 Scriptores Syri vol. 53 series III tomus II textus), Parisiis 1933; vgl. also Chronicon
193 Was eher eine familiäre Angelegenheit gewesen zu sein scheint: Siehe die in Anm. 185 genannte
Literatur.
194 Thesz (2016), S. 35.
195 Zur Kurzschrift und ihrem Status in der Antike und v.a. in der Spätantike siehe Browning (2000),
S. 880-881; Heath (2004), S. 259-266 mit Literaturhinweisen; Cribiore (2007), S. 207.
196 Der entsprechende Vorschlag von Warren Treadgolds, wonach die Benennung als ρήτωρ keinen
Realitätsbezug hat, sondern nur infolge eines Betruges des Johannes entstand, der eigentlich keinen
Anspruch auf einen solchen Titel hatte (siehe Treadgold [2007b], S. 729: „In the capital, he tried to pose
as a scholar, claiming the title of,rhetor although he had only a mediocre education and the experience
of a low-ranking clerk“; vgl. auch Treadgold [2007a], S. 252), ist sehr spekulativ.
ab,193 lässt sich über die von Thesz ins Spiel gebrachten praktischen Bildungsangebote
sagen, dass sie tatsächlich vorhanden waren und auch konkret in Anspruch genom-
men wurden: Man braucht nur an die Technik der Kurzschrift zu denken, die Thesz’
Hinweis auf „die in der Bürokratie erforderlichen Lese- und Schreibfähigkeiten“194
unmittelbar evoziert. Es ist jedoch alles andere als sicher, dass Kurzschrift und Rhe-
torik zwei völlig verschiedene und sich gegenseitig ausschließende Ausbildungswege
darstellten (Kombinationen der beiden in unterschiedlichen Fertigkeitsgraden waren
möglich).195 Und mit welchem Recht hätte ein einfacher, sonst nicht gebildeter Steno-
graph den Beinamen ,,ρήτωρ“ bzw. „Malalas“ erhalten können?196
Damit kommt man zum Ausgangspunkt zurück, nämlich zu der bereits bespro-
chenen Bewertung des Realitätsgehaltes der zwei Beinamen des Chronisten. Dieses
und die anderen in diesem letzten Abschnitt diskutierten textexternen Argumente
ergänzen und stützen m.E. bestens die im Hauptteil des Beitrags präsentierten werk-
immanenten Befunde; diese reichen jedenfalls schon für sich genommen aus, um
nahezulegen, dass Johannes Malalas in die Beschreibung des Antiochia-Beben 526
n.Chr. (fdhronographia XVII 16) ausgewählte Zitate aus einer rhetorischen Erdbe-
benmonodie einflocht, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit mit der Monodie auf
Antiochia von Prokop von Gaza zu identifizieren ist.
Bibliographie
Quellen
Aelius Aristides, Orationes = Aelii Aristidis Smyrnaei quae supersunt omnia edidit Bruno Keil
volumen II Orationes xvii-liii continens, Berolini 1898.
Aeschylus, Choephoroe = AeschyliTragoediae cum incerti poetae Prometheo edidit Martin L. West,
Stutgardiae 1990.
Agathias, Historiae = Agathiae Myrinaei Historiarum libri quinque recensuit Rudolfus Keydell
(CFHB 2), Berolini 1967.
Choricius, Orationes = Choricii Gazaei opera recensuit Richardus Foerster editionem confecit
Eberhardus Richtsteig, Lipsiae 1929.
Chronicon anonymum Pseudo-Dionysianum = Incerti auctoris Chronicon pseudo-Dionysianum vul-
go dictum edidit I.-B. Chabot II accedunt Iohannis Ephesini Fragmenta curante E.W. Brooks
(CSCO 104 Scriptores Syri vol. 53 series III tomus II textus), Parisiis 1933; vgl. also Chronicon
193 Was eher eine familiäre Angelegenheit gewesen zu sein scheint: Siehe die in Anm. 185 genannte
Literatur.
194 Thesz (2016), S. 35.
195 Zur Kurzschrift und ihrem Status in der Antike und v.a. in der Spätantike siehe Browning (2000),
S. 880-881; Heath (2004), S. 259-266 mit Literaturhinweisen; Cribiore (2007), S. 207.
196 Der entsprechende Vorschlag von Warren Treadgolds, wonach die Benennung als ρήτωρ keinen
Realitätsbezug hat, sondern nur infolge eines Betruges des Johannes entstand, der eigentlich keinen
Anspruch auf einen solchen Titel hatte (siehe Treadgold [2007b], S. 729: „In the capital, he tried to pose
as a scholar, claiming the title of,rhetor although he had only a mediocre education and the experience
of a low-ranking clerk“; vgl. auch Treadgold [2007a], S. 252), ist sehr spekulativ.