Eine Verschwörung gegen Justinian im Jahre 562
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gegeben zu haben - namentlich der große Beiisar und der sehr einflussreiche kourator
Aitherios. Obwohl hier viel im Dunklen bleiben muss, soll in einem späteren Ab-
schnitt dieses Beitrags versucht werden, dem etwas näher nachzugehen.
Bereits kurze Zeit vor dem hier behandelten Komplott des Jahres 562 wird von
einer anderen (angeblichen) Verschwörung gegen den alten Kaiser berichtet, an der
ebenfalls ein kourator (κουράτωρ των Μαρίνης), Georgios (ein Verwandter der
Kaiserin Theodora), beteiligt war.13 Den Hintergrund stellte das gleich zu behandelnde
Gerücht im Jahre 560 dar, der Kaiser sei gestorben.14 Und im Mai 562 denunzierte
Georgios einen anderen kourator (κουράτωρ των ΠΛακιδίας), Zemarchos, wegen
angeblicher hochverräterischer Äußerungen gegen den Kaiser.15 Da Zemarchos seine
Karriere fortsetzen konnte, hatte die Denunziation wohl keinen Erfolg. Diese Episo-
den zeigen, dass es in den hier fraglichen Jahren (560/562) zu Auseinandersetzungen
innerhalb der Oberschicht kam; insbesondere unter den mächtigen Kouratoren gab
es Konflikte.
2. Die Quellenproblematik
Wichtigste und letztlich einzige Quelle über diese Ereignisse des Jahres 562 ist eben
die Chronik des Johannes Malalas. Die betreffende Passage gehört zu denen, die auch
bei Theophanes und in den Excerpta de insidiis (aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhun-
derts) überliefert sind.16
Es ist allgemein bekannt, dass die gekürzte Fassung der Malalas-Chronik - die
Kürzung ist von Bedeutung insbesondere für die späteren Bücher - hauptsächlich
durch den Codex Baroccianus 182 der Bodleiana in Oxford (allgemein ins 12. Jahr-
hundert datiert; Mango plädierte für das 11.) überliefert ist und die Grundlage für die
Thurn’sche Edition darstellt.17 Die Handschrift bietet insbesondere für die Bücher
XVII und XVIII, wie ein Vergleich mit der slawischen Übersetzung18 und den ent-
sprechenden Parallelstücken in den konstantinischen Excerpta de insidiis zeigt, eine
z.T. stark gekürzte Textfassung. Schon der bloße Umfang des konstantinischen Ex-
zerpts vermag, verglichen mit der gekürzten Malalas-Fassung, eine Vorstellung davon
zu erwecken, wie umfangreich die ursprüngliche Chronographia gewesen sein mag.
13 Theophanes, Chronographia AM 6053 (S. 235, 1-8 de Boor); vgl. Brandes (2002), S. 42 mit Anm. 152;
PLRE III, s.n. Georgius 7, S. 515.
14 Siehe dazu ausführlicher Anm. 40-43.
15 PLRE III, s.n. Zemarchus 2, S. 1416; Brandes (2002), S. 42-43.
16 Die griechischen Texte sind am Ende dieses Beitrags als Appendix I abgedruckt. In Jeffreys/Jeffreys/
Scott (1986), S. 301-303 (im Subtext) findet sich eine sehr nützliche Zusammenstellung der
Abweichungen des Malalas-Wortlaut vom Text der Excerpta de Insidiis und des Theophanes, mit
Verweisen auf die Arbeiten von Rochow (1983), Cameron (1978) und Patzig (1891).
17 Zur handschriftlichen Überlieferung der Malalas-Chronik siehe zumindest Thurn (2000), S. n*-i2*;
jüngst Jeffreys (2016).
18 Zur slawischen Übersetzung siehe u.a. Cernyseva (1983); Franklin (1990); weitere Literatur ist in CPG
7511 verzeichnet.
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gegeben zu haben - namentlich der große Beiisar und der sehr einflussreiche kourator
Aitherios. Obwohl hier viel im Dunklen bleiben muss, soll in einem späteren Ab-
schnitt dieses Beitrags versucht werden, dem etwas näher nachzugehen.
Bereits kurze Zeit vor dem hier behandelten Komplott des Jahres 562 wird von
einer anderen (angeblichen) Verschwörung gegen den alten Kaiser berichtet, an der
ebenfalls ein kourator (κουράτωρ των Μαρίνης), Georgios (ein Verwandter der
Kaiserin Theodora), beteiligt war.13 Den Hintergrund stellte das gleich zu behandelnde
Gerücht im Jahre 560 dar, der Kaiser sei gestorben.14 Und im Mai 562 denunzierte
Georgios einen anderen kourator (κουράτωρ των ΠΛακιδίας), Zemarchos, wegen
angeblicher hochverräterischer Äußerungen gegen den Kaiser.15 Da Zemarchos seine
Karriere fortsetzen konnte, hatte die Denunziation wohl keinen Erfolg. Diese Episo-
den zeigen, dass es in den hier fraglichen Jahren (560/562) zu Auseinandersetzungen
innerhalb der Oberschicht kam; insbesondere unter den mächtigen Kouratoren gab
es Konflikte.
2. Die Quellenproblematik
Wichtigste und letztlich einzige Quelle über diese Ereignisse des Jahres 562 ist eben
die Chronik des Johannes Malalas. Die betreffende Passage gehört zu denen, die auch
bei Theophanes und in den Excerpta de insidiis (aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhun-
derts) überliefert sind.16
Es ist allgemein bekannt, dass die gekürzte Fassung der Malalas-Chronik - die
Kürzung ist von Bedeutung insbesondere für die späteren Bücher - hauptsächlich
durch den Codex Baroccianus 182 der Bodleiana in Oxford (allgemein ins 12. Jahr-
hundert datiert; Mango plädierte für das 11.) überliefert ist und die Grundlage für die
Thurn’sche Edition darstellt.17 Die Handschrift bietet insbesondere für die Bücher
XVII und XVIII, wie ein Vergleich mit der slawischen Übersetzung18 und den ent-
sprechenden Parallelstücken in den konstantinischen Excerpta de insidiis zeigt, eine
z.T. stark gekürzte Textfassung. Schon der bloße Umfang des konstantinischen Ex-
zerpts vermag, verglichen mit der gekürzten Malalas-Fassung, eine Vorstellung davon
zu erwecken, wie umfangreich die ursprüngliche Chronographia gewesen sein mag.
13 Theophanes, Chronographia AM 6053 (S. 235, 1-8 de Boor); vgl. Brandes (2002), S. 42 mit Anm. 152;
PLRE III, s.n. Georgius 7, S. 515.
14 Siehe dazu ausführlicher Anm. 40-43.
15 PLRE III, s.n. Zemarchus 2, S. 1416; Brandes (2002), S. 42-43.
16 Die griechischen Texte sind am Ende dieses Beitrags als Appendix I abgedruckt. In Jeffreys/Jeffreys/
Scott (1986), S. 301-303 (im Subtext) findet sich eine sehr nützliche Zusammenstellung der
Abweichungen des Malalas-Wortlaut vom Text der Excerpta de Insidiis und des Theophanes, mit
Verweisen auf die Arbeiten von Rochow (1983), Cameron (1978) und Patzig (1891).
17 Zur handschriftlichen Überlieferung der Malalas-Chronik siehe zumindest Thurn (2000), S. n*-i2*;
jüngst Jeffreys (2016).
18 Zur slawischen Übersetzung siehe u.a. Cernyseva (1983); Franklin (1990); weitere Literatur ist in CPG
7511 verzeichnet.