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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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I. Geschichtsschreibung als memoria
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Hölkeskamp, Karl-Joachim: Mythen, Monumente und Memorialkultur: die 'Corporate Identity' der gens Fabia
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0033
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Karl-Joachim Hölkeskamp

Reiterstatue des Fabius - konnte nämlich schon von den Zeitgenossen auch und ge-
rade als Anspielung auf den Mythos der Abstammung der gens Fabia gelesen werden:
Danach soll der Stammvater das Produkt eines ,one-night stand‘ zwischen Herakles
und einer namenlosen Nymphe oder auch einem sterblichen Mädchen gewesen sein -
diese ebenso intensive wie folgenreiche Begegnung soll in einer Grube {fovea) am
Ufer des Tiber stattgefunden haben, und aus diesem Wort habe sich dann der Gen-
tilname der Fabier entwickelt. Damit noch nicht genug: zu einem nicht bekannten,
wohl späteren Zeitpunkt wurde daraus eine Tochter des Euander, also jenes mythi-
schen Helden und Kulturstifters aus Arkadien, der die erste Siedlung auf dem Palatin
gegründet haben soll. Und nach einigen Überlieferungsvarianten, um die symbolische
Vernetzung noch zu steigern, wurde eben diesem Euander auch die Etablierung der
erwähnten Hercules-Monumente auf dem Forum Boarium zugeschrieben.41
Mit der Stiftung dieses doppelten Denkmals und durch die dadurch vermittelte
hintersinnig-mehrdeutige Message gelang dem Cunctator ein Coup, durch den der
corporate identity4 der gens Fabia eine ganz neue, eigene Dimension hinzugefügt
wurde - diese Kombination eines Monuments der Erinnerung an die gewissermaßen
Jungen4 kriegerischen Großtaten des Stifters mit der Verortung der genealogischen
Anfänge der uralt-ehrwürdigen patrizischen gens Fabia in den hehren mythischen
Ursprüngen der Stadt stellte geradezu ein Alleinstellungsmerkmal dar, das auch noch
auf Dauer in die politisch-sakrale und memoriale Topographie und das kollektive und
eben monumentale Gedächtnis der Stadt eingeschrieben wurde, und dürfte damit
eine besonders wertvolle Einlage in ihrem „symbolischen Kapital44 gewesen sein.
Immerhin bot auch das Medium der Münzen den Münzmeistern eine allgemein
akzeptierte Möglichkeit, auf den Abstammungsmythos ihrer jeweiligen gens hinzu-
weisen. Bereits im Jahre 269 war der Kopf des Herakles nämlich in einem doppelt
interessanten Kontext aufgetaucht - und zwar auf der Vorderseite der ersten Silber-
prägungen, deren Rückseite mit der Wölfin, die die Zwillinge säugt, eine unmissver-
ständliche Anspielung auf den Gründungsmythos zeigt:42 Die Darstellung bezieht
sich sicherlich auf die bekannte Statue, welche die Brüder Ogulnii im Jahre 296 aus
Strafgeldern hatten errichten lassen.43 Nun war einer der beiden Brüder, ChOgulnius
Gallus, Consul - und nicht zufällig war es auch das Jahr des Consulats eines Fabius,
nämlich des C. Fabius Pictor, des Sohnes des erwähnten Malers und Vaters des gro-
ßen Geschichtsschreibers, auf den natürlich noch zurückzukommen sein wird. Es ist
immerhin nicht ausgeschlossen, dass darin eine erste, frühe Andeutung des fabischen
Abstammungsmythos zu sehen ist.
In einem anderen, dem wichtigsten performativen Medium gentilizischer Selbst-
darstellung war eine Anspielung auf einen solchen Mythos more maiorum allerdings

41 Plutarchus, Fabius 1,1; Festus, de Verborum S. 77 Lindsay s.v. Fovi; Ovidius, Fasti II, 237; Silius Italiens,
Punica VII,35; VIII,227; luvenal, Saturae VIII14, sowie zu Euander Macrobius, Saturnalia III 11,7; 12,4;
Tacitus,^»»«/« XV 41,1; Strabo, GeographicaN 3,3 (C230).

42 Crawford, RRC Nr. 20/1 und S. 714.

43 Livius, ab Urbe condita X 23,11-12 und dazu Oakley (2005b) ad loc.; E. Papi, s.v. Statua: Lupa, Romulus

et Remus, LTUR 5 (1999), S. 290-291, mit weiteren Nachweisen.
 
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