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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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II. Memoria und Kaisertum
DOI chapter:
Mecella, Laura: Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0091
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Laura Mecella

Tätigkeit mehrerer Marzbäne - bei denen sich oft Abkömmlinge alter Adelsfamilien
(wie die Mihräniden) finden - ab dem 4. Jh. n.Chr.28 Der Titel war also offensicht-
lich vor allem im Spätantiken Persien weit verbreitet, was gewiss Einfluss auf Malalas’
Sprachgebrauch (oder den seiner Quelle) gehabt hat; dass dieser Name jedoch in der
parthischen Zeit der westlichen Geschichtsschreibung nicht unbekannt war, beweist
das interessante Zeugnis von Flavius Josephos. Mit Blick auf den Feldzug nach Judäa
unter dem parthischen Prinzen Pakoros in den Jahren 40 bis 38 v.Chr., auf den wir in
Kürze noch zurückkommen werden, erinnert der Historiker daran, dass es an Pakoros’
Seite einen Heerführer namens Βα(ρ)ζαφράνης σατράπης gab.29 In der entspre-
chenden Zusammenfassung der Antiquitates ludaicae von Photios wird sein Name zu
Βαζαφαρμάνης, während er bei Zonaras (in einem Abschnitt möglicherweise von
Cassius Dio, der für uns nicht erhalten ist) als Βαρζαφαρμάνης bezeichnet wird.30
Der Gleichklang mit Malalas’ Anrede ist so offensichtlich, dass er nicht übergangen
werden darf: Es ist also wahrscheinlich, dass sich auch hinter dem von Josephos wie-
dergegebenen Namen (von dem Photios und Zonaras abhängen) ursprünglich ein
marzbän verbirgt. Wie andere Verwaltungstermini konnte dieser schließlich auch als
Eigenname verwendet werden31 und es ist auch nicht auszuschließen, dass Josephos
selbst oder seine Quelle einen Amtstitel mit einem Eigennamen verwechselt hat. Wie
wir später noch sehen werden, ist das Echo des parthischen/persischen marzbän so-
wohl in Josephus’ als auch in Malalas’ Erzählung wahrscheinlich nicht zufällig; außer
Zweifel steht jedenfalls die Verbindung zwischen Malalas’ βαρζαμανάτας und der
politisch-militärischen Sphäre, da auch in Josephos’ Erzählung Βα(ρ)ζαφράνης ein
Satrap und Heerführer 1st.32

28 Siehe den ausgezeichneten Überblick von Khurshudian Αμβ), passim und bes. S. 58-72 und 181-183, der
die Kernelemente des Problems so zusammenfasst: „Die Marzbänen haben offenbar schon in parthi-
scher Zeit aufgehört, Statthalter (Markgrafen) nur der Grenzprovinzen zu sein. Als vom Sähänsäh
eingesetzte Provinzverwalter erhielten die Marzbänen auch die Vorrechte der Militärmacht, eine Situ-
ation, die besonders für den spätsasanidischen Iran charakteristisch ist“ (Zitat auf S. 16). Zu den epigra-
phischen Nachweisen des Ausdrucks im parthischen Zeitalter siehe auch Weber (2010), S. 508-510.

29 losephus, Antiquitates ludaicae XIV 330 und Bellum ludaicum 248; siehe auch Antiquitates ludaicae XIV
333, 341, 343, 346; XV 12; XX 245; Bellum ludaicum 249, 255. Die Lektion Βαρζαφράνης ist jene, die
immer in den Codices Ambrosianus F128sup., Laurentianus graecus 10plut. 69 und Vaticanusgraecus 984
in Bezug auf die Antiquitates ludaicae bestätigt wird, während für den Bellum ludaicum der Parisinus
graecus 142g zwischen Βαρζαφράνης und Βαζαφράνης schwankt; Βαζαφράνης ist manchmal
auch in anderen Handschriften vorhanden und wird von Niese als die bessere Form beurteilt. In der
restlichen handschriftlichen Tradition wimmelt es von Varianten: Βαρζαφάνης, Βαρζαφαρμάνης,
βαρζαφραμάνης, βαρσαφραμόνης, βαζαφαρμάνης, βαζαρφαρμάνης (siehe die Apparate
der kritischen Ausgaben von Niese und Pelletier).

30 Photius, Bibliotheca cod. 238,315b und 318a; Zonaras, Epitome Historiarum V 9 (1356, Z. 4 und 7). Die in
Moses Chorenensis widergespiegelte Tradition gibt den Ausdruck in der englischen Transliteration
von Thomson mit Barzap’ran wieder und macht aus der Figur einen armenischen Prinzen (Moses
Chorenensis, Historia Armeniorum II 19, siehe dazu die Erwägungen unten). Zur Figur siehe Justi
(1895), S. 65 (s.v. Βαρζαφάρνης) und Karras-Klapproth (1988), S. 45-47 (Barzapharnes).

31 Justi (1895), S. 197-198; Khurshudian (1998), S. 73.

32 Auch Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 270 mit Anm. 25, war anhand des Vergleiches mit dem
iranischen bardz (hoch, erhaben) der Ansicht, dass der Ausdruck mehr oder weniger mit dem griechi-
schen αρχιεπίσκοπος vergleichbar sei und übersetzte ihn mit „Beauftragter“, „Oberaufseher“. Unsi-
 
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