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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

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II. Memoria und Kaisertum
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Mecella, Laura: Antiochia und die historische Erinnerung an die Römisch-Parthischen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0095
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Laura Mecella

Mut und seine militärische Tüchtigkeit aufgefallen war.42 Obwohl nur spärliche Infor-
mationen zur Verfügung stehen, ist offensichtlich, dass die Parther die Kontrolle über
das gesamte Syrien noch zumindest ein Jahr lang, von 40 bis 39 v. Chr. halten konnten;
Downey nimmt einleuchtenderweise an, dass in dieser heiklen Lage die wichtigste
Stadt der Region, nämlich Antiochia, als Hauptquartier auserwählt wurde.43
Die Anwesenheit der Parther im Gebiet wird durch einen Wechsel in der Münz-
prägung bestätigt. Statt nach der cäsarischen Ära wird nunmehr nach der seleukidi-
schen gezählt (die auch in Ktesiphon in Verwendung war), und auch die Ikonographie
zeigt Motive, die sich auf den parthischen Sieg zurückführen lassen:44 Wir haben also
Grund zu der Annahme, dass diese Präsenz zumindest für einen kurzen Zeitraum das
Ausmaß einer echten Annexion annahm.45 Aber das ist nicht alles. Cassius Dio be-
hauptet bezeichnenderweise, dass Pakoros’ Herrschaft von den Syrern sehr geschätzt
wurde:46 Da die Syrer erst vor ein paar Jahrzehnten in die Gewalt des römischen
Reiches geraten waren und bereits unter dessen strengem und ungerechtem Steuer-
system litten, ist es wahrscheinlich, dass ihnen die hellenisierende parthische Kultur
im Vergleich zu den brutalen Methoden der römischen Provinzialisierung näher er-
schien.47 Die Städte Syriens waren mit Ausnahme von Tyros ohne Schwierigkeiten zu
42 Livius, Periochae 127; Strabo, Geographica XVI 1,28 und 2,8; Velleius Paterculus, Historia Romana II 78,1;
losephus, Antiquitäten ludaicae XIV 330-395,420-421,434; losephus, Bellum ludaicum 248-292,309,317;
Appianus, Syriaca 51-52 und Bella civilia V 65; Cassius Dio, Historiae Romanae XLVIII 24,3-26,5;
XLVIII 39,1-41, 6; XL 19,1-21,3; Iulius Africanus, Chronographiae F89,9-i5 und 22-32; Florus, Epitome
II 19,3-7; Festus, Breviarium XVIII1; lustinus, Epitoma XLII 4,7-n. Vgl. auch Horatius, Carmina III
6,9-12 und Tacitus, Historiae V 9,1. Zum römischen Gegenangriff siehe Marasco (1987), S. 38-39,43-46,
55-57; Brizzi (2016), S. 745. Allgemeiner Münzer (1924); Debevoise (19692), S. 108-120 und 207-208;
Ziegler (1964), S. 34-35; Bivar (1983), S. 56-58; Karras-Klapproth (1988), S. 119-123 (Pakoros I.), 126-127
(Pakoros), 150-151 (Phranipates)·, Lerouge (2007), S. 85-86; dies. (2010), derzufolge die Episode eher für
die Rekonstruktion der römischen Bürgerkriege als für die Geschichte der römisch-parthischen Bezie-
hungen von Bedeutung ist.
43 Downey (1961), S. 159-160.
44 Seyrig (1950), S. 12,19; Downey (1961), S. 160; Marasco (1987), S. 90-91.
45 Siehe e.g das Urteil von Dubrowa (2011a), S. 113-114: „Pacorus [...] was dispatched by his father to
Syria at the head of a large army to subjugate it on behalf of the Arsacids [...]. In order to complete his
mission, he was given authorization by his father that went beyond military command and included a
right to make any necessary political and administrative decisions regarding captured territories“. Es ist
darüber hinaus bedeutsam, dass sich Pakoros auf den in der Heimat geprägten Münzen nach römischer
Mode mit kurzen Haaren und ohne Bart hat abbilden lassen: Sellwood (1983), S. 291.
46 Cassius Dio, Historiae Romanae XLVIII 26,1: τελευτήσαντος δε αυτού ό μεν Πάκορος τήν
Συρίαν έχειρούτο, καί πάσαν γε αυτήν πλήν Τύρου κατεστρέψατο· ταύτην γάρ ο'ί τε
'Ρωμαίοι οί περιλιπεις καί οί επιχώριοί οί όμοφρονούντές σφισι προκατέλαβον, καί ούτ'
άναπεισθήναι ούτε βιασθήναι (ναυτικόν γάρ ούδεν είχεν) ήδυνήθησαν. ούτοι μεν ούν
άνάΛωτοι έμειναν τά δ' άλλα ό Πάκορος Λαβών ές Παλαιστίνην έσεβαλε [...].
47 Anders Marasco (1987), S. 32-34, nach dessen Meinung man das Ausmaß der von Labienus erzielten
Zustimmung nicht überbewerten sollte. Ihm zufolge sei das Gelingen der parthischen Invasion eher
der Desertion der römischen Truppen und der Unterstützung der anderen östlichen Herrscher zuzu-
schreiben. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Städte, die den Invasoren den größten
Widerstand entgegenbrachten, jene in Kleinasien waren (Gnoli (2004), S. 264), und dass bereits für den
vorhergehenden parthischen Einfall im Jahr 51 Cicero Aufstände in Syrien bestätigt, die wahrschein-
lich durch proparthische Faktionen angefacht wurden (Cicero, Epistulae adfamiliaresPH 1,3-5 und 2ό)·
 
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