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Hanns Christof Brennecke
βαρβάρων πάντα λη'ίζομένων, Θράκην δέ πλήθος θύννων των πάλαι
Μασσαγετών έπιδραμόντων, καί τον Ίστρον διαβάντων μηδενός άμύ-
νοντος, αυτού δέ γε Ζήνωνος τά επίλοιπα βαρβαρικω τω τρόπω προς
βίας άφαιρουμένου.24
Die Charakterisierung Zenons durch Euagrios erinnert an die des Maxentius durch
Eusebius von Cäsarea.25 Der Usurpation des nun auch für Euagrios eindeutigen mia-
physitischen Häretikers Basiliskos26 kann er so sogar eine gewisse Berechtigung nicht
absprechen: Auch Basiliskos verabscheut den schändlichen Lebenswandel Zenons:
Έπαναστάντος δέ οί Βασιλίσκου τού Βερίνης άδελφού - καί τά οικεία
γάρ αύτω έκπεπολέμωτο, πάντων έπ' ίσης τον αίσχιστον αύτού βίον
άποστρεφομένων -, άνδρικόν μέν ούδέν όλως έφρόνησεν - άγεννές γάρ
καί δύσελπιή άνοσιουργία, έκ τής περί τάς ήδονάς ήττης τεκμηριούσα
τό άνανδρον -, φεύγει δέ προτροπάδην τής τοσαύτης άρχής άκονιτί πα-
ραχωρήσας τω Βασιλίσκω.27
24 Evagrius, Historia ecclesiastica III 1-2 (S. 99,4-100,13 Bidez/Parmentier) „1. Als Zenon nach dem Tod
seines Sohnes die Herrschaft allein ausübte, meinte er anscheinend, dass er das Ganze nicht beherr-
schen könnte, wenn er nicht auch allen ihm begegnenden Lüsten in voller Freiheit nachginge, und
lieferte sich von Anfang an dermaßen dem Ansturm der Begierden aus, dass er nichts Unschickliches
und Ungesetzliches unterließ, sondern so darin zu Hause war, dass er glaubte, für einen niedrigen
Menschen gehöre es sich, das im Dunkeln und Verborgenen zu tun, es sei aber kaiserlich und nur für
einen Selbstherrscher angemessen, das vor aller Augen und gleichsam weithin sichtbar zu tun - ein
schlechtes Urteil und eines Sklaven würdig. Denn einen Selbstherrscher erkennt man nicht daran, dass
er fähig ist, über andere zu herrschen, sondern daran, dass er zuerst über sich selbst herrscht und Gewalt
hat und nichts Ungebührliches an sich heranlässt und für Unmäßigkeiten so unannehmbar ist, dass er
als ein lebendes Abbild der Tugenden zur Nachahmung einlädt und die Untergebenen erzieht. Wer
sich aber den Lüsten öffnet, wird bald, ohne es zu merken, ein schändlichster Sklave, ein Gefangener,
den man nicht auslösen kann, der, wie die unbrauchbaren unter den Sklaven, ständig seine Herrschaf-
ten wechselt, da ja die Lüste, die ihn beherrschen, zahllos sind und ohne Ende aufeinander folgen und
aneinander hängen; denn die gerade gegenwärtige Lust bleibt nicht stehen, sondern wird Zündstoff
und Vorstufe für eine weitere, bis einer entweder wirklich ein Selbstherrscher wird und die Pöbelherr-
schaft der Lüste vertreibt, nunmehr herrschend ohne beherrscht zu werden, oder bis er, ein Sklave bis
zu seinem Lebensende, in den Hades hinabfährt. 2. So führte Zenon von Anfang an ein zügelloses
Leben; die Untertanen im Osten und Westen machten Schlimmes durch, da hier die skenitischen
Barbaren alles verwüsteten, dort die Hunnen, die früher Massageten hießen, Thrakien in großen Scha-
ren überrannten und die Donau überschritten, ohne dass jemand sie hinderte, und Zenon das, was diese
übriggelassen hatten, auf barbarische Weise gewaltsam wegnahm.“ (S. 333-335 Hübner).
25 Eusebius, Historia ecclesiastica VIII14; IX 9; Eusebius, Vita Constantini I 26; 33-38.
26 Evagrius, Historia ecclesiastica III 3 (S. 100,24-27 Bidez/Parmentier): Ούτω γουν ό Βασιλίσκος τόν
στέφανον τής 'Ρωμαίων αρχής άναδησάμενος, καί τόν παΐδα Μάρκον άνειπών Καίσαρα,
απ' εναντίας τω Ζήνωνι καί τοΐς προβεβασιλευκόσιν ήει. „So setzte sich also Basiliskos die
Krone des römischen Reiches auf, ernannte seinen Sohn Marcus zum Caesar und schlug einen Weg
ein, der dem Zenons und seiner Vorgänger entgegengesetzt war.“ Es folgt Historia ecclesiastica III 4 das
gegen die Beschlüsse von Chalkedon gerichtete miaphysitische Encyclion des Basiliskos. (S. 335 Hüb-
ner).
27 Evagrius, Historia ecclesiastica III3 (S. 100,14-20 Bidez/Parmentier). „Als sich Basiliskos, der Bruder der
Verina, gegen ihn erhob - denn auch die Verwandten waren mit ihm verfeindet, die alle in gleicher
Weise seinen schändlichen Lebenswandel verabscheuten -, zeigte Zenon keine Spur von Tapferkeit -
denn die Schändlichkeit ist unedel und ohne Hoffnung und zeigt schon durch ihre Schwäche gegen-
Hanns Christof Brennecke
βαρβάρων πάντα λη'ίζομένων, Θράκην δέ πλήθος θύννων των πάλαι
Μασσαγετών έπιδραμόντων, καί τον Ίστρον διαβάντων μηδενός άμύ-
νοντος, αυτού δέ γε Ζήνωνος τά επίλοιπα βαρβαρικω τω τρόπω προς
βίας άφαιρουμένου.24
Die Charakterisierung Zenons durch Euagrios erinnert an die des Maxentius durch
Eusebius von Cäsarea.25 Der Usurpation des nun auch für Euagrios eindeutigen mia-
physitischen Häretikers Basiliskos26 kann er so sogar eine gewisse Berechtigung nicht
absprechen: Auch Basiliskos verabscheut den schändlichen Lebenswandel Zenons:
Έπαναστάντος δέ οί Βασιλίσκου τού Βερίνης άδελφού - καί τά οικεία
γάρ αύτω έκπεπολέμωτο, πάντων έπ' ίσης τον αίσχιστον αύτού βίον
άποστρεφομένων -, άνδρικόν μέν ούδέν όλως έφρόνησεν - άγεννές γάρ
καί δύσελπιή άνοσιουργία, έκ τής περί τάς ήδονάς ήττης τεκμηριούσα
τό άνανδρον -, φεύγει δέ προτροπάδην τής τοσαύτης άρχής άκονιτί πα-
ραχωρήσας τω Βασιλίσκω.27
24 Evagrius, Historia ecclesiastica III 1-2 (S. 99,4-100,13 Bidez/Parmentier) „1. Als Zenon nach dem Tod
seines Sohnes die Herrschaft allein ausübte, meinte er anscheinend, dass er das Ganze nicht beherr-
schen könnte, wenn er nicht auch allen ihm begegnenden Lüsten in voller Freiheit nachginge, und
lieferte sich von Anfang an dermaßen dem Ansturm der Begierden aus, dass er nichts Unschickliches
und Ungesetzliches unterließ, sondern so darin zu Hause war, dass er glaubte, für einen niedrigen
Menschen gehöre es sich, das im Dunkeln und Verborgenen zu tun, es sei aber kaiserlich und nur für
einen Selbstherrscher angemessen, das vor aller Augen und gleichsam weithin sichtbar zu tun - ein
schlechtes Urteil und eines Sklaven würdig. Denn einen Selbstherrscher erkennt man nicht daran, dass
er fähig ist, über andere zu herrschen, sondern daran, dass er zuerst über sich selbst herrscht und Gewalt
hat und nichts Ungebührliches an sich heranlässt und für Unmäßigkeiten so unannehmbar ist, dass er
als ein lebendes Abbild der Tugenden zur Nachahmung einlädt und die Untergebenen erzieht. Wer
sich aber den Lüsten öffnet, wird bald, ohne es zu merken, ein schändlichster Sklave, ein Gefangener,
den man nicht auslösen kann, der, wie die unbrauchbaren unter den Sklaven, ständig seine Herrschaf-
ten wechselt, da ja die Lüste, die ihn beherrschen, zahllos sind und ohne Ende aufeinander folgen und
aneinander hängen; denn die gerade gegenwärtige Lust bleibt nicht stehen, sondern wird Zündstoff
und Vorstufe für eine weitere, bis einer entweder wirklich ein Selbstherrscher wird und die Pöbelherr-
schaft der Lüste vertreibt, nunmehr herrschend ohne beherrscht zu werden, oder bis er, ein Sklave bis
zu seinem Lebensende, in den Hades hinabfährt. 2. So führte Zenon von Anfang an ein zügelloses
Leben; die Untertanen im Osten und Westen machten Schlimmes durch, da hier die skenitischen
Barbaren alles verwüsteten, dort die Hunnen, die früher Massageten hießen, Thrakien in großen Scha-
ren überrannten und die Donau überschritten, ohne dass jemand sie hinderte, und Zenon das, was diese
übriggelassen hatten, auf barbarische Weise gewaltsam wegnahm.“ (S. 333-335 Hübner).
25 Eusebius, Historia ecclesiastica VIII14; IX 9; Eusebius, Vita Constantini I 26; 33-38.
26 Evagrius, Historia ecclesiastica III 3 (S. 100,24-27 Bidez/Parmentier): Ούτω γουν ό Βασιλίσκος τόν
στέφανον τής 'Ρωμαίων αρχής άναδησάμενος, καί τόν παΐδα Μάρκον άνειπών Καίσαρα,
απ' εναντίας τω Ζήνωνι καί τοΐς προβεβασιλευκόσιν ήει. „So setzte sich also Basiliskos die
Krone des römischen Reiches auf, ernannte seinen Sohn Marcus zum Caesar und schlug einen Weg
ein, der dem Zenons und seiner Vorgänger entgegengesetzt war.“ Es folgt Historia ecclesiastica III 4 das
gegen die Beschlüsse von Chalkedon gerichtete miaphysitische Encyclion des Basiliskos. (S. 335 Hüb-
ner).
27 Evagrius, Historia ecclesiastica III3 (S. 100,14-20 Bidez/Parmentier). „Als sich Basiliskos, der Bruder der
Verina, gegen ihn erhob - denn auch die Verwandten waren mit ihm verfeindet, die alle in gleicher
Weise seinen schändlichen Lebenswandel verabscheuten -, zeigte Zenon keine Spur von Tapferkeit -
denn die Schändlichkeit ist unedel und ohne Hoffnung und zeigt schon durch ihre Schwäche gegen-