Metadaten

Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI Kapitel:
II. Memoria und Kaisertum
DOI Kapitel:
Brennecke, Hanns Christof: Hagiographie als Kaisermemorie - Kaiser Zenon in der Vita Danielis
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0115
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114 Hanns Christof Brennecke

unbekannten Eustathios zurückgehe.39 Aber gerade da, wo Euagrios sich explizit auf
Eustathios beruft, wird ein negatives Urteil des Eustathios über Zenon nicht recht
deutlich.40
Für die byzantinische kirchengeschichtliche Überlieferung über die Herrschaft
Zenons ist noch der etwas ältere Theodoros Anagnostes (Lektor)41 wichtig, den die
späteren Byzantiner viel benutzt haben.42 Theodoros stand als strikter Anhänger der
Beschlüsse der Synode von Chalkedon in Opposition zu der den Miaphysitismus
begünstigenden Kirchenpolitik des Kaisers Anastasios (491-518), des Nachfolgers
Zenons,43 und hat seine Kirchengeschichte vielleicht sogar im Exil verfasst.44 Völlig im
Gegensatz zu Euagrios, der ja ebenfalls eine,Kirchengeschichte4 verfasst hatte, beurteilt
er Zenon offenbar eher aus ausschließlich theologischer und kirchenpolitischer Sicht
und kritisiert, dass Zenon die Bischöfe im Osten gezwungen hatte, das Henotikon zu
unterschreiben und mit dem Häretiker Petros Mongos in Gemeinschaft zu treten:
Ό δέ Ζήνων τή βουλή Ακακίου τούς κατά τήν έωαν επισκόπους έβιάζετο
ύπογράψαι τω ένωτικω καί κοινωνήσαι Πέτρω τω Μογγω.45
Πολλοί των επισκόπων ανατολής φόβω Ζήνωνος καί Ακακίου τω
Μογγω έκοινώνησαν, πολλοί δέ μέχρι θανάτου ύπέρ τής αλήθειας
διηγωνίσαντο.46
Allerdings geben die wenigen Fragmente des Theodoros zu seiner Beurteilung Ze-
nons sehr wenig her.47 Aber dass bei diesen beiden chalkedonensischen Kirchenhis-
torikern des sechsten Jahrhunderts Zenon zwar negativ beurteilt wird, dies aber aus
völlig unterschiedlichen Gründen, erscheint zumindest bemerkenswert.
Die nur noch in einer syrischen Übersetzung überlieferte Chronik des Styliten
Josua48 aus der Zeit der Regierung des Anastasios49 beurteilt zwar eigentlich Zenon
selbst nicht, bestätigt aber, dass Zenon von der Konstantinopolitaner Oberschicht und
39 Feld (2005), S. 279-280. Warum Feld Eustathios als Kirchenhistoriker bezeichnet, ist mir nicht klar
geworden.
40 Vgl. die Fragmente bei Müller: Fragment. 2 = Evagrius, Historia eccelsiastica II 15; Fragment 3 = Eva-
grius, Historia ecclesiastica III 25; Fragment 4 = Evagrius, Historia ecclesiastica III 27; Fragment 5 = Eva-
grius, Historia ecclesiastica III 29.
41 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 400-445 (S. 112-125 Hansen); zu Theodorus vgl.
die Edition von Hansen, S. IX-XXXIX.
42 Hansen (1971), XIX-XXIV; XXIX-XXXIV. Euagrios hat aber Theodorus offensichtlich nicht benutzt;
vgl. Hansen (1971), S. XIX; Allen (1981), S. 6-11; Hübner (2007), S. 53-56.
43 PLRE II, s.n. Anastasius 4, S. 78-80; Meier (2009).
44 Hansen (1971), S. IX-XI; Brennecke (2013), S. 70-71.
45 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 429 (S. 118, 29-30 Hansen = Theophanes, Chrono-
graphia AM 5980 [S. 132,18-20 de Boor]: „Auf den Rat des Akakios hin zwang Zenon die Bischöfe im
Osten, das Henoticon zu unterschreiben und in Gemeinschaft mit Petros Mongus zu treten.“
46 Theodorus Anagnostes, Historia ecclesiastica, Epitome 430 (S. 118, 31-32 Hansen): „Viele Bischöfe des
Westens traten aus Furcht vor Zenon und Akakios mit Petros Mongus in Gemeinschaft; viele aber
kämpften bis zum Tod für die Wahrheit.“ Für diese Behauptung gibt es sonst keinerlei Beleg.
47 Vgl. Laniado (1991), S. 156-157.
48 Ed. von Luther.
49 Luther, S. 1-28.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften