Metadaten

Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI chapter:
III. Ausformungen kirchlicher memoria
DOI chapter:
Watta, Sebastian: Materielle Erinnerung: Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten des Nahen Ostens
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0162
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Materielle Erinnerung. Formen der memoria in den kirchlichen Mosaikpavimenten 161
noch in einem Bereich, der der Aufmerksamkeit der anderen Gemeindeangehörigen
zugänglich war.39 In vielen Fällen war dies das Areal der Sanktuariumsstufen vor der
Schranke des Altarraums. Als deutliches Beispiel lässt sich hier der Mosaikboden des
Naos der Kirche des hl. Stephanos in Umm er-Rasas anführen.40
Vor der Längsachse der Sanktuariumsschranke finden sich in den Seitenschiffen
der Kirche des hl. Stephanos in Khirbet Umm er-Rasas - der Naos wurde dort im
Jahre 718 n.Chr. mit Mosaiken belegt - separat gerahmte Bildfelder mit mehreren
Stifterdarstellungen und Inschriften mit Fürbitten um Erinnerung (Abb. 5-7).41
Das annähernd rechteckige Feld des nördlichen Seitenschiffs zeigt eine Komposi-
tion in zwei Registern (Abb. 6). Im unteren Bereich stehen vier später im Kontext der
sogenannten „ikonophoben Eingriffe“ unkenntlich gemachte Personen, die Objekte
in ihren Händen halten und durch Inschriften als Stifter der Kirche ausgewiesen sind,
zwischen zwei fruchttragenden Bäumen und einer langstieligen Pflanze.42 Der obere
Feldbereich wird von einem mit der Beischrift ΔηβΙΛάτΙον („Diblaton“) verbun-
denen Giebelhaus mit einem von Säulen flankierten Eingang sowie zwei südlich an-
grenzenden Inschriftenblöcken eingenommen: Μνήσθιτη, | Κ(ύρι)ε, των δού|Λον
σο^ Πετρ|όνα ΡαββουΙΙς (καί) τον αύτο|ύ τέκνον; Μνίσθητη, | Κ(ύρι)ε,
το νδούΛον | σουΣαμουίΛου | (καί) Αβεσοβεου II πατρός Ουαβας.43 Bei der
inschriftlich benannten Architekturabbreviatur „Diblaton“ handelt es sich offenbar
um eine Siedlung der Region, deren Bewohner ebenfalls zur Ausstattung der Kirche
beigetragen hatten, was in dieser zusammenfassenden Bildform verewigt wurde.44
Das östliche Feld des südlichen Seitenschiffs vor dem Sanktuarium ist ähnlich
gestaltet (Abb. 7): In der Bildfläche steht eine später gelöschte Gestalt mit Na-
mensbeischrift (Αβίβ |υίός Ζω|γο|ν.; „Abib, Sohn des Zogon“) zwischen einem
Fruchtbaum und einer aus mehreren Giebelhäusern gebildeten Architekturabbrevi-
atur, die mit Λίμβον („Limbon“) benannt wird. Die linke Partie der Bildfläche neh-
men zwei Inschriftenblöcke ein: Κ(ύρ0ε, μνήσΙ θιτη τού δ|ούΛου σου Κ|αηουμ
μονΙΙαχού πρ(εσβυτέρ)ου Φισγα; Μνήσθη|τι, Κ(ύρι)ε, τούς δ|ούΛους σου
τού|ς ψιφωθέτ II ας ούς γινόσκις τα ώνόμα(τα).45

39 Baumann (1999), S. 289-291; Michel (2001), S. 56. Siehe zu diesem Aspekt auch Watta (2015), S. 358-359.

40 Piccirillo (1994a), S. 82-92; Piccirillo (1994b), S. 134-164; Piccirillo (1997), S. 218-231, 238-239 Abb. 344-
358,380-387; Michel (2001), S. 388-394 Nr. 144c Abb. 364-369; Talgam (2014), S. 387-391.

41 Bei der Jahresangabe zur Bauausstattung in der Bauinschrift der Kirche handelt es sich offenbar um
eine nachträgliche Veränderung. Zur Rekonstruktion der ursprünglichen Angabe und damit zur Da-
tierung des Mosaikpavimentes des Naos in das Jahr 718 n.Chr. siehe Schick (1991), S. 75-78; Schick
(1995), S. 472-473 Taf. 12-13.

42 Zum Phänomen der „Ikonophobie“ im Nahen Osten und seinen Auswirkungen siehe zuletzt zusam-
menfassend Schick (2015).

43 Edition der Inschrift nach Piccirillo (1994c), S. 249-250 Nr. 6 a-d.; Übersetzung: „Erinnere dich, Herr,
deiner Diener, des Petros, Sohn des Rabbos und seiner Kinder; Erinnere dich, Herr, deiner Diener, des
Samuelos und des Abesobeos, des Vaters des Ouaias.“

44 Diblaton, als „Almon Diblataim“ bereits im Alten Testament genannt, wird mit der zwischen Ma in
und Madaba befindlichen Ortslage et-Taim identifiziert; Piccirillo (1994c), S. 253 Nr. 10.

45 Inschriften nach Piccirillo (1994c), S. 251-253 Nr. 8 a-c; Übersetzung: „Herr, erinnere dich deines Die-
ners, des Kaioum, Mönch und Presbyter von Phisga; Erinnere dich, Herr, deiner Diener, der Mosaizis-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften