Metadaten

Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI chapter:
V. Memoria unter Justinian
DOI chapter:
Gengler, Oliver: Memoria und Gesetzgebung: Vergangenheit und Gegenwar in den Justinianischen Novellen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0249
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
248

Olivier Gengier

Wiederholt begegnet in der Vorrede die Aussage, dass der Kaiser zu Gunsten seiner
Untertanen wirke:24 ut nostri subiecti sub omni quiete consistant (.. J utilitatem nostris
subiectis^ nostris subiectis incrementum maximum percipientibus,^ ... Eine Idee, die
noch im Schluss des Gesetztextes deutlich und kräftig geäußert wird:
Haec igitur tua celsitudo Universa cognoscens in omnibus gentibus sub se constitutisfieri
manifesta procuret, sollemniter praeceptis Utens apud omnes provinciarum praesides, ut
ipsi cognoscentes nostrum circa subiectos Studium et quam habemus circa ordinationem
iudicum voluntatem, considèrent, quanta eis bona participantur, neque imperii medelae
pro eorum felicitate parcentes.
Von dem Ganzen wird Deine Hoheit mithin Kenntnis nehmen, und wird dafür
Sorge tragen, dass es allen Uns untergebenen Nationen bekannt werde, indem Du,
wie es Brauch ist, an alle Statthalter der Provinzen Befehle ergehen lassen wirst,
damit sie von Unserem Eifer zugunsten Unserer Untertanen und von Unserem
Willen in Betreff der Einsetzung der Obrigkeiten unterrichtet werden und da-
durch betrachten, welcher großen Vorteile Wir sie teilhaftig gemacht haben, in-
dem Wir, um ihr Wohlsein zu begründen, nicht einmal die kaiserlichen Diener
geschont haben.27
Der Adressat des Gesetzes ist hier das Volk selbst. Im 10. Kapitel richtet Justinian
sogar direkt das Wort an seine Untertanen: Das Ende des Ämterkaufs wurde vorange-
hend als Möglichkeit dargestellt, eine Ausbeutung der Provinzen durch die Beamten
zu vermeiden; im Gegenzug erwartet der Kaiser von seinen Untertanen die faire Be-
zahlung des Tributs, da der Kaiser Geld für seine Feldzüge braucht:
scientibus vobis nostris subiectis, quia militares expensae et hostium insecutiones multa
egent diligentia, et non possunt citra pecunias haec agi, causa videlicet nullam recipiente
dilationem, neque nobis concedentibus despici Romanorum terram diminutam: qui et
Libyam omnem reparavimus et Vandalos in servitutem redegimus et plurima adhuc et
maiora horum speramus a deopercipere et agere,pro quibus competens estfiscalia tributa
sine imminutione et devote et secundum definita exigi tempora.
Denn es ist euch, Unsere Untertanen, bekannt, dass die Kriegsbedürfnisse und die
Verfolgung der Feinde eine große Berücksichtigung erheischen und ohne Geld
unmöglich sind, da die Sache keinen Aufschub duldet, und Wir Uns nicht damit
abfinden, das römische Reich verkleinert zu sehen; Wir haben vielmehr das ganze
Libyen wieder erobert, die Vandalen unterjocht, und hoffen, dass wir mit Gottes
Hilfe noch weit größere Dinge als diese ins Werk setzen werden, zu deren Bestrei-
tung es erforderlich ist, dass die öffentlichen Abgaben unverkürzt und willig, und
zu den gesetzten Zeiten entrichtet werden.28

24 Vgl. Hunger (1964), S. 84-102 und 123-130.

25 Nov. 8. pr. (S. 64,16-17 und 20-21 Schöll/Kroll).

26 Nov. 8. pr. i (S. 65,15-16 Schöll/Kroll).

27 Nov. 8. ep. (S. 78,8-15 Schöll/Kroll), Übersetzung nach Freiesleben.

28 Nov. 8,10,2 (S. 74,21-31 Schöll/Kroll), Übersetzung Freiesleben mit Modifikationen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften