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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Editor]; Gengler, Olivier [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI chapter:
VI. Die Chronik als Memorialgattung
DOI chapter:
Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0317
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3i6 Erika Juhasz

Einleitung zu einem wörtlichen Zitat - benutzt. In insgesamt 31 Fällen begegnen das
Substantiv μάρτυς (in verschiedenen Formen) sowie das Verb μαρτυρέω jedoch im
Zusammenhang mit einer „Bezeugung“ des Christengottes. Gleichzeitig wird nicht
jeder Erwähnung eines Märtyrertodes auch mit einem expliziten Verweis auf den
Opfertod (also auf das Martyrium) versehen; zuweilen teilt der Autor bloß mit, durch
welche grauenhafte Todesart der jeweilige Verfolgte ums Leben kam.
Der aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus bekannte Ausdruck τον
δρόμον τετέΛεκα (2 Tim 4,7), der auch in den Taten der Apostel auftaucht (ώς
τεΛειώσαι τον δρόμον μου; Ac 20,24), wurde zu einer beliebten Formel in der
späteren christlichen Literatur. Neben dem Verb τεΛέω steht δρόμος an solchen
Stellen im Allgemeinen im Akkusativ (wenn das Wort selbst überhaupt verwendet
und stattdessen nicht einfach eine flektierte Form des Verbs τρέχω eingesetzt wird).
Der Verfasser der Osterchronik benutzt das Idiom allerdings mit der Dativform von
δρόμος, mancherorts wird unter Weglassung des Substantivs lediglich durch den Ao-
rist Passiv des Verbs τεΛέω auf das mit dem Märtyrertod gekrönte Leben verwiesen.
Auch das Verb δίαπρέπω wird typischerweise nur im Zusammenhang mit jenen
Märtyrern verwendet, die sich durch ihr Glaubensbekenntnis unter ihren Genossen
auszeichneten. Darüber hinaus kann im Text durch Wendungen, die aus anderen
Quellen bekannt sind (so beispielsweise durch den Ausdruck θείω στεφάνω τω
τού μαρτυρίου κατακοσμεϊταν- Dindorf 482,6-7) auf einen Märtyrertod hin-
gewiesen werden. Die Wortwahl ist - wie später noch gezeigt werden soll - nicht
dem anonymen Kompilator des Chronicon Paschale zu verdanken, zumal dieser in den
meisten Fällen nur die ihm aus seinen Quellen bekannten Ausdrücke in identischer
Form beibehielt.
Zur Verfolgung von Christen auf kaiserlichen Befehl kam es zum ersten Mal unter
Neros Herrschaft (54-68) - über diese Zeit enthält unsere Chronik jedoch keine An-
gaben. Dieses Defizit ist wohl damit zu erklären, dass der einschlägige Teil des Textes
in der uns überlieferten Handschrift fehlt: In der Vatikanischen Handschrift sind
nach Fol. 172 zwei ganze Lagen ausgefallen und mit diesen die Beschreibung der Er-
eignisse zweier Jahrzehnte verloren gegangen - erst nach der lacuna werden wir über
Neros Tod informiert. Wie weiter unten noch gezeigt werden soll, lässt sich anhand
der Schilderung der späteren Christenverfolgungen nachweisen, dass der Verfasser des
Chronicon Paschale das Werk Chronikoi Kanones des Eusebios als Primärquelle heran-
gezogen hat. Das griechischsprachige Original des Werkes gilt zwar als verschollen,2
doch werden wir durch die armenische Übersetzung der Tafeln (im Folgenden in
Karsts deutscher Übersetzung zitiert)3 sowie die lateinische Fassung des Textes, die
der Heilige Hieronymus angefertigt hat,4 über den Märtyrertod der beiden Apos-

2 Zur Textüberlieferung und Forschungsgeschichte siehe Mosshammer (1979). Zum Inhalt, zu den
Quellen und dem Aufbau des Werkes vgl. die Arbeiten von Burgess, so z.B. Burgess (1999). Zu den
breiteren Zusammenhängen vgl. Burgess - Kulikowski (2013).

3 Karst (1911).

4 Helm (19562).
 
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