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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI Kapitel:
VI. Die Chronik als Memorialgattung
DOI Kapitel:
Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0326
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Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik

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Kaiser Licinius zum Opfer fallt, im Chronicon Paschale hingegen - was wiederum der
anonymen Quelle zu verdanken sein mag - für das 13. Regierungsjahr des Diokletian
erwähnt wird.74
Drei Jahre später lesen wir über den Blutzeugentod des alexandrinischen Bischofs
Petros, den der Chronist - der Schilderung im 7. Buch akribisch folgend - unter Zu-
hilfenahme von Eusebios’ Kirchengeschichte aufzeichnet.75 Hierbei springt im Vergleich
zum Original besonders die Ergänzung ins Auge, nach der der Bischof im 16. Jahr des
Diokletian geköpft worden sein soll.76 Seltsam mag in diesem Kontext der Umstand
anmuten, dass der Verfasser über den Tod des Märtyrerbischofs bereits hier, d.h. drei
Jahre vor den kaiserlichen Verordnungen zur Christenverfolgung, berichtet. Nach ei-
ner Erklärung müssen wir wohl bei Eusebios suchen, der im erwähnten Kapitel seiner
Kirchengeschichte behauptet, dass dessen Nachfolger Petros das Episkopat zwölf Jahre
lang innehatte, von denen bis zum Beginn der Verfolgungen drei Jahre vergingen, und
dass die Verfolgungen selbst wiederum neun weitere Jahre dauerten. Der Verfasser der
Osterchronik wird also logischerweise der Meinung gewesen sein: Wenn die Verfol-
gung im 19. Jahr des Diokletian begann, muss Petros von Alexandria drei Jahre frü-
her - im 16. Jahr des Diokletian - das Bischofsamt übernommen haben. Die Chronikoi
Kanones weichen von dieser Angabe ab: Der armenischen Fassung ist zu entnehmen,
dass Petros’ Vorgänger Theonas (der 15. Bischof von Alexandria) sein Amt gleichzeitig
mit Diokletians Thronbesteigung antrat und der alexandrinischen Kirche insgesamt
19 Jahre vorstand.77 Hieronymus berichtet über den alexandrinischen Bischof Peter für
das 19. Jahr des Diokletian, wobei seine Angabe ebenfalls auf Eusebios zurückzufüh-
ren ist: Alexandrinae ecclesiae · XVI · post Theonam episcopus ordinatur Petrus. Qui postea
nonopersecutionis anno gloriose martyrium perpetrauit^ All dies legt nahe, dass der Ver-
fasser des Chronicon Paschale die Chronologischen Tabellen hier nicht mehr benutzte. Für
diese Annahme scheint auch der Umstand zu sprechen, dass der sich auf den Beginn
der Verfolgungen beziehende Satz, der in der armenischen Version beim 14., in der
lateinischen beim 16. Jahr des Diokletian zu lesen ist79 und auch für das Chronicon
Paschale von Belang hätte sein können, in der Chronik nicht auftaucht.
Die die großen Verfolgungen einleitenden offiziellen kaiserlichen Verordnungen
wurden im 19. Regierungsjahr des Diokletian erlassen. Die Vorlage des diesbezügli-
chen Berichts des Chronicon Paschale findet man in zwei Arbeiten des Eusebios: im
zweiten Kapitel des 8. Buches der Kirchengeschichte und ganz am Anfang eines Werkes

74 Malalas, Chronographia XII 50; Dindorf (1832), S. 513,1-18.

75 Eusebius, Historia Ecclesiastica VII 32,31; Dindorf (1832), S. 514,7-12.

76 Der Bericht ist beim 16. Jahr des Diokletian zu lesen; die Einfügung kann auch aus einer früheren
Marginalnotiz in den Text gelangt sein.

77 Von den 19 Jahren kann man in der überlieferten Fassung erst 16 Jahre sehen, ebenso wie im Falle des
Diokletian.

78 Helm (19562) 227K

79 Karst (1911), S. 227: „Veturios, der Feldherr, bedrückte insgeheim die im Heere vorhandenen Christen;
und von da ab dehnten sich auf die gesamte Gemeinde der Gläubigen die Verfolgungen aus“; Helm
(19562) 227d: Ueturius magister militiae Chr(isti)anos militespersequiturpaulatim ex ilio iam tempore perse-
cutione aduersum nos incipiente.
 
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