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Internationale Tagung "Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur" <2016, Tübingen>; Borsch, Jonas [Hrsg.]; Gengler, Olivier [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 3): Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spätantiker Memorialkultur — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2019

DOI Kapitel:
VI. Die Chronik als Memorialgattung
DOI Kapitel:
Juhász, Erika: Spuren der christlichen Erinnerungskultur in der Osterchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61687#0327
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326 Erika Juhasz

über die Märtyrer von Palästina.80 Es liegt nahe, dass der Chronist sich im Laufe des
Datensammelns auch auf dieses letztere Werk des Eusebios hätte stützen können.
Wir sehen stattdessen, dass die Osterchronik nur in diesem einen Fall eine Parallele
zu Eusebios’ genanntem Werk aufweist. Die Entstehungsgeschichte des Werkes Dc
Martyribus Palaestinae, das in einer kürzeren und einer längeren Fassung überlie-
fert ist, wird von den Eusebios-Forschern seit längerer Zeit diskutiert. Vor Kurzem
wurde überzeugend nachgewiesen,81 dass die kürzere Version ursprünglich einen Teil
(vielleicht einen Appendix) des 8. Buches der Kirchengeschichte bildete. Im Laufe der
(mehrfachen) Überarbeitung des Werkes wurden dessen einzelne Teile von Eusebios
in sein 8. Buch über die zeitgenössischen Verfolgungen eingebaut; die Leiden weiterer
Schicksalsgenossen in Palästina wurden in einem gesonderten Werk, der sog. längeren
Fassung, behandelt. Erwähnenswert ist, dass der Wortlaut der beiden Eusebios-Zitate
zwar weitgehend identisch ist, in den ersten Zeilen - namentlich bei der Datierung
der ersten Verordnungen - aber auch wesentliche Abweichungen zu beobachten sind.
Das Chronicon Paschale greift in diesem Zusammenhang auf die Variante der Kirchen-
geschichte zurück.82 Da man auch in anderen Fällen keine Parallelen zu Dc Martyribus
Palestinae ziehen kann, ist zu vermuten, dass der Autor des Chronicon Paschale das
Werk über die Märtyrer von Palästina nicht benutzt hat.
Auch im Weiteren dürfte er aus der Kirchengeschichte geschöpft haben: Für seine
Berichte über die Opfertode der Märtyrer des Kaiserpalastes, Dorotheos und Gor-
gonios, sowie des Anthimos, des Bischofs von Nikomedia, fertigte er zwar lediglich
Exzerpte zu Eusebios’ Werk an,83 dort, wo er die Hinrichtung der Kirchenhäupter
beschreibt, zitiert er jedoch den einschlägigen Abschnitt aus der Kirchengeschichte be-
reits wieder wörtlich.84 Für die Martyrien des Tyrannion und des Zenobios sowie des
Silvanus von Emesa ist eine gewisse Abweichung vom Eusebios-Text zu beobachten,
die wahrscheinlich auf eine andere Textstelle in der Kirchengeschichte zurückzuführen
1st.85 Erwähnt wird von Eusebios auch Pamphilos von Cäsarea - versehen mit dem
Hinweis, dass auf dessen Verdienste an anderer Stelle eingegangen werde.86 Der Autor
des Chronicon Paschale führt ihn wohl aus diesem Grund nicht im korrespondierenden
Abschnitt auf. Seinen geliebten Meister hat Eusebios in einem gesonderten Werk
behandelt87 und ihm auch in seiner Schrift über die Märtyrer von Palästina ein Denk-
mal gesetzt.88 Der Chronist scheint zu diesen Texten jedoch keinen Zugang gehabt
zu haben.
80 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 2,4-5; Eusebius, de Martyribus Palaestinae (recensio brevior) Praef.
1-2.
81 Farkas (2005), S. 42-52; 100-111.
82 Dindorf (1832), S. 515,1-13.
83 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 6,5-6; Dindorf (1832), S. 515,16-516,2.
84 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 12,11-13,5; Dindorf (1832), S. 519,11-520,10.
85 Eusebius, Historia Ecclesiastica IX 6,1.
86 Eusebius, Historia Ecclesiastica VIII 13,6.
87 Eusebius, Historia Ecclesiastica VII 32,25.
88 Eusebius, de Martyribus Palaestinae 11, mit dem Verweis, die Tugenden des Pamphilos in einem geson-
derten Werk gewürdigt zu haben (11,3).
 
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