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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0034
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Shing Nala

neben den Stüpas 39:2 bzw. 40:3. Vor der Figur 39:3 sind zwei Gegenstände gezeichnet, die (an Kellen erinnern-
de) Opfergefäße für Weihrauch, unter Umständen aber auch brennende Lampen vorstellen könnten. Die Figur 40:2
hält vielleicht ein Opfergefäß, doch könnte die Verdickung an den Armen auch eine Andeutung der Flände sein.
Der Adorant 58:2 ist nur undeutlich zu sehen. Er ist im Gegensatz zu den beiden anderen stehend abgebildet. Sein
rechter Arm ist zum links daneben dargestellten Stüpa (58:1) ausgestreckt. Die Fland ist nicht auszumachen, sie
könnte aber eine Opfergabe gehalten haben. Eine sich von der linken Schulter unter den rechten Arm ziehende Li-
nie könnte das typische Mönchsgewand andeuten, bei dem die rechte Schulter freigelassen ist,52 und die Person da-
mit als Mönch ausweisen. Auch bei 39:3 (und 61:5) ist Kleidung angedeutet.
Bemerkenswert ist die unterschiedliche und nicht schematische Ausführung der drei Gravuren. Gleiches war bei
den Adoranten-Abbildungen in Shatial zu beobachten. Dort ähneln sich die Ritzungen des Steines 34 zwar, weil
sie offensichtlich von einer Hand stammen, die Haltung der Adoranten ist aber jeweils verschieden.53 Die mit
sicheren Linien ausgeführte stilisierte Zeichnung des Adoranten 40:2 in Shing Nala könnte auf eine Vorlage bzw.
auf die Erinnerung an eine ähnliche bildliche Darstellung hinweisen. Auf Reliefs aus der Gandhära-Zeit sind
Adoranten wiederholt auf diese Art wiedergegeben.54
Die Brährm-Inschrift 40:1, die zum Stüpa 40:3 und damit auch zu dem Adoranten 40:2 gehört, legt nahe, daß die
Gravuren vor 600 n. Chr. entstanden sind. Bei dem zu 39:3 gehörigen Stüpa 39:2 ist keine Inschrift eingeritzt,
doch dürfte auch diese Gravur nicht später als in das 6. Jh. n. Chr. zu datieren sein. Derselbe zeitliche Ansatz gilt
auch für die Darstellung 58:2.
1.2 Buddha55 (Tafeln 1-3)
Vier Ritzungen in Shing Nala geben den Buddha wieder (38:13; 47:3, 5, 6). Eine fünfte (48:4) blieb wohl un-
vollendet, war vielleicht aber auch so beabsichtigt. Die Ritzungen finden sich sämtlich im Zentrum des Felsbild-
komplexes, drei von ihnen dicht beieinander auf Stein 47.
Bei drei Gravuren handelt es sich um anspruchsvolle Darstellungen. Die Umrißlinien von 48:4 sind mit sicherem
Strich auf die gleiche gekonnte Weise gezeichnet. Nur die Figur 47:6 ist deutlich minderer Qualität. Sie ist direkt
unter 47:5 angebracht und stellt sehr wahrscheinlich eine Nachahmung von unkundiger Hand dar.
Die Buddhas 38:13 und 47:3 sitzen im padmäsana auf dem Lotosthron.56 Sie gleichen sich auch sonst in der Aus-
führung, besonders hinsichtlich ihrer Gesichtszüge, und könnten vielleicht von einer Hand stammen. Drei Buddhas
halten die Hände in dhyänamudrä im Schoß, der Buddha 38:13 hat sie zur Geste des Lehrens (dharmacakramu-
drä) erhoben. Alle sind nach Art der Buddhas der Gandhära-Kunst gekleidet: Die Falten der Mönchsrobe5 sind
überall angedeutet.55 Das untere Ende des Obergewandes (samghäti) hängt in charakteristischer Weise59 herab. Der
Kopf jedes Buddha ist von einem Nimbus, der Rumpf von einer “Rundaura”60 umgeben, die bis zu den Beinen
reicht bzw. auf diese aufstößt. Bei 47:3 ist letztere zweifach ausgeführt.61 Bei gemalten Buddha-Darstellungen in

52 Nach BaREAU (1962: 268) müssen bei der Verehrung eines Stüpas Kopf und rechte Schulter entblößt sein.
53 Fussman/KÖNIG 1997: Tafel 3.
54 Vgl. KURITA 1988-90: Bd. 1, 18-19, Nr. 2, 4, 5 usw.
55 Für die Durchsicht dieses Abschnitts sei M. Zin herzlich gedankt.
56 Zur Ornamentik des Lotosthrones JACKSON/JACKSON 1984: 162f.
Hierzu vgl. die Beschreibung der Buddha-Kleidung bei HALLADE 1968: 83f.; KlimburG-Salter 1995: 122f.; nach M. Zin
(schriftliche Mitteilung) handelt es sich “um eine Art der Darstellung von Mönchsroben, die gewöhnlich die sogenannten 'Uda-
yana-Buddhas’ tragen”.
58 Bei 38:13 und 47:4 sind sie im Stil des gleichmäßigen Kettentyps gezeichnet (HÄRTEL/AUBOYER 1971: 167, zu Abb. 44); vgl.
Kurita 1988-90: Bd. 1, 140, 170, 171; Bd. 2, 75, 98, 99 etc.
59 Vgl. HALLADE 1968: 85.
60 Hierzu WEBER 1981: 417-423.
61 Wie etwa auch bei einer Buddha-Darstellung in Dunhuang, Glfs 1995-96: Bd. 2, Fig. 148.
 
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