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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0035
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Shing Nala

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Zentralasien ist dieses Phänomen des Kopf- und Rumpfnimbus häufig zu beobachten.62 An Haaren und usnisci
deutet nichts auf Locken oder eine andere besondere Frisur hin. Die Buddhas 38:13 und 47:3 haben die Augen
geöffnet, die Nase ist in drei Bögen ausgeführt, die Lippen sind angedeutet. Bei diesen beiden ist auch die typische
Haarlocke (ürnä) zwischen den Augenbrauen zu erkennen. Die Art, wie das Gesicht (besonders die Nase)63 wie-
dergegeben ist, ähnelt derjenigen, in der manche zentralasiatischen Buddhas gezeichnet sind.64 Auch ein Teil der
‘tausend’ Buddhas in Ajantä (Höhle 2) weisen die typische dreigliedrige Nase auf, ihre Augen sind geöffnet; aller-
dings sind die Buddhas me von einem Doppelnimbus umgeben.66 Auch ist ihre Kleidung anders wiedergegeben
als die der Gandhära-Buddhas, der Felsbild-Buddhas und die der vergleichbaren zentralasiatischen Darstellungen.66
Die Fältelung ist nicht angedeutet, und die Füße sind nicht durch den Überwurf bedeckt. Mit M. Zin67 ist ein Ver-
gleich mit Buddhas aus Ajantä also auszuschließen und scheinen die Felsbild-Buddhas vielleicht am ehesten nach
Zentralasien zu weisen. Der Buddha 47:5 hält im Gegensatz zu den anderen die Augen gesenkt, und seine Darstel-
lungsweise weicht auch sonst ein wenig von derjenigen der Buddhas 38:13 und 47:3 ab.
Während der Buddha 38:13 und die Buddhas 47:5 und 6 für sich allein gezeichnet sind, ist links neben 47:3 die
Stüpa-Darstellung 47:2 eingepickt. Die beiden Gravuren könnten daher miteinander in Zusammenhang stehen, wie
vergleichbare Kombinationen auch aus anderen Felsbildkomplexen zeigen (z.B. Chilas und Thalpan).68 Der Stupa
47:2 ist auf ungewöhnliche Weise mit vielen gleichen Motiven verziert, die jeweils aus drei Strichen bestehen.69
Er ist aufwendig ausgeführt und mit einer sehr hohen Bekrönung versehen. Er dürfte aus der Blütezeit des Bud-
dhismus am Oberen Indus stammen. Gleiches gilt mithin für den daneben eingeritzten Buddha 47:3 und
wahrscheinlich auch für die übrigen Buddha-Darstellungen von Shing Nala. Aufgrund der Inschriften ist von
einem Entstehungszeitraum 400 bis 600 n. Chr. auszugehen,70 wobei von Hinüber eher die Zeit um 500 erwägt,
Ebert71 dagegen eher das Ende dieser Zeitspanne annimmt. Da es in Shing Nala keine Proto-Säradä-Inschrift gibt,
dürften die Gravuren vor Einführung dieser Schrift am Oberen Indus72 und damit spätestens zu Anfang des 7. Jh.
entstanden sein.
1.3 Frau? (Tafel 4)
Zwei Ritzungen in Shing Nala (68:53; 71:17) könnten vielleicht eine Frau darstellen. Beide sind auf Steinen ange-
bracht, die weit vom eigentlichen Zentrum des Felsbildkomplexes entfernt im Sand liegen. Bei beiden Gravuren
handelt es sich um einfache und undeutliche Strichzeichnungen. Trotzdem sind die beiden links und rechts vom
Rumpf eingepickten Punkte klar auszumachen, die, wie des öfteren behauptet,73 als Frauenbrüste gedeutet werden
könnten. Ob diese Interpretation stimmt, bleibt angesichts des z.B. in Hodar beobachteten Umstands fraglich, daß

62 Vgl. GlES 1995-96: Bd. 1, Abb. 1, 2, 35-48 usw.; auch bei GAULIER/JERA-BEZARD/MAILLARD 1976: Bd. 1, Fig. 8, 10, 12, 13,
42 usw.
63 Daß bei gemalten Buddhas die Nase nicht zwangsläufig auf diese Art wiedergegeben werden muß, zeigen Darstellungen in Al-
chi (GOEPPER 1996: 45, untere Reihe). Hier sind die Nasenlöcher durch zwei Punkte angedeutet.
64 GlES 1995-96: Bd. 1, Abb. 29, 41, 43.
65 M. Zin, mündliche Auskunft. Eine Doppelaureole haben die Udayana-Buddhas auf Münzen der Kamska-Zeit, allerdings sind
diese stehend dargestellt (so M. Zin, schriftliche Mitteilung).
66 Vgl. Glfs 1995-96: Bd. 1, Abb. 29, 41, 43 etc.; UHLIG 1979: Abb. 62 (Kizil); SNELLGROVE 1978: 202 (Bäzäklik).
67 Mündliche und schriftliche Mitteilung. In diesem Sinne auch KLIMBURG-SALTER 1982: 21 f.
68 Vgl. Anm. 254.
69 Vgl. unten S. 38 und Abb. 20 und 21.
70 Vgl. oben S. 13 und unten S. 51.
71 EBERT (1994: 294): “The figures’ relatively small heads, small halos and mandorlas, slim torsos, and the parallel pleats of their
gowns, suggest an early Tang date.”
72 Hierzu FUSSMAN 1993: 17,27.
73 Z.B. FOSSATI (1996: 46, zu Fig. 7)“... and two dots near the bust to represent the breasts”; ebenso NOVGORODOVA (1982: 83):
“Zwei Punkte unter den Armen deuten die Brüste an.”
 
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