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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0068
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Shing Nala

von der linken Schulter aus den Rumpf diagonal schneidender Strich könnte als Andeutung eines Mönchsgewan-
des verstanden werden.264 Obgleich bei 61 :B eine Deutung als Verehrungsszene nicht gewiß ist, könnte die links
vom Stüpa 61:6 eingepickte Figur 61:5 ebenfalls einen Adoranten vorstellen.
Die einzige andere Szene (71:A) ist nicht zu deuten. Klar ist, daß ein kleines Tier, vermutlich ein Hund, einem
großen Tier, vielleicht einem Caprinus, folgt. Es wäre möglich, daß Striche, die aus dem Rumpf des letzteren her-
ausfuhren, Blut darstellen sollten. In diesem Fall wäre das Tier also verletzt. Seltsam ist bei dieser Szene aller-
dings, daß der Hund in völlig anderer Manier gezeichnet ist als das verfolgte Tier. Ersteres ist eine schlichte Profil-
darstellung, letztere eine ungewöhnliche Umrißzeichnung. Die rechts darüber angebrachte Ritzung 71:7 könnte zu
den beiden Tieren gehören; es ist allerdings nicht klar, was damit gemeint sein könnte.

29. Allgemeine Bemerkungen zu den Inschriften
Mit etwa 60 Beispielen umfassen die Inschriften knapp 15 % der Gravuren von Shing Nala, womit der Prozentsatz
zwar höher als der in Hodar ist, aber geringer als der in Oshibat und vor allem in Shatial.
Auffallend ist das völlige Fehlen von nicht in Brähmi geschriebenen Inschriften, seien es nun sogdische, chinesi-
sche, baktrische oder Kharosthi-Inschriften. Auch finden sich überhaupt keine Inschriften, die sich nicht zuordnen
ließen, wie dies in vielen anderen Stationen der Fall ist. Darüber hinaus ist keine Inschrift in Proto-Säradä ge-
schrieben.
Die Gravuren konzentrieren sich bis auf wenige Ausnahmen im buddhistischen Zentrum des Felsbildkomplexes,
und zwei Drittel von ihnen sind höchstwahrscheinlich Beischriften zu Stüpa-Darstellungen. 17 enthalten dabei die
typische Weiheformel “Dies ist die religiöse Stiftung...”
Der Inhalt der Inschriften beschränkt sich im wesentlichen auf Namen, von denen einige in anderen Felsbild-
komplexen wiederkehren (s.u.). Auffallend ist bei dem häufig vorkommenden Amrtendrälamkära, daß die Stüpas,
zu denen seine Inschriften gehören, nicht identisch oder im Falle von Shing Nala selbst, wo sein Name zweimal
erscheint (31:1; 35:2), auch nur ähnlich sind. In Gichi Nala und in Thor findet sich überhaupt keine Zeichnung ne-
ben seinem Namen. Aus diesen Indizien - drei verschiedene Stüpas bzw. keiner - könnte geschlossen werden, daß
er nicht selbst die Inschriften und die dazugehörigen Zeichnungen anfertigte, sondern jemanden damit beauftragte,
wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Aus dem Umstand, daß er in ein und derselben Station zwei verschiedene Stü-
pas anfertigen ließ, könnte vielleicht gefolgert werden, daß er sich in zwei verschiedenen Jahren (mit einem jeweils
anderen Begleiter?) hier aufhielt oder aber überhaupt in Shing Nala ansässig war.
Recht oft sind Namen mit den Bestandteilen -mitra (Ratnamitra, Rudramitra, Priyamitra) und -candra (Jaiyacan-
dra, Jeyacandra, Vijayacandra) vertreten. Drei Namen enden auf -varma,265 keiner auf -sarma und nur einer auf
-datta.

264 Vgl. oben S. 16.
265 Hierzu KÖNIG 1997a: 103.
 
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