Metadaten

Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0124
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
106

Gichi Nala

Kopf gegenüber gestellt, vielleicht um einen Kommentkampf anzudeuten.515 Bemerkenswert ist, daß sich vier der
Tiergruppen im östlichen Teil des Felsbildkomplexes finden.
Auch die drei Scheibengruppen (30:A; 48:A; 50:A) sind dort angebracht. Nur bei einer von ihnen (48:A) handelt
es sich um aus anderen Felsbildkomplexen gewohnte schlichte Scheiben, die von Freunden, Verwandten oder ge-
meinsam Reisenden stammen könnten. Die anderen beiden Gruppen sind hingegen bislang einzigartig am Oberen
Indus. Es handelt sich um einmal sieben (30:A), einmal 21 (50:A; hier teilweise doppelte) Scheiben, die jeweils
dicht beieinander angebracht sind. Es ist dabei aber weder klar, wie sie überhaupt zustande kamen, noch wozu sie
gedient haben könnten.
Die bislang einzige dokumentierte Dreizackgruppe (130: A) setzt sich aus vier Dreizacken zusammen. Es handelt
sich um schlichte Gravuren, doch ist jede ein wenig von der anderen unterschieden. Ob sich hier des Schreibens
nicht kundige Reisegefährten auf diese Weise verewigten, bleibt offen.
Die eine Fußgruppe (160:A) ist aus den ‘Abdrücken’ zweier rechter Füße gebildet. Sie sind rechtwinklig zueinan-
der angeordnet, und es ist davon auszugehen, daß sie von zwei unterschiedlichen Personen stammen.
Die Ornamentgruppe (114:A) besteht aus zwei Halbpalmetten, wie sie schon in einer der gemischten Gruppen
(112:D) mehrfach vorkamen. Da die eine von beiden sehr viel sorgfältiger und gekonnter ausgeführt ist, wäre mög-
lich, daß die andere eine Nachahmung vorstellt.
Die mit Abstand ältesten Gruppen sind diejenigen, die aus Hand- und Fußabdrücken (126:A; 127:A; 160:A) gebil-
det sind. Sie stammen sicher aus prähistorischer Zeit und gehören zu den ältesten Gravuren am Oberen Indus. Et-
was^) jünger, aber gleichfalls prähistorisch, dürfte die gemischte Gruppe 75:A sein. Vielleicht aus frühhistorischer
Zeit stammt die Gruppe 106:A. Für die Bauwerkgruppen und sämtliche Gruppen, in die Stüpas integriert sind, läßt
sich sagen, daß sie aus der späteren buddhistischen Zeit am Oberen Indus stammen. Gleiches gilt wohl auch für die
Gruppen, die das Motiv der Halbpalmette enthalten.

23. Szene (Tafeln 81-89)
Im Unterschied zur großen Anzahl an Gruppen konnten nur drei Szenen (112:F; 113:A; 134:A) identifiziert wer-
den. Bei allen dreien handelt es sich um Jagdszenen. Sie sind im westlichen Teil des Felsbildkomplexes ange-
bracht und beinhalten sämtlich einen Jäger und einen Caprinus, auf den der Jäger mit dem Bogen zielt. Lediglich
bei 113:A wird die Szene durch einen Hund ergänzt. Die beiden Caprini der Szenen 112:F und 134:A sind unge-
wöhnlicherweise senkrecht zum Jäger dargestellt.
Die Szene 113: A läßt sich als einzige zeitlich näher einordnen, da sie eine Brähmi-Inschrift überlagert. Sie datiert
also entweder etwa aus derselben Zeit oder ist jünger als diese.

24. Allgemeine Bemerkungen zu den Inschriften
Mit mehr als 300 Inschriften weist Gichi Nala nach Shatial von den veröffentlichten Felsbildkomplexen den
höchsten Anteil an Inschriften auf.516 Etwa zwei Drittel der Inschriften finden sich westlich des Nalas. Das andere
Drittel verteilt sich auf den östlichen Teil, wobei auffällig ist, daß hier die Inschriften über das Gelände verstreut
sind, während sie sich im westlichen Teil in der Hauptsache entlang des alten Weges konzentrieren.
Bis auf die bisher einzige hebräische Inschrift (155:4) und eine sogdische Inschrift (145:10), handelt es sich allein
um Brährm-Inschriften. Etwa zehn konnten zwar nicht eindeutig als Brähml-Inschriften identifiziert werden, doch

515 Darstellungen von Kommentkämpfen auf Felsbildern finden sich z.B. in Zentralasien, vgl. OKLADN1KOV 1980: 262/1-5, abei
auch im Negev/Sinai (ANAT1 1981: Tafelteil).
516 Vgl. die Tabelle unten S. 118ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften