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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0135
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Der in Gichi und Shing unterschiedliche und jeweils in sich geschlossene Charakter der buddhistischen Zeichnun-
gen und auch des Inhaltes der Inschriften - in Gichi zahlreiche Bodhisatva-/Tathägata-Nennungen, in Shing Lehrer
- sowie individuelle Namenswiederholungen zeigen, daß sich hier wie dort in Bild und Wort trotz Besuchern und
Durchreisenden die ‘persönliche Handschrift’ der buddhistischen Bewohner ausgeprägt hat oder ausprägen konnte.
Auch dieser Umstand könnte dafür sprechen, daß die anspruchsvollen buddhistischen Gravuren beider Stationen
in einem vergleichsweise engen Zeitrahmen entstanden. Wären mehrere Generationen von Mönchen(?) hier am
Werk gewesen, wäre wohl von einer größeren Variationsbreite, einer größeren Uneinheitlichkeit in der Darstel-
lungsform auszugehen.
Ob nun aber Kloster oder Einsiedelei, in jedem Fall scheinen an beiden Orten eine (kurze?) Zeit lang gläubige
Buddhisten gelebt zu haben. Warum sie sich gerade in Gichi und Shing ansiedelten, bleibt - solange keine archäo-
logischen Ausgrabungen durchgeführt sind - unklar und ebenso die Gründe, warum etwa um 600 die Buddhisten
vermutlich von dort verschwanden. Gichi scheint, wenigstens dem fast völligen Fehlen der typisch nachbud-
dhistischen einheimischen Gravuren nach zu schließen, danach als Wohnort an der Talmündung verlassen worden
zu sein. Shing Nala dagegen blieb bewohnt (wie auch die Scheiben- und Axt-Darstellungen auf einem Stein bele-
gen), wenngleich nicht in dem Maße und von weniger dominanten Personen wie Hodar.
Deutlich ist in beiden Stationen auch, daß hier sogdische Kaufleute keine eindeutigen Spuren hinterlassen haben.
Dies könnte zum einen darin begründet liegen, daß beide Orte offenbar (weil sie zu klein waren?) keine Handels-
umschlagplätze gewesen sind. Zum anderen bestätigt sich mit dieser Beobachtung die bereits gemachte Vermu-
tung,550 daß die Sogdier die bewohnten Plätze am Oberen Indus auch als Rastplätze mieden, vielleicht um Zollzah-
lungen zu umgehen.

550

KÖNIG 1997a: 99.
 
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