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Stellenkommentar GT Versuch, KSA 1, S. 21-22 33

rührt daher, daß der vierte Teil des Zarathustra schwere Blasphemien gegen
das Christentum lanciert. Gerade die von N. am Ende seines Versuchs einer
Selbstkritik exponierten Partien über den „Unhold“ Zarathustra, seine Tänzer-
beine und die „Rosenkranzkrone“ des Lachens nimmt Thomas Mann in seinem
Essay Nietzsche’s Philosophie im Lichte unserer Erfahrung kritisch ins Visier,
indem er feststellt, „daß mir überhaupt das Verhältnis Nietzsche’s zu dem
Zarathustra-Werk dasjenige blinder Überschätzung zu sein scheint. Es ist, dank
seiner biblischen Attitüde, das ,populärste4 seiner Bücher geworden, aber es
ist bei weitem nicht sein bestes Buch. [...] Dieser gesicht- und gestaltlose
Unhold und Flügelmann Zarathustra mit der Rosenkrone des Lachens auf dem
unkenntlichen Haupt, seinem ,Werdet hart!4 und seinen Tänzerbeinen ist keine
Schöpfung, er ist Rhetorik, erregter Wortwitz, gequälte Stimme und zweifel-
hafte Prophetie, ein Schemen von hilfloser Grandezza, oft rührend und aller-
meist peinlich - eine an der Grenze des Lächerlichen schwankende Unfigur“
(Thomas Mann: Leiden und Größe der Meister, in: Th. Mann, Gesammelte Werke
in Einzelbänden, Frankfurter Ausgabe, hg. und mit Nachbemerkungen verse-
hen von Peter de Mendelssohn, Frankfurt 1982, S. 846).
 
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