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Stellenkommentar GT 6, KSA 1, S. 48-49 167

druck von diesen Rhapsoden. Terpander von Lesbos lebte in der 1. Hälfte des
7. Jahrhunderts v. Chr. und gilt als Erfinder der siebensaitigen Leier (Kithara),
die N. im Gegensatz zur ,dionysischen4 Flötenmusik der apollinischen4 Sphäre
zuordnet. In den Aufzeichnungen zu seiner Vorlesung über die griechischen
Lyriker stellt N. den Terpander an den Anfang (KGW II 2, 108-113) und zitiert
aus der Überlieferung den Satz: „Terpander habe Homers Gedichte, Orpheus’
Melodien nachgeahmt44. Um die große Bedeutung des Terpander hervorzuhe-
ben, weist er auf die „schöne Sage, daß die Lyra des Orpheus vom äol. Böotien
nach dem äol. Lesbos geschwommen sei, zu Terpander44 (S. 110).
49, 26 Pindar] Der größte Chorlyriker der Griechen, der etwa 518-440 v. Chr.
lebte. Von seinen Paianen und Dithyramben, die alexandrinische Philologen
in mehreren Büchern sammelten, blieben nur Fragmente erhalten, seine ,Sie-
geslieder4 (Epinikien) dagegen sind in vier Büchern überliefert. Sie preisen vor-
wiegend die Sieger der Olympischen, Pythischen (Delphi), Isthmischen
(Korinth) und Nemeischen Spiele. Aufgrund seiner äußerst kunstvollen und
schwierigen, von hohem Anspruch getragenen Lyrik galt Pindar in der Antike
als unerreichbar großartiger Lyriker (vgl. Horaz, Oden 4, 2), Quintilian rühmt
ihn in seiner Institutio oratoria (X, 1, 61) als „Dichterfürsten“ („norem vero
lyricorum longe Pindarus princeps“). N. benennt nach ihm in den Aufzeich-
nungen zu seiner Vorlesung über die griechischen Lyriker ein ganzes Zeitalter:
„Das Pindarische Zeitalter“ (KGW II 2, 142).
49, 29-32 die orgiastischen Flötenweisen des Olympus [...], die
noch im Zeitalter des Aristoteles, inmitten einer unendlich entwickelteren Musik,
zu trunkner Begeisterung hinrissen] Olympos ist ein berühmter, vielleicht bloß
mythologischer Flötenspieler, später galt er jedoch als historische Person. Er
soll die Flötenmusik (Aulodie) neben der schon vorhandenen Kitharodik einge-
führt haben. Nach Ps.-Plutarch (De musica 1132 f.) stammte Olympos aus der
kleinasiatischen Landschaft Phrygien und brachte von dort die Flötenmusik
nach Griechenland. Sie galt als besonders aufreizend und enthusiasmierend,
wie Aristoteles an der Stelle seiner Politik (VIII 5, 1340a 10-12) sagt, auf die N.
hier anspielt (TavTot [sc. die Lieder des Olympos] ydp öpoXoyovpEvtüq noici TÖtq
ipvxötq EvOovmaaTiKÖtq). In einer Notiz aus der Entstehungszeit der Tragödien-
schrift vermerkt N.: „Olympus bei Aristoteles Politik“ (NL 1870/1871, KSA 7,
7[143], 196, 10f.). Die eigentliche Quelle war für N. indessen eine Abhandlung
seines Lehrers Friedrich Ritschi: Olympus, der Aulet, die zuerst in der von N.
immer wieder herangezogenen Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften
und Künste von Erseh und Gruber (Sect. III. 3), 1832, Sp. 333-37, erschienen
war und deren späteren Wiederabdruck in Ritschi, Opuscula 1 (1866) N. in
seiner persönlichen Bibliothek besaß. „Der Eindruck der Flöten“, notiert N. in
 
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