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Stellenkommentar GT 7, KSA 1, S. 55-56 181

worden, von dem Suidas berichtet, Kai Larupouq eioeveykeiv cppcTpa Xcyov-
Taq. Die ersten litterarischen Autoritäten waren hier Pratinas, sein Sohn Aris-
tias und Choerilus: Weicker Satyrsp. p. 276-84“ (S. 565). Daß sich N. zugunsten
der spekulativ vereinfachenden Darstellung in GT bewußt über die Schwierig-
keiten der Überlieferung hinwegsetzte, zeigen auch seine mit lauter Fragezei-
chen versehenen Notizen vom Herbst 1869 (NL 1869, KSA 7, 1[67], 30, 25-31, 3),
in denen nicht vom „Ursprung“, sondern von einer bloßen „Vorstufe“ der Tra-
gödie die Rede ist und auch die „Geburt“ der Tragödie aus dem Dithyrambos
noch durchaus zweifelhaft erscheint: „Gab es eine Form der Dichtung, in der
wie in einem Keime Tragödie Satyrdrama und Komödie schlummerten? / Soll
das Satyrdrama die Vorstufe für Tragödie und Komödie sein? / Ist nicht die
Geburt der Tragödie aus dem Dithyramb eine falsche Folgerung aus der wirkli-
chen Entwicklung des Dramas aus dem Dithyramb zu Zeiten des Timotheus
usw.?“
55, 34 sagt Richard Wagner] In Wagners Beethoven-Festschrift (1870), auf die
sich N. schon in seinem Vorwort an Richard Wagner bezieht, heißt es: „Erfahre
jeder an sich, wie die ganze moderne Erscheinungswelt, welche ihn überall zu
seiner Verzweiflung undurchbrechbar einschließt, plötzlich in Nichts vor ihm
verschwindet, sobald ihm nur die ersten Takte einer jener göttlichen Sympho-
nien ertönen. Wie wäre es möglich, in einem heutigen Konzertsaale (in wel-
chem Turkos und Zuaven sich allerdings behaglich fühlen würden!) nur mit
einiger Andacht dieser Musik zu lauschen, wenn [...] die sichtbare Umgebung
nicht verschwände? Dies ist nun aber, im ernstesten Sinne aufgefaßt, die glei-
che Wirkung der Musik unsrer ganzen modernen Zivilisation gegenüber; die
Musik hebt sie auf, wie das Tageslicht den Lampenschein“ (Wagner, GSD IX,
120).
56, 5-7 dass der Staat und die Gesellschaft, überhaupt die Klüfte zwischen
Mensch und Mensch einem übermächtigen Einheitsgefühle weichen, welches an
das Herz der Natur zurückführt.] Vgl. NK 29, 18-30, 16.
56, 16-21 Mit diesem Chore tröstet sich der [...] Hellene, der mit schneidigem
Blicke mitten in das furchtbare Vernichtungstreiben der sogenannten Weltge-
schichte, eben so wie in die Grausamkeit der Natur geschaut hat und in Gefahr
ist, sich nach einer buddhaistischen Verneinung des Willens zu sehnen.] Anspie-
lung auf Schopenhauers Auffassung der Tragödie. „Der Zweck dieser höchsten
poetischen Leistung“, schreibt Schopenhauer im Hinblick auf die Tragödie, sei
„die Darstellung der schrecklichen Seite des Lebens [...], daß der namenlose
Schmerz, der Jammer der Menschheit, der Triumph der Bosheit, die höhnende
Herrschaft des Zufalls und der rettungslose Fall der Gerechten und Unschuldi-
gen uns hier vorgeführt werden: denn hier liegt ein bedeutsamer Wink über
 
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