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Stellenkommentar GT 9, KSA 1, S. 68-69 205

68, 28f. während Sophokles in seinem Oedipus das Siegeslied des Heiligen
präludirend anstimmt.] Gemeint ist der Ödipus auf Kolonos (vgl. 66, 8-15). Die
durch Sperrdruck hervorgehobene Korrelation von „Künstler“ - im vorausge-
henden Satz - und „Heiligem“ deutet auf Schopenhauer, der einerseits im inte-
resselosen Wohlgefallen an der Kunst, andererseits in der Weltüberwindung
des Heiligen die Erlösung aus der Sphäre des „Willens“ sieht.
68, 31 Werdelust] Anspielung auf Goethe, Faust I, V. 788.
68, 34-69, 8 Die Prometheussage ist ein ursprüngliches Eigenthum der
gesammten arischen Völkergemeinde und ein Document für deren Begabung zum
Tiefsinnig-Tragischen, ja es möchte nicht ohne Wahrscheinlichkeit sein, dass die-
sem Mythus für das arische Wesen eben dieselbe charakteristische Bedeutung
innewohnt, die der Sündenfallmythus für das semitische hat, und dass zwischen
beiden Mythen ein Verwandtschaftsgrad existiert, wie zwischen Bruder und
Schwester.] Die Bezeichnung „Arier“ führte wahrscheinlich Johann Friedrich
Kleuker ins Deutsche ein, als er Anquetil Duperrons ,Zend-Avesta‘ herausgab
und ins Deutsche übersetzte (Riga 1776-81). Als „arya“ (sanskrit) oder ,airya‘
(awestisch) bezeichneten sich die Einwanderer, die um 2000 v. Chr. das Indus-
gebiet eroberten und sich auch sprachlich von den unterworfenen Ureinwoh-
nern abgrenzten. Friedrich Schlegel und Christian Lassen, ein Schüler August
Wilhelm Schlegels, bezeichneten mit dem Terminus „arisch“ die gesamte
Sprachfamilie und auch eine von ihnen angenommene „Ursprache“ sowie ein
ebenso fiktives „Urvolk“: die „Arier“. Vgl. Christian Lassen: Über Herrn Bopps
grammatisches System der Sanskritsprache, in: Indische Bibliothek. Eine Zeit-
schrift von A. W. Schlegel, Dritten Bandes Erstes Heft, 1830, S. 1-113, hier S. 70.
Der Altphilologe Friedrich Gottlieb Weicker schrieb in der Einleitung seiner
Griechischen Götterlehre (Bd. 1, Göttingen 1857), die N. im April 1871 aus der
Basler Universitätsbibliothek entlieh, von der „arischen oder indogermani-
schen Sprachenfamilie“ (Bd. 1, 1857, S. 8f.) und sah, wie dann N., den Prome-
theus-Mythos als typisch arisch-indogermanisch an: „Von der neuen verglei-
chenden Sprachwissenschaft aus ist ein großes Licht auf alle Geschichte und
Mythologie gefallen, besonders auch auf die Griechische [...]. Die Religionen
dieser Völkerfamilie haben eine allgemeine Übereinstimmung in ihrem Bezug
zur Natur und zum Polytheismus, wodurch sie sich stark von den Semiten
unterscheiden [...]. Die besondre Natur beider Stämme, auch der Boden, dann
die Stufen der Entwicklung der Gedanken waren verschieden“. Zum vermeint-
lich arisch-indogermanischen Ursprung des Prometheus-Mythos im Gegensatz
zum „hebräischen“, „mosaischen“ Sündenfall-Mythos vgl. Weicker, Bd. 1,
S. 761, der auf Material verweist, das Josias Bunsen im 5. Band seines Werkes
Ägypten angeführt hatte - N. entlieh dieses im November 1869 aus der Basler
Universitätsbibliothek.
 
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