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Stellenkommentar GT 16, KSA 1, S. 103-104 319

103, 13f. eine Wiedergeburt der Tragödie] Dies ist das Hauptthema
des dritten Teils der Tragödienschrift. Wiederaufgenommen und ebenfalls her-
vorgehoben wird es am Ende von GT 19 (129, 6f.): „jetzt, wo wir die Wieder-
geburt der Tragödie erleben“. In GT 23 (147, 11 f.) schließt sich die Rede
von der „Wiedergeburt des deutschen Mythus“ an. Gemeint sind
Wagners Musikdramen und sein Rückgriff auf germanische und mittelalterliche
Sagen. Wagner selbst betonte die Vorstellung einer „Wiedergeburt“ nach der
„Geburt“ der Kunst bei den Griechen in seiner Schrift Deutsche Kunst und Deut-
sche Politik:
Zwei charakteristische Hauptstadien der europäischen Kunst liegen vor: die Geburt der
Kunst bei den Griechen, und ihre Wiedergeburt bei den modernen Völkern. Die Wiederge-
burt wird sich nicht bis zum Ideal vollkommen abschließen, ehe sie nicht an dem Aus-
gangspunkte der Geburt wieder angekommen ist. Die Wiedergeburt lebte an den wieder-
gefundenen, studirten und nachgeahmten Werken der griechischen Kunst auf, und diese
konnte nur die bildende Kunst sein; zur wahrhaft schöpferischen Kraft der antiken Kunst
kann sie nur dadurch gelangen, daß sie wieder an den Quell vordringt, aus welchem jene
diese Kraft schöpfte. [...] Ist es möglich, daß dem durch die Wiedergeburt der Kunst neu
gestalteten modernen Leben ein Theater ersteht, welches dem innersten Motive seiner
Kultur in der Weise entspricht, wie das griechische Theater der griechischen Religion
entsprach, so wird die bildende und jede andere Kunst erst wieder an dem belebenden
Quell angelangt sein, aus welchem sie bei den Griechen sich ernährte (GSD VIII, 64).
103, 25 des principii individuationis] Vgl. NK 28, 16 f., 28, 30.
103, 28 f. der Weg zu den Müttern des Sein’s] Diese Vorstellung wählte N. in
Anlehnung an Goethes Faust II, 1. Akt, Szene Rittersaal, V. 6427-6436:
In eurem Namen, Mütter, die ihr thront
Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt,
Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben
Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben.
Was einmal war, in allem Glanz und Schein,
Es regt sich dort; denn es will ewig sein.
Und ihr verteilt es, allgewaltige Mächte,
Zum Zelt des Tages, zum Gewölb der Nächte.
Die einen faßt des Lebens holder Lauf,
Die andern sucht der kühne Magier auf
103, 33 f. selbst ohne jene Anleitung der hellenischen Göttersymbolik] Vgl. NK
25, 11 f.
104, 5 f. (Schopenhauer, Welt als Wille und Vorstellung I, p. 310)] N. zitiert nach
der Ausgabe von Julius Frauenstädt, Bd. 2, S. 310.
 
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