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Stellenkommentar GT 17, KSA 1, S. 112-115 331

schämte, der Kleinliche usw. Vier der Charaktere begegnen auch als Titel von
Menander-Komödien. Die Nähe zu den Typen der Neuen Komödie ist deutlich.
Wie schon mit der Kritik am „Effekt“ (113, 9-14) schließt sich N. hier auch an
Wagners Verdikt über die musikalische „Charakteristik“ in der modernen Oper
an (GSD III, 286 f.).
114, 5 f. ein Stimulanzmittel für stumpfe und verbrauchte Nerven] Auch diese
Diagnose geht in N.s späten Anti-Wagner-Schriften auf Wagner über.
114, 12-16 In der alten Tragödie war der metaphysische Trost am Ende zu
spüren gewesen, ohne den die Lust an der Tragödie überhaupt nicht zu erklären
ist; am reinsten tönt vielleicht im Oedipus auf Kolonos der versöhnende Klang
aus einer anderen Welt.] Unter der „alten Tragödie“ versteht N. zunächst wohl
diejenige des Aischylos; keinesfalls aber läßt sich ihr der Ödipus auf Kolonos
zurechnen, wenn man die zeitlichen Verhältnisse berücksichtigt: Denn diese
Tragödie gehört schon in die Zeit der athenischen Katastrophe gegen Ende des
Peloponnesischen Kriegs, in die letzte Zeit des Euripides und des Sokrates.
Zum „metaphysischen“ Trost vgl. 108, 17-22 und den Kommentar hierzu. Der
Ödipus auf Kolonos, das von Altersmystik bestimmte letzte Werk des Sopho-
kles, das zeitgleich mit den letzten Tragödien des Euripides entstand, nimmt
sich ganz einzigartig unter den Dichtungen der alten Tragiker aus. Das mysti-
sche Ende schafft eine Aura der Verklärung um das an die Grenzen des
Menschlichen reichende Leidensschicksal des Ödipus. Sophokles inszeniert
damit die in Athen kulturell etablierte , Heroisierung4 - der Heros überschreitet
das menschliche Normal-Maß. Der Kult der Heroen verband sich mit den Grä-
bern, in denen ihre Gebeine ruhten. Nach ihrem Tode schrieb man den Heroen
eine besondere Kraft zu. Daher diente die Heroisierung oft der Schaffung von
lokal fixierten Kulten. Zu einem solchen Kultort wird am Ende des Ödipus auf
Kolonos der Hain von Kolonos nahe Athen.
114, 25 f. Der deus ex machina ist an Stelle des metaphysischen Trostes getre-
ten.] Vgl. NL 1871/1872, KSA 7, 14[2], 375, 11-13: „Der deus ex machina
übersetzt die metaphysische Lösung ins Irdische. Damit ist die Tragödie
zu Ende.“ Nur im kleineren Teil der Euripideischen Tragödien erscheint am
Ende ein deus ex machina. Die These, daß er „an Stelle“ des vermeintlichen
„metaphysischen Trostes“ trete, beruht auf einer einseitigen Interpretation des
deus ex machina. Vgl. NK 86, 26-30, aber auch NK 115, 12-18.
114, 29 f. dass sie sich aus der Kunst gleichsam in die Unterwelt, in einer Entar-
tung zum Geheimcult, flüchten musste.] Vgl. NK 88, 4-8.
115,12-18 dass sie an Stelle eines metaphysischen Trostes eine irdische Conso-
nanz, ja einen eigenen deus ex machina setzt, nämlich den Gott der Maschinen
 
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