Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
368 Die Geburt der Tragödie

Cours d’histoire de la Philosophie moderne, Paris 1841; Cours d’histoire de la
Philosophie morale au XVIII6 siede, 5 Bde, Paris 1840-1841.
In UB II: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben führt N.
weiter aus, warum er die „jetzige gebildete Geschichtsschreibung“ ablehnt und
was er von ihrer „Bildung“ hält: „Die historische Bildung ist auch wirklich eine
Art angeborener Grauhaarigkeit und die, welche ihr Zeichen von Kindheit her
an sich tragen, müssen wohl zu dem instinctiven Glauben vom Alter der
Menschheit gelangen: dem Alter aber gebührt jetzt eine greisenhafte
Beschäftigung, nämlich Zurückschauen, Ueberrechnen, Abschliessen, Trost
suchen im Gewesenen, durch Erinnerungen, kurz historische Bildung“ (KSA 1,
303, 21-28). Obwohl er sogar der antiquarischen Geschichte im Anfangsteil der
Historienschrift einen beschränkten Wert, den des Bewahrens, für das „Leben“
zuerkennt, treten im weiteren Verlauf seiner Ausführungen immer mehr die
negativen, als „Nachtheil“ erscheinenden Aspekte hervor. Dagegen entwirft N.
die Ideal-Vorstellung einer „wesentlich unhistorischen Bildung“: Es gelte, „hin-
ter diese alexandrinische Welt zurück und über sie hinaus zu streben, und
unsere Vorbilder muthigen Blicks in der altgriechischen Urwelt des Grossen,
Natürlichen und Menschlichen zu suchen. Dort aber finden wir auch
die Wirklichkeit einer wesentlich unhistorischen Bildung
und einer trotzdem oder vielmehr deswegen unsäglich rei-
chen und lebensvollen Bildung“ (KSA 1, 307, 6-13). N. unterscheidet
mit Wagner den Begriff „Bildung“ von dem der „Gebildetheit“, die er in der
„gebildeten Geschichtsschreibung“ als depraviertes Stadium kritisiert.
130, 17 f. die eigentliche Bildungskraft der höheren Lehranstalten] In diesem
Bereich sah sich N. während seiner Basler Zeit selbst herausgefordert, denn er
wirkte nicht nur als Professor an der Basler Universität, sondern versah auch
ein Lehrdeputat am dortigen Pädagogium. Bald auf GT folgten die Vorträge
Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten (1873); N. plante eine weitere
Unzeitgemäße Betrachtung mit dem Titel Wir Philologen, zu der zahlreiche Noti-
zen überliefert sind.
130,19-25 wenn der „Journalist“, der papierne Sclave des Tages, in jeder Rück-
sicht auf Bildung den Sieg über den höheren Lehrer davongetragen hat, und
Letzterem nur noch die bereits oft erlebte Metamorphose übrig bleibt, sich jetzt
nun auch in der Sprechweise des Journalisten, mit der „leichten Eleganz“ dieser
Sphäre, als heiterer gebildeter Schmetterling zu bewegen] Vgl. 144, 8-10: „Wäh-
rend [...] der Journalist in der Schule, die Presse in der Gesellschaft zur Herr-
schaft gekommen war“. Schopenhauer schreibt in Kapitel 23 seiner Parerga
und Paralipomena II, § 272: ,Ueber Schriftstellerei und Stil*: „Eine große Menge
schlechter Schriftsteller lebt allein von der Narrheit des Publikums, nichts
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften