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Stellenkommentar GT 20, KSA 1, S. 130-131 371

Obwohl N. in seinen Frühschriften nach Schopenhauers Muster gegen das
zeitgenössische Pressewesen, die Journalisten und die „veröffentlichte Mei-
nung“ polemisiert, nicht selten mit antijüdischem Akzent, war er ein eifriger
Leser von Zeitungen und Zeitschriften, und er wurde es später immer mehr.
Dabei spielten, jenseits der primär politischen Presse, die zahlreichen Litera-
turzeitschriften, Revuen und auch internationale Monatsschriften eine große
Rolle, letztere - vor allem die Revue des deux mondes und das Journal des
Debats - besonders in den achtziger Jahren. Vgl. das Spektrum im Gesamtregis-
ter zur Ausgabe seiner Werke und Briefe, KSB 8, S. 719-721. Im Januar 1875
erwarb N. ein umfangreiches Werk über das Zeitungswesen: Heinrich Wuttke:
Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung. Ein
Beitrag zur Geschichte des Zeitungswesens. Zweite bis auf die Gegenwart fortge-
führte Auflage, Leipzig 1875.
In der Literatur hatte die Darstellung des Pressewesens bereits in Balzacs
großem Roman Illusions perdues Ausdruck gefunden, vor allem als glänzende
Satire auf die Presse zur Zeit der Restauration. Im Mittelpunkt steht der Journa-
list Lucien de Rubempre.
131, 4-7 Wenn es solchen Helden, wie Schiller und Goethe, nicht gelingen
durfte, jene verzauberte Pforte zu erbrechen, die in den hellenischen Zauberberg
führt] In der Vorstufe heißt es: „Man zeige mir eine lebendig geästete Wurzel,
die jetzt noch aus jener Kultur herausgewachsen wäre; dann will ich an eine
Zukunft dieser Kultur glauben. Inzwischen sehe ich nur ein letztes Flackern:
oder eine völlig verlöschende Zeugungskraft. Darum Abwendung von den Grie-
chen, mit denen uns auch Schiller und Goethe nicht dauernd zu verknüpfen
wußten: ob sie gleich, die rastlosen Wanderer, auf der Höhe stehen blieben,
wo sie hinzeigten in das neue Land“ (KSA 14, 56 f.).
131, 8-10 bis zu jenem sehnsüchtigen Blick, den die Goethische Iphigenie vom
barbarischen Tauris aus nach der Heimat über das Meer hin sendet] Anspielung
auf den Auftrittsmonolog, in dem Iphigenie ausruft (V. 10-12):
Denn ach mich trennt das Meer von den Geliebten,
Und an dem Ufer steh‘ ich lange Tage,
Das Land der Griechen mit der Seele suchend
131,10 f. den Epigonen solcher Helden] Zum übergreifenden zeitdiagnostischen
Thema des Epigonentums in GT und anderen Frühschriften sowie zum zeitge-
nössischen Kontext vgl. den ausführlichen Kommentar zu 75, 25-32.
131, 15-17 unsern Glauben [...] denn in ihm finden wir allein unsre Hoffnung]
N. wählt, in fortwährend sich steigernder Emphase, religiös besetzte Begriffe,
 
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