nachstehenden Abhandlung von Ernst Marx
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inneren Gegensatzes des Lebendigen: sowohl Subjekt als Objekt,
sowohl an ein Ich wie an eine Umwelt gebunden zu sein. Ein
Schema kann dies nochmals zusammenfassen:
Lebenserscheinung
I
Empfinden und Bewegen
Nervöser Vorgang
I
Erregung
Empfindungsvorgang
I
Ich
Bewegungsvorgang
Umwelt
Abschließend müssen wir aber noch einer ganz andersartigen
Erwägung Raum geben. Wer die nachfolgende Studie liest, wird
sich mit einem Entwicklungsschema wie dem soeben gegebenen
nicht befriedigt finden. Es hat seine Berechtigung, aber längst
nicht alles hat darin Platz. Ich meine: der einzelne Forscher
steht doch auch weithin allein. In seiner Persönlichkeit kristalli-
siert eine kleine Welt, in der es oft keinen Übergang zum Früheren
und Späteren gibt. Es gibt keine durchgehende „Logik der Ent-
wicklung“. Es gibt eben auch keine durchgehende Logik der Tat-
sachen. Und wir werden daran gemahnt, daß alle jene Forscher
Experimentatoren, Entdecker von Tatsachen waren. An diesen
nun ist etwas, was, einmal gefunden, nicht verloren geht, was
also weder „wird“ noch „vergeht“ und seiner Natur nach gar
keine Geschichte hat. Wir stossen hier auf das entschieden
ahistorische Element der Natur. Wir denken an das Beispiel der
motorischen und sensorischen Funktion der vorderen bzw. hin-
teren Rückenmarkswurzeln oder an das Beispiel der einzelnen
Reflexgesetze (Beugereflex, Streckreflex). Auch dieser Sachverhalt
wird in dieser Untersuchung über den Reflexbegriff hervortreten,
obwohl sie keine Geschichte der Experimental-Befunde, sondern
der Lehren sein sollte. Macht man sich klar, daß die Funde ahi-
storisch, nur die Theorien historisch sind, dann erhält man noch
einen Beitrag zu der eingangs gestellten Frage nach der Wissen-
schaftsgeschichte als solcher. Dort wurde ausgeführt, daß sie einer
philosophischen Selbstbesinnung mehr als einer Absicht der Ge-
schichtsschreibung entspringe. Hier läßt sich hinzufügen, daß auch
die „Geschichte“ der naturwissenschaftlichen Entdeckungen keine
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inneren Gegensatzes des Lebendigen: sowohl Subjekt als Objekt,
sowohl an ein Ich wie an eine Umwelt gebunden zu sein. Ein
Schema kann dies nochmals zusammenfassen:
Lebenserscheinung
I
Empfinden und Bewegen
Nervöser Vorgang
I
Erregung
Empfindungsvorgang
I
Ich
Bewegungsvorgang
Umwelt
Abschließend müssen wir aber noch einer ganz andersartigen
Erwägung Raum geben. Wer die nachfolgende Studie liest, wird
sich mit einem Entwicklungsschema wie dem soeben gegebenen
nicht befriedigt finden. Es hat seine Berechtigung, aber längst
nicht alles hat darin Platz. Ich meine: der einzelne Forscher
steht doch auch weithin allein. In seiner Persönlichkeit kristalli-
siert eine kleine Welt, in der es oft keinen Übergang zum Früheren
und Späteren gibt. Es gibt keine durchgehende „Logik der Ent-
wicklung“. Es gibt eben auch keine durchgehende Logik der Tat-
sachen. Und wir werden daran gemahnt, daß alle jene Forscher
Experimentatoren, Entdecker von Tatsachen waren. An diesen
nun ist etwas, was, einmal gefunden, nicht verloren geht, was
also weder „wird“ noch „vergeht“ und seiner Natur nach gar
keine Geschichte hat. Wir stossen hier auf das entschieden
ahistorische Element der Natur. Wir denken an das Beispiel der
motorischen und sensorischen Funktion der vorderen bzw. hin-
teren Rückenmarkswurzeln oder an das Beispiel der einzelnen
Reflexgesetze (Beugereflex, Streckreflex). Auch dieser Sachverhalt
wird in dieser Untersuchung über den Reflexbegriff hervortreten,
obwohl sie keine Geschichte der Experimental-Befunde, sondern
der Lehren sein sollte. Macht man sich klar, daß die Funde ahi-
storisch, nur die Theorien historisch sind, dann erhält man noch
einen Beitrag zu der eingangs gestellten Frage nach der Wissen-
schaftsgeschichte als solcher. Dort wurde ausgeführt, daß sie einer
philosophischen Selbstbesinnung mehr als einer Absicht der Ge-
schichtsschreibung entspringe. Hier läßt sich hinzufügen, daß auch
die „Geschichte“ der naturwissenschaftlichen Entdeckungen keine