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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0016
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Ernst Marx:

aus der wissenschaftlichen Physiologie rasch die exakt-wissen-
schaftliche Physiologie.
Diese Weiterentwicklung oder Sonderung läßt sich nicht auf
einen Mann zurückführen, ich glaube, daß sich dieser Anblick
erst retrospektiv ergibt. Den ersten starken Einschnitt erfuhr die
Physiologie von der Nervenphysiologie aus durch die experi-
mentierenden Forscher Flourens, Bell und Magendie, die die
„markige Substanz“ aufteilten und die Teile mit speziellen Fähig-
keiten begabt sahen. Der Weg im 19. Jahrhundert, an dessen
Anfang diese drei Forscher stehen (Flourens 1824, Bell 1811,
Magendie 1822 — die Daten bezeichnen die Erscheinungsjahre
ihrer wichtigsten Arbeiten), geht nicht lange geradeaus. Pflüger
und Schiff (Pflüger 1853, Schiff 1858/59) schaffen die Nerven-
physiologie und überhaupt die Physiologie neu.
Erasmus Darwin.
Repräsentative Forscher auf dem Gebiet der Physiologie des
Nervös-seelischen sind im 18. Jahrhundert Erasmus Darwin und
Georg Prochaska. Das große Werk des ersteren „Zoonomia
oder Gesetze des organischen Lebens“ erschien 1795 und 96 und
wurde 1795 99 ins Deutsche übersetzt; die uns angehenden
Werke des letzteren sind: „Institutiones physiologicae humanae
in usum suarum praelect. etc.“, 1797, 2. Auflage 1802 (deutscher
Titel: „Lehrsätze aus der Physiologie des Menschen“) und „Phy-
siologie oder Lehre von der Natur des Menschen“, 1820. Dabei
ist zu bemerken, daß das zweite Buch nur eine revidierte Neu-
herausgabe des ersten ist; ich kann mich dabei auf das „Bio-
graphische Lexikon hervorragender Ärzte“ berufen, wo diese An-
gabe ganz präzis gemacht ist; dafür beweisend dürfte sein, daß
die BELL-MAGENDiE’sche Entdeckung der sensiblen und motori-
schen Nervenwurzeln ohne Stellungnahme und ohne Ausnutzung
ihrer Bedeutung in das Buch von 1820 aufgenommen wurde.
Erasmus Darwin beginnt sein Buch mit einer Betrachtung der
Kräfte der Materie und führt neben den physikalischen und chemi-
schen Bewegungen als dritte die lebendige Bewegung an, die
durch den ganzen Körper verbreitet ist. Nach kurzer histologi-
scher Erklärung der verschiedenen Gewebe im menschlichen
Körper wendet er sich dem Sensorium zu, das den markigen
Teil von Gehirn, Rückenmark, Nerven, Sinnesorganen und Muskeln
 
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