Metadaten

Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0030
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
30

Ernst Marx:

vorhanden sind, wie es auch in einer Maschine sein muß („ . . . in-
strumenta, quorum ope iidem [motus] etiam in machina peragi
possent“). Es gibt viele Bewegungen, die nicht von der mens
abhängen, z. B. „pulsus cordis“, „ciborum coctio“. Und wenn
jemand beim Herunterfallen die Hände vorstreckt, um den Kopf
zu schützen, dann geschieht das nicht durch die ratio („nullo
consilio rationis“), sondern der Eindruck des Falls („visio im-
pendentis Casus“) erreicht das Gehirn und schickt die „spiritus ani-
males“ in die Nerven zu der Bewegung („ad hunc motum, vel
mente invita, et tamquam in machina producendum“).
Nur ein sehr bewegliches und unpaares Organ kann der
Sitz, „le siege du sens commun“, sein — beweglich, damit es
von allen Impressionen getroffen werden kann, unpaar, damit
die Eindrücke der beiden Augen und Ohren etc. sich hier ver-
einigen können. Descartes findet dafür die Epiphyse, das „Co-
narium“; sie ist der Sitz des Sens commun, der Pensee, der
Arne, welche Begriffe alle in ihrer Bedeutung nicht zu trennen
sind.
Der sens commun wird nur bewegt durch die „esprits“, die
die „impressions“ transmittieren; und diese „impressions“ kom-
men durch die Nerven und wurden ausgelöst durch die „objets“,
die äußeren Dinge. „Esprits“ wiederum laufen durch die Nerven
zu den Muskeln je nach der Bestimmung durch das Gehirn. „C’est
käme qui sent et non le corps“, und zwar nicht die Seele, wenn
man so sagen darf, die in den Teilen ist, die die Sinnesorgane
haben („membres qui servent d’organes aux sens exterieurs“),
sondern die im Gehirn ist, „oü eile exerce cette faculte qu’ils
appellent le sens commun“.
Letztlich entscheidend sind folgende Bemerkungen: „Receptio
est actio vel potius passio animalis automatica, qua motus rerum
recipimus. Hic enim ad omnia, quae in homine peraguntur, sub
uno genere comprehendenda, passiones cum actionibus coniunxi-
mus. . . . Intellectio mentis passio est, volitio eius actio. Non
facile passionem ab actione in iis distinguimus“. Die „passiva
facultas sentiendi sive rerum sensibilium ideas recipiendi et cognos-
cendi“ wäre zwecklos („nullum usum habere“), wenn nicht eine
„activa facultas“ existierte, die „facultas istas ideas producendi vel
efficiendi“; und diese Fähigkeit könnte sein in mir oder „in alio“.
Weil aber diese Ideen oft produziert werden ohne mein Dabei-
sein, muß die Fähigkeit in einer von mir getrennten Substanz
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften