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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0065
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Entwicklung cler Reflexlehre
mittelbaren Anschluß an die Aufstellung der Regel von 1822 ent-
standen, sondern erst dann, als sich ihm das Wesen der Sensi-
bilite recurrente enthüllt hatte, deren Vorhandensein vor ihrer
Erkenntnis seine Untersuchungen über die Natur der Rücken-
marksnervenwurzeln so stark eingeschränkt hatte. Wenn Bickel
in seiner Arbeit diese Sensibilite recurrente dahin erklärt, daß
die vorderen Wurzeln Sensibilität besäßen im Sinne von sensibel
innervierten Körperorganen, so trifft doch wohl diese Erklärung
nicht genau die Anschauung, die Magendie davon hatte. Für
ihn ist sie der Zusammenhalt aller peripheren Nerven und be-
deutet in mancher Hinsicht das, was in der Reflexlehre das Zen-
tralorgan ist. —
Die nützliche Entdeckung von Bell und Magendie, die unter
ihrem Namen geht, ist für die Nervenphysiologie von einer nicht
abzuschätzenden Bedeutung geworden; was diese beiden For-
scher sonst noch geleistet haben, stellt aber neben seiner Nütz-
lichkeit und seiner Bedeutung erst für eine spätere Zeit als der,
in der sie lebten, einen ebenso wichtigen Beitrag für die Geistesge-
schichte der Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert dar wie die
berühmter gewordene Entdeckung von der verschiedenen Natur
der beiden Rückenmarksnervenwurzeln.
Herbert Mayo, Marshall Hall, G. Kürschner, Johannes Müller
und die Entwicklung des Reflexbegriffes.
Ich nenne als ersten Forscher, dessen Arbeiten unverkennbar
vom Reflex handeln, allerdings ohne ihn zu bezeichnen, Herbert
Mayo, der ein Schüler Bell’s gewesen sein soll. Er veröffent-
lichte 1822 und 1823 „Anatomical and physiological Commen-
taries“, die zusammen gebunden als Buch unter dem gleichen
Titel erschienen sind. Der erste Teil wurde gleich 1822 in Ma-
gendie’s „Journal de Physiologie . . .“ abgedruckt. Dabei ist wohl
die häufig vorkommende falsche Schreibung seines Namens
zum ersten Mal unterlaufen, nämlich Mayow. Man findet ihn
ebenso oft mit dem falsch wie mit dem richtig geschriebenen
Namen zitiert; außerdem kann man wohl sagen, daß niemand
nach Johannes Müller’s Zeit ihn im Original gelesen und seine
Forschungen vollständig gekannt und gewertet hat. Man findet
bei Mayo eine angenehm klare Form in der Beschreibung seiner
Untersuchungen und der daraus gezogenen Schlüsse, wobei er
 
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