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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0083
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Entwicklung der Reflexlehre 83
beim gesunden Leben jede Bewegung auf wahre Empfindung vom
Willen bedingt werde, und daß alle Erregungen der sensiblen
Teile bei den reflektorischen Bewegungen ohne Empfindung seien’.
- „ die reflektierten Bewegungen des Niesens, Hustens und
viele andere erfolgen von wirklichen Empfindungen“. Der Staub
auf der Conjunctiva erregt bloße Empfindung und ruft das reflek-
tierte Schließen der Augenlider hervor, heißt es an anderer Stelle
in einem anderen Zusammenhang. Abgesehen davon, daß dies
letzte Beispiel von den Hirnnerven handelt, die Hall nach Jo-
hannes Müller’s Meinung zu wenig behandelt habe, geht aus
diesem und den vorher angeführten Beispielen reflektorischer
Bewegungen deutlich hervor, — ebenso wie aus der Überschrift
des Kapitels —, daß Johannes Müller sehr wohl reflektierte
Bewegungen nach Empfindungen entstehen sieht. Er spricht auch
von reflektierten Bewegungen ohne Empfindungen und hatte ja
Hall ausdrücklich das Nichtvorhandensein von Empfindung bei
Reizung des Rückenmarks über die sensiblen Nerven zugegeben.
Wenn wir alles, was er in diesem der Reflexion gewidmeten Ka-
pitel und in den oben bereits erwähnten Bemerkungen über das
Atemnervensystem sagt, berücksichtigen, dann finden wir Reflex-
bewegungen mannigfacher Art: 1. auf Lichtreiz hin kontrahiert
sich die Pupille, 2. auf Affekte hin entstehen alle möglichen und
ihrer Art nach unerwartete Bewegungen, 3. auf bewußte Emp-
findung hin erfolgt Niesen usw. und auf eine andere „bloße
Empfindung“ Schließen der Augenlider, 4. auf den Reiz der Faeces
hin kommt es zum Schluß des Sphincter ani — das letzte Bei-
spiel entnimmt er Hall’s Arbeiten, während er aus eigenen Be-
obachtungen an den Sphinkteren nur vom Nachlassen ihrer Wir-
kung spricht bei irgendwelchen starken Schleimhautreizen oder
nach Rückenmarkzerstörung. Man könnte sagen, daß es sich im
ersten Fall um einen bewußt werdenden Reiz und eine unbe-
merkt bleibende Reaktion handelt, im zweiten um einen quasi
unbemerkt bleibenden Reiz — denn der Mensch spürt nur die
seelische Alteration, ohne gerade an Bewegungen zu „denken“
— und eine bewußt werdende Reaktionsbewegung, im dritten
um bewußt werdenden Reiz und Reaktion, im vierten um un-
bewußt bleibenden Reiz und Reaktion — was natürlich im ge-
wählten Beispiel nur so lange gilt, als der Druck auf die
Sphinkteren noch nicht allzu stark ist. Ich habe hier eine Heraus-
hebung im Sinne der ExNER’schen „Sensomobilität“ vorgenommen
 
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