Metadaten

Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0095
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
95

Entwicklung der Reflexlehre
ständiger Erreger gegen die Nerven als Konduktoren des Nerven-
prinzips“. (Ich habe zur besseren Übersicht jedesmal das Relativ-
pronomen, das die Zentralteile bezeichnet und eine neue Wir-
kung und Wirkungsweise dieser Teile einleitet, durch Sperr-
druck hervorgehoben.) Wir finden in diesem Satz lediglich eine
Aufzählung, oft auch eine Verdeutlichung der Fähigkeiten der Zen-
tralteile, die wir schon im früheren kennengelernt haben. Wenn
wir aus Johannes Müller’s Buch und seiner „Physik der Ner-
ven“ nur das Kapitel über die Reflexion und die Einleitung zu
dem Abschnitt über die Zentralteile samt der Einzelbetrachtung
des Rückenmarks herausnehmen wollten, dann hätten wir in ein-
fachster Weise den Weg zum Verständnis der in seinem Sinn
physikalisch begreifbaren nervösen Vorgänge. Wir können das
auch machen, ohne ihm Unrecht zu tun, aber wir erfassen da-
mit eben doch nicht alles, was Johannes Müller gedacht und
geforscht hat. Es ist noch anzufügen ein Zitat aus der Sonder-
betrachtung des Rückenmarks, aus dem Teil der Betrachtung, in
dem es nur als der „Konduktor“ der Nerven zum Gehirn er-
scheint. Weil es da nur Konduktor ist, werden eigentlich Ge-
hirnfunktionen behandelt, nicht charakteristische Rückenmarks-
funktionen. Es heißt da, daß das Gehirn Eindrücke empfängt,
die Eindrücke nach ihrer Herkunft verwertet, daß es die motori-
sche Kraft der Nerven exzitiert, (wobei mit den Nerven immer
auch das Rückenmark bezeichnet ist). „Wir bewundern in dieser
Tätigkeit einen unendlich komplizierten und feinen Mechanismus
der Anordnung der Elemente, während die Kräfte durchaus ideeller
Natur sind“. Die ideellen Kräfte sollen natürlich die Kräfte des
Gehirns bedeuten, aber als unendlich komplizierter Mechanismus
bleiben hauptsächlich Rückenmark und Nerven. Für die nicht
willkürlichen Bewegungsvorgänge, die ohne den Willen und ohne
das Gehirn ablaufen, wird gerade in den angeführten Kapiteln
der komplizierte Mechanismus mit Kräften belebt, die nicht ideell
sind', deren Realität sogar — sozusagen — verbürgt ist. Als Be-
weis für ihre Realität bleibt die Tatsache der Bewegung des
Nervenfluidums, des Trägers dieser nicht ideellen Kräfte; der An-
stoß der Bewegung kann in der Reflexion den motorischen
Apparat des Rückenmarks in weitere Bewegung setzen. — Ich
schließe jetzt kurz die reinen Tatsächlichkeiten über die Zentral-
organe an.
Das Rückenmark ist neben seiner nicht wesensgemäßen Eigen-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften