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Ernst Marx:
eigenen Anschauungen gehabt hatten. — Sogleich aber setzte
nach dem Erscheinen von Pflüger’s kleinem Buch der wissen-
schaftliche Streit darum ein; die meisten, die ihm rechtgaben,
taten es wohl, weil er die Anhänger Hall’s (auch ohne daß
diese Hall in seiner Exzito -motorik gefolgt waren) wirklich lahm-
legte, aber nicht deshalb, weil Pflüger seine Theorien funda-
mentieren und beweisen konnte. Ich führe die Besprechung Pflü-
ger’s nicht in einer zusammenhängenden Auseinandersetzung
durch, aber ich möchte am Ende meiner Arbeit das zeigen, was
Pflüger dem Unbefangenen als anfechtbar erscheinen läßt — es
ist seine Durchführung einer physischen und damit auch physio-
logischen Atomisierung, die dem Denken und Philosophieren alle
oder gar keine Bedenken und keine Vorsicht mehr auferlegt. Ich
konnte in der Behandlung der einzelnen bedeutsamen Forscher
Pflüger zuerst einmal übergehen, weil der gesicherte Schatz der
PFLüGER’schen Forschungen in dem „Lehrbuch der Physiologie
des Menschen“ von Moritz Schiff schon 1858/59, also 5—6 Jahre
nach dem Erscheinen der „sensorischen Funktionen des Rücken-
marks“, bereitstand und von mir besprochen wird. Obwohl
es mit Pflüger weitgehend übereinstimmt, ist es trotzdem
eine Arbeit mit ganz anderem Inhalt, mit ganz anderen Vor-
aussetzungen und manchen anderen Schlüssen. Dazu ist es noch
ein Buch, das zum ersten Male in der Reihe aller von mir ab-
gehandelten Bücher das in sich begreift, was ein heutiges Phy-
siologiebuch ist — kein Buch mehr für den Gebildeten und den
Fachmann, sondern nur noch ein Buch für den Fachmann. Es
behandelt nicht mehr Werden und Existieren und Vergehen allein,
sondern es gibt die Arbeit des Physiologen im Detail. Es spricht
nicht mehr von uns, sondern von dem, was mit der mensch-
lichen Materie vor sich gehen kann; dabei kommen wohl Vor-
gänge und Erscheinungen zur Sprache, die wir sind, aber sie
kommen vor im Anschluß an die Möglichkeiten der Materie. Die
Physiologie zurückzuführen auf Chemie, Physik und Größenlehre,
wie es in der Einleitung des Buches heißt, ist Schiff’s Auffas-
sung von der Physiologie. Für diese und andere Beschränkungen,
die er der Physiologie nicht nur für sein Buch, sondern allge-
mein setzt, muß ich auf die Behandlung im Zusammenhang ver-
weisen. — Ich mußte Pflüger weiterhin vorerst deshalb über-
gehen, weil er — von den verschiedenen Wissenschaften und For-
schungen her gesehen — mit seinem Buch etwas geschaffen hat,
Ernst Marx:
eigenen Anschauungen gehabt hatten. — Sogleich aber setzte
nach dem Erscheinen von Pflüger’s kleinem Buch der wissen-
schaftliche Streit darum ein; die meisten, die ihm rechtgaben,
taten es wohl, weil er die Anhänger Hall’s (auch ohne daß
diese Hall in seiner Exzito -motorik gefolgt waren) wirklich lahm-
legte, aber nicht deshalb, weil Pflüger seine Theorien funda-
mentieren und beweisen konnte. Ich führe die Besprechung Pflü-
ger’s nicht in einer zusammenhängenden Auseinandersetzung
durch, aber ich möchte am Ende meiner Arbeit das zeigen, was
Pflüger dem Unbefangenen als anfechtbar erscheinen läßt — es
ist seine Durchführung einer physischen und damit auch physio-
logischen Atomisierung, die dem Denken und Philosophieren alle
oder gar keine Bedenken und keine Vorsicht mehr auferlegt. Ich
konnte in der Behandlung der einzelnen bedeutsamen Forscher
Pflüger zuerst einmal übergehen, weil der gesicherte Schatz der
PFLüGER’schen Forschungen in dem „Lehrbuch der Physiologie
des Menschen“ von Moritz Schiff schon 1858/59, also 5—6 Jahre
nach dem Erscheinen der „sensorischen Funktionen des Rücken-
marks“, bereitstand und von mir besprochen wird. Obwohl
es mit Pflüger weitgehend übereinstimmt, ist es trotzdem
eine Arbeit mit ganz anderem Inhalt, mit ganz anderen Vor-
aussetzungen und manchen anderen Schlüssen. Dazu ist es noch
ein Buch, das zum ersten Male in der Reihe aller von mir ab-
gehandelten Bücher das in sich begreift, was ein heutiges Phy-
siologiebuch ist — kein Buch mehr für den Gebildeten und den
Fachmann, sondern nur noch ein Buch für den Fachmann. Es
behandelt nicht mehr Werden und Existieren und Vergehen allein,
sondern es gibt die Arbeit des Physiologen im Detail. Es spricht
nicht mehr von uns, sondern von dem, was mit der mensch-
lichen Materie vor sich gehen kann; dabei kommen wohl Vor-
gänge und Erscheinungen zur Sprache, die wir sind, aber sie
kommen vor im Anschluß an die Möglichkeiten der Materie. Die
Physiologie zurückzuführen auf Chemie, Physik und Größenlehre,
wie es in der Einleitung des Buches heißt, ist Schiff’s Auffas-
sung von der Physiologie. Für diese und andere Beschränkungen,
die er der Physiologie nicht nur für sein Buch, sondern allge-
mein setzt, muß ich auf die Behandlung im Zusammenhang ver-
weisen. — Ich mußte Pflüger weiterhin vorerst deshalb über-
gehen, weil er — von den verschiedenen Wissenschaften und For-
schungen her gesehen — mit seinem Buch etwas geschaffen hat,