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Marx, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 10. Abhandlung): Die Entwicklung der Reflexlehre seit Albrecht von Haller bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: vorgelegt in der Sitzung am 16. November 1938 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43756#0101
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Entwicklung der Reflexlehre 101
das nicht mehr einzuordnen war in die Wissenschaft, und das,
was das Ausschlaggebende ist, kein Neuland der Forschung aus
sich selbst heraus eröffnete, sondern in seinem Exzeß das totzu-
schlagen schien, was zum Teil aus seinen eigenen gesicherten Re-
sultaten sich anders und neu entfaltete. Und was das Buch erhalten
zu können schien, schloß es völlig unbefriedigend ab. Pflüger
beendete tatsächlich nur den HALL’schen Reflexionsbegriff, in dem
Materialismus und Mechanismus — dieser am betontesten — her-
vorgetreten waren. Neu erstand der Materialismus der ganzen
Folgezeit; der erste Vertreter dieser Richtung war Schiff, der,
wie er sagt, Pflüger im Negativen billigte. (Wir wollen lieber
statt von Materialismus von „naivem Realismus“ sprechen. Da-
mit soll im Anschluß an d’Irsay eine Materialisierung von Kraft,
Stoff und Sinnenwelt für den bequemen Gebrauch gemeint sein.)
Pflüger beendete gleichzeitig noch diejenige nervenphysiologi-
sche Forschung, der die Vorstellung des Sensoriums, der Seele,
immer unumgänglich nötig zu sein schien, um Empfindung und
Bewegung miteinander zu vereinen; ihr Weiterdenken war nach
Konstituierung der „Rückenmarksseele“ unmöglich geworden.
Friedrich A. Lange hat in seiner „Geschichte des Materialis-
mus“ (2. Auflage 1874/75) zu dieser Zeit Stellung genommen und
dazu, wie es damals in der Nervenphysiologie aussah. Lange
ist ja nicht selbst Vertreter des Materialismus, aber er hat eben
doch dem Materialismus den Weg gewiesen, den er nur gehen
konnte. So bietet sein Buch manchmal die philosophische Spiege-
lung der ScHiFF’schen Arbeit, und es ist überraschend, daß Schiff
bei ihm niemals mit Namen genannt wird. — Lange wirft Pflüger
die Personifizierung, die die Einführung der Seelen bedeutete, vor;
man solle in den Teilen die Vorstellung ganzer Tiere beseitigen und
solle stattdessen an den seelichen Vorgängen eine Erklärung aus
einfacheren Vorgängen vornehmen, eben aus den Reflexbewe-
gungen. „Dann wird man auch leicht darauf kommen, daß in
diesen schon so komplizierten Folgen von Empfindung und Be-
wegung ein Anfang zur Erklärung der kompliziertesten psychi-
schen Tätigkeiten gegeben ist. . . . Was hält davon ab? ... Es
ist der Mangel der Anschauung (der abhält), daß zur Erklärung
des Seelenlebens eine Zurückführung auf Einzelvorgänge gehört,
welche einen notwendigen Teil des Getriebes ausmachen (also
Lange sagt nicht: das Getriebe ausmachen), welche aber von
der Handlungsweise eines vollständigen Organismus ganz und
 
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