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Entwicklung der Reflexlehre
die Atemmuskeln liegen die Verhältnisse ähnlich. „Überall fehlt
hier nach Durchschneidung der Nerven unmittelbar durchaus
nicht die Bewegungsfähigkeit, sondern der Bewegungsan-
trieb, welcher nur auf dem Wege des Reflexes zum Muskel
gelangt“. Es könne also aus dem Vorhandensein der paralyti-
schen Oscillationen geschlossen werden, daß Bewegung dauernd
fortbestehen könne, auch wenn die Nervenenden nicht mehr mit
den Nervenzentren verbunden seien. Und es gäbe im Menschen
eben in der vegetativen Sphäre solche Muskeln, die ihre Anre-
gung zu der normalen Bewegung empfingen aus Reizen, welche
nicht reflektorisch vermittelt seien — also nicht über Zentren ge-
gangen sind, also nicht aus äußeren oder inneren Sensationen
(die äußeren sind das Paradigma der inneren) letzten Endes her-
stammen, wollen wir hinzufügen. Die Reihenfolge der normalen
Bewegung sei gegeben „durch die mechanische Anordnung des
Organs“, d. h. durch die Anordnung der Muskeln im Organ.
Schiff betont, daß Organe dieser Art das nervöse Zentralorgan
nicht nötig haben, daß sie aber wohl mit einem solchen in Ver-
bindung stehen. Ändere sich nämlich einmal die Situation für das
ganze Lebewesen, dann könne die normale Bewegung, die Be-
wegung ohne nervöses Zentrum, bei einer Fortdauer dieser Ver-
änderung ,eine schädliche Anomalie1 sein; für diese notwendige
Anpassung sei die Verbindung mit Zentren vorhanden. — Schiff
schließt so: „Was bei den nicht unmittelbar für die Beziehungen
zur Außenwelt geschaffenen Organen in diesem Falle aufhören
muß („dieser Fall“ ist jetzt die Durchschneidung der Bewegungs-
nerven und Trennung von den Zentren), sind nicht die Bewe-
gungen, sondern im Gegenteil ihre Störungen, ihre Ver-
änderung durch mittelbar wirkende Ursachen“. Damit ist er nun
von der normalen in die pathologische Physiologie gekommen,
denn das kann sich nur beziehen auf das nachher angeführte
Beispiel der Blutgefäße für die Ernährung eines Körperteils, die
unter gewissen Umständen nur aus sich, aus ihren eigenen Ner-
ven ohne Zentrum ihren Tonus erhalten können.
Ich habe mich bemüht, Schiff’s Darlegungen sinngemäß und
in weitgehender Benutzung seiner Ausdrücke wiederzugeben, um
in der Darlegung der Aufeinanderfolge der Forschungen die Ziel-
setzung seiner Physiologie darzulegen. Es muß sich so ergeben
haben, daß seine Abhandlung der Erscheinungen am Menschen
als Abhandlung bestimmter Kräftewirkungen vor sich ging; wir
Entwicklung der Reflexlehre
die Atemmuskeln liegen die Verhältnisse ähnlich. „Überall fehlt
hier nach Durchschneidung der Nerven unmittelbar durchaus
nicht die Bewegungsfähigkeit, sondern der Bewegungsan-
trieb, welcher nur auf dem Wege des Reflexes zum Muskel
gelangt“. Es könne also aus dem Vorhandensein der paralyti-
schen Oscillationen geschlossen werden, daß Bewegung dauernd
fortbestehen könne, auch wenn die Nervenenden nicht mehr mit
den Nervenzentren verbunden seien. Und es gäbe im Menschen
eben in der vegetativen Sphäre solche Muskeln, die ihre Anre-
gung zu der normalen Bewegung empfingen aus Reizen, welche
nicht reflektorisch vermittelt seien — also nicht über Zentren ge-
gangen sind, also nicht aus äußeren oder inneren Sensationen
(die äußeren sind das Paradigma der inneren) letzten Endes her-
stammen, wollen wir hinzufügen. Die Reihenfolge der normalen
Bewegung sei gegeben „durch die mechanische Anordnung des
Organs“, d. h. durch die Anordnung der Muskeln im Organ.
Schiff betont, daß Organe dieser Art das nervöse Zentralorgan
nicht nötig haben, daß sie aber wohl mit einem solchen in Ver-
bindung stehen. Ändere sich nämlich einmal die Situation für das
ganze Lebewesen, dann könne die normale Bewegung, die Be-
wegung ohne nervöses Zentrum, bei einer Fortdauer dieser Ver-
änderung ,eine schädliche Anomalie1 sein; für diese notwendige
Anpassung sei die Verbindung mit Zentren vorhanden. — Schiff
schließt so: „Was bei den nicht unmittelbar für die Beziehungen
zur Außenwelt geschaffenen Organen in diesem Falle aufhören
muß („dieser Fall“ ist jetzt die Durchschneidung der Bewegungs-
nerven und Trennung von den Zentren), sind nicht die Bewe-
gungen, sondern im Gegenteil ihre Störungen, ihre Ver-
änderung durch mittelbar wirkende Ursachen“. Damit ist er nun
von der normalen in die pathologische Physiologie gekommen,
denn das kann sich nur beziehen auf das nachher angeführte
Beispiel der Blutgefäße für die Ernährung eines Körperteils, die
unter gewissen Umständen nur aus sich, aus ihren eigenen Ner-
ven ohne Zentrum ihren Tonus erhalten können.
Ich habe mich bemüht, Schiff’s Darlegungen sinngemäß und
in weitgehender Benutzung seiner Ausdrücke wiederzugeben, um
in der Darlegung der Aufeinanderfolge der Forschungen die Ziel-
setzung seiner Physiologie darzulegen. Es muß sich so ergeben
haben, daß seine Abhandlung der Erscheinungen am Menschen
als Abhandlung bestimmter Kräftewirkungen vor sich ging; wir