Entwicklung der Reflexlehre
111
des Seelischen, zumal vom erkennenden Beobachter aus gesehen,
widerspricht dem konstanten und teilbaren Vorgang. — Was zu-
erst Methode zu sein schien, ist schließlich wirklicher Inhalt und
Sinn der SCHiFF’schen Physiologie geworden.
Bevor Schiff von den Zentralteilen spricht, handelt er aus-
führlich die Wirkungen der peripheren Nerven ab; es gibt da-
bei eigentlich kein peripheres Nervensystem, sondern nur Ner-
ven mit bestimmten „Erfolgen“ je nach ihren Fähigkeiten. Wie-
weit er aber von den peripheren Nerven aus zu ganz anderen,
damit nur zusammenhängenden Problemen der Physiologie kommt,
haben wir vorher gesehen, als ich aus seiner Abhandlung der
motorischen Nerven das wichtig Erscheinende herausnahm. Auch
aus der Besprechung der sensiblen Nerven entspringen Fragen,
die das Gebiet der peripheren Nerven weit übertreten. Aber es
ist in diesem Teil anders, als es bei den motorischen Nerven
war: Schiff will hier Erscheinungen des totalen Menschen ge-
rade aus der Peripherie in das Zentrum zurückweisen — dort
fänden sie ihre Erklärung. Wenn er zuerst die peripheren Nerven
durchspricht, dann geht er damit nicht nur dem natürlichen Schema
nach, sondern er führt gerade an Hand der sensiblen Nerven
schon die unlösbare Verbindung mit den Zentren vor Augen.
Wir können dabei herausfühlen, wie die Außenwelt durch die
Sensationen auf die menschlichen Vorgänge und das Leben
schlechthin einwirkt. Wir erfahren bei Schiff in anschaulicher
Weise all das, was periphere Nerven (sensible Nerven) plus Zen-
tralorgane plus Reflexion plus Leitung peripherwärts (in den mo-
torischen Nerven) bilden und erreichen können, aber wir erfahren
eigentlich nicht, wie der Mensch das Gebildete (bilden können)
und das Erreichte (erreichen können) in Besitz hat, Herr dar-
über ist, wo der Mechanismus der zerebralen Willens- und Vor-
stellungsbildung aus dem Gleis herausspringen darf, ohne die
Möglichkeit des mechanischen Fortgangs zu stören, wo das Indi-
viduum Ich ist und zwar ein Ich im Soma. F. A. Lange spricht
im Kapitel „Die Physiologie der Sinnesorgane und die Welt als
Vorstellung“ vom Umschwenken des konsequenten Materialismus
in den konsequenten Idealismus. Diese entscheidende Frage, wo-
hin sein Weg gehen soll, ist wohl nicht an Schiff zu richten,
aber es ist festzustellen, daß der Mechanismus Schiff’s mit dem
angewandten „naiven Realismus“ in Bezug auf die Materie hier
seine Grenze erreicht. — Schiff lehrt die verschiedene Natur der
111
des Seelischen, zumal vom erkennenden Beobachter aus gesehen,
widerspricht dem konstanten und teilbaren Vorgang. — Was zu-
erst Methode zu sein schien, ist schließlich wirklicher Inhalt und
Sinn der SCHiFF’schen Physiologie geworden.
Bevor Schiff von den Zentralteilen spricht, handelt er aus-
führlich die Wirkungen der peripheren Nerven ab; es gibt da-
bei eigentlich kein peripheres Nervensystem, sondern nur Ner-
ven mit bestimmten „Erfolgen“ je nach ihren Fähigkeiten. Wie-
weit er aber von den peripheren Nerven aus zu ganz anderen,
damit nur zusammenhängenden Problemen der Physiologie kommt,
haben wir vorher gesehen, als ich aus seiner Abhandlung der
motorischen Nerven das wichtig Erscheinende herausnahm. Auch
aus der Besprechung der sensiblen Nerven entspringen Fragen,
die das Gebiet der peripheren Nerven weit übertreten. Aber es
ist in diesem Teil anders, als es bei den motorischen Nerven
war: Schiff will hier Erscheinungen des totalen Menschen ge-
rade aus der Peripherie in das Zentrum zurückweisen — dort
fänden sie ihre Erklärung. Wenn er zuerst die peripheren Nerven
durchspricht, dann geht er damit nicht nur dem natürlichen Schema
nach, sondern er führt gerade an Hand der sensiblen Nerven
schon die unlösbare Verbindung mit den Zentren vor Augen.
Wir können dabei herausfühlen, wie die Außenwelt durch die
Sensationen auf die menschlichen Vorgänge und das Leben
schlechthin einwirkt. Wir erfahren bei Schiff in anschaulicher
Weise all das, was periphere Nerven (sensible Nerven) plus Zen-
tralorgane plus Reflexion plus Leitung peripherwärts (in den mo-
torischen Nerven) bilden und erreichen können, aber wir erfahren
eigentlich nicht, wie der Mensch das Gebildete (bilden können)
und das Erreichte (erreichen können) in Besitz hat, Herr dar-
über ist, wo der Mechanismus der zerebralen Willens- und Vor-
stellungsbildung aus dem Gleis herausspringen darf, ohne die
Möglichkeit des mechanischen Fortgangs zu stören, wo das Indi-
viduum Ich ist und zwar ein Ich im Soma. F. A. Lange spricht
im Kapitel „Die Physiologie der Sinnesorgane und die Welt als
Vorstellung“ vom Umschwenken des konsequenten Materialismus
in den konsequenten Idealismus. Diese entscheidende Frage, wo-
hin sein Weg gehen soll, ist wohl nicht an Schiff zu richten,
aber es ist festzustellen, daß der Mechanismus Schiff’s mit dem
angewandten „naiven Realismus“ in Bezug auf die Materie hier
seine Grenze erreicht. — Schiff lehrt die verschiedene Natur der