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Heller, Florian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 7. Abhandlung): Die Bärenzähne aus den Ablagerungen der ehemaligen Neckarschlinge bei Eberbach im Odenwald: mit 4 Tabellen — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43753#0045
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den Ablagerungen bei Eberbach
untersucht und als Ergebnis die einzelnen Formen in zwei Ab-
teilungen gruppiert. Darnach zeichnen sich
1. durch primitives Gebiß aus: der fossile Ursus böckhi,
Ursus ruscinensis, Ursus arvernensis, Ursus etruscus, Ur-
sus namadicus, Ursus theobaldi und die rezenten Formen
Ursus labiatus, Ursus malaijanus, Ursus tibetanus und Ur-
sus maritlmus.
2. spezialisiertes Gebiß besitzen: der fossile Ursus circ-
tos, Ursus deningeri, Ursus spelaeus und die rezenten Ur-
sus arctos, Ursus horribilis und Ursus isabellinus.
Geht man von den ihrer Lebensweise nach bekannten heu-
tigen Formen aus, so zeigt sich, daß das Gebiß des Eisbären
(Ursus maritlmus) nur deshalb noch so primitiv ist, weil er ein
ausgesprochener Fleischfresser ist und darum bei der Nahrungs-
aufnahme wenig oder nichts zu mahlen hat. Ursus labiatus (Lip-
penbar) und Ursus malayanus (Malayenbär) sind zwar vorwiegend
Pflanzenfresser, aber ihre Nahrung besteht in der Hauptsache
aus weichen Pflanzenteilen, und deshalb bedarf das Gebiß keiner
besonderen Spezialisierung. Ursus horribilis, der Grizzly-Bär, ist
kein reiner Fleischfresser mehr, sondern hat sich bereits an ge-
mischte Kost gewöhnt. Dies kommt auch in seinem Gebiß zum
Ausdruck, das den Fleischfressern gegenüber eine gewisse Diffe-
renzierung zeigt, wenn auch die noch verhältnismäßig spitzigen
Höcker noch primitiven Charakter tragen. Die steppenbewohnen-
den Formen, wie z. B. Ursus isabellinus, die mehr auf trockene
Pflanzennahrung angewiesen sind, erweisen sich dagegen als
weitgehend spezialisierte Typen. Vom Braunbären wissen wir
schließlich, daß er kein reiner Fleischfresser mehr ist, sondern
hauptsächlich, teilweise sogar ausschließlich, Pflanzennahrung zu
sich nimmt. Somit ergibt sich, daß alle rezenten Ursiden, soweit sie
sich von Fleischkost oder von weichen Pflanzenteilen ernähren,
ein primitiv gebautes Gebiß aufweisen, während bei allen anderen
Formen, die zu harter Pflanzennahrung übergegangen sind, die
Zähne vielmehr spezialisiert sind, also komplizierteren Bau haben.
Gleichzeitig gewinnt man den Eindruck, daß im Verlauf der phylo-
genetischen Entwicklung des Bärengeschlechtes die ursprünglichen
Fleischfresser mehr oder weniger Pflanzenfresser geworden sind.
Unter den rezenten Ursiden macht eigentlich nur der Eisbär eine
Ausnahme, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß ihm keine
andere als Fleischnahrung zur Verfügung steht.
 
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