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Heller, Florian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 7. Abhandlung): Die Bärenzähne aus den Ablagerungen der ehemaligen Neckarschlinge bei Eberbach im Odenwald: mit 4 Tabellen — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43753#0046
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Florian Heller : Bärenzähne aus

Betrachten wir nun das Gebiß der fossilen Arten, z. B. der
in Europa gefundenen Formen Ursus böckhi, Ursus ruscinensis,
Ursus etruscus und CJrsus arvernensis, so besteht wohl kein
Zweifel, daß diese Arten entweder reine Fleischfresser waren
oder gelegentlich auch mit weicher Pflanzenkost vorlieb nahmen.
Wir werden also nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daß
das primitive Gebiß des Eberbacher Bären diesen in der Haupt-
sache als Fleischfresser charakterisiert. Wie eine Änderung der
Ernährungsweise — Übergang von Fleischkost zu härterer Pflan-
zennahrung — sich bemerkbar macht, das sehen wir deutlich an
den Zähnen von Ursus deningeri, Ursus savini und Ursus süssen-
bornensis. Wahrscheinlich waren es klimatische Ursachen, welche
diese Arten zwangen, von Fleischkost zu gemischter Kost oder
reiner Pflanzennahrung überzugehen, wobei sich das Gebiß immer
mehr spezialisiert, d. h. den neuen Verhältnissen angepaßt hat.
Ökologische Besonderheiten des Lebensraumes mögen mitunter
diese Entwicklung, die vielleicht auch rein genmäßig bedingt ist,
beschleunigt haben, so daß einzelne Formen aus dem allgemeinen
Entwicklungsniveau herausfielen und sich rascher dem Höhlen-
bärenstadium näherten, als normalerweise anzunehmen wäre. So
erklärt sich vielleicht auch das frühzeitige Auftreten des lange
Zeit für Ursus spelaeus gehaltenen Ursus savini im Forest-bed,
das Vorkommen von deningeri-Yormen, die oft kaum von Ursus
spelaeus zu unterscheiden sind, usw. Gleichzeitig erhebt sich die
Frage, ob man überhaupt berechtigt ist, bei einzelnen der be-
kannt gewordenen fossilen Funde von Vorfahren, bzw. Nach-
kommen der oder jener Form zu sprechen. Es dürfte z. B. rich-
tiger sein, den Ursus süssenbornensis als altdiluviales Äquivalent
des Spelaearctos arctoideus zu bezeichnen, statt ihn als dessen
Vorläufer zu betrachten.
Manche Autoren sind der Ansicht, daß die Gebißentwicklung
allein, weil zu stark abhängig von Reizeinwirkungen der Nahrung,
nicht ausreicht, um die wahren verwandtschaftlichen Beziehungen
der Ursiden aufzuhellen. Vielmehr müßten auch noch andere
Skelettelemente Berücksichtigung finden. Darum hat Mottl (1933)
in einer Arbeit die Frage aufgeworfen, ob es außer an der Be-
zahnung auch sonst noch Merkmale gibt, die als arctoid, bzw.
spelaeoid zu bezeichnen sind. Tatsächlich ist es gelungen, in der
Art, d. h. dem Grade der Epiphysenverdrehung der Tibien von
Ursus spelaeus und Ursus arctos auffallende Unterschiede zwi-
 
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