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Achelis, Johann Daniel [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0007
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Theophrasts von Hohenheim. I. 7
selig, der selig ist, ist on irrsal, on betrug und kein falsch in
seinem Herzen“ 9).
Bei der Befreiung aus dem Labyrinth handelt es sich um die
Lösung von den Autoritäten der Schule, von Hippokrates und
Galen, von Avicenna und Rhasis, und der Weg führt zu einer
neuen Unmittelbarkeit der Natur. Schon die Zeitgenossen haben
erkannt, daß diese re-formatio der Beziehungen zur Natur und
der Kampf der Reformatoren um die Freiheit eines Christenmen-
schen bis in den Stil hinein verwandt sind. „Bin nit Lutherus,
bin Parazelsus“ hat er wiederholt versichern müssen. Die para-
zelsische Polemik ist jedenfalls mit diesem Sendungsbewußtsein
notwendig verbunden und nicht nur seine persönliche Eigenart.
Sein Denken ist daher niemals dialektisch, sondern immer anti-
thetisch. Bei der Untersuchung der Thesis wird man sich der vor-
hergehenden Antithesis stets bewußt bleiben müssen.
2. Die Geschichte der Syphilis.
Zu dem Irrgang gehören in unserem Fall die oben erwähnten
vielfältigen Behandlungsformen der Lues, dazu gehört die Humo-
ralpathologie, die die Grundlage dafür bildete, und dazu gehören
die mannigfachen Theorien, die man sich über ihr Entstehen ge-
bildet hatte. Die Darstellung selbst beginnt dann (nach der Fas-
sung von 1529) „im Licht der Natur“ zunächst nicht mit einer
medizinischen Description in unserem Sinne, sondern — und das
verdient besondere Beachtung — mit einem historisch-epidemio-
logischen Exkurs.
„Nun merken weiter von den franzosen, wie sie an uns ge-
langt haben, zu den Zeiten der ersten arzeten und der alten seind
die ofnen scheden, wie mancherlei art und underscheid sie von
einander haben, ganz ordenlich ein ander nach beschriben wor-
den und über dasselbig rechtgeschaffne ordenliche arznei darauf
verordnet, und also seind zu iren Zeiten dieselbige offene scheden,
geflechten und dergleichen ganz wol geheilt worden, nun aber
mit der zeit (die alle ding verenderet) ist ein neu gewülk auf-
gestanden, das ist enderung der krankheiten in der gestalt, das
zu den Zeiten Petri de Argillata, Guidonis und anderen iren nach-
komenden inen die Ordnung, cur und practik, so von den alten
beschrieben ist worden, nicht hat wollen glücklich, wie den alten,

9) XI, 168.
 
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