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Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0014
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J. D. Achelis : Syphilisschriften

hier handelt es sich um einen zeitlichen Ablauf, nämlich um den
von Geburt bis zum Tode durch die verschiedenen Lebensalter hin-
durch, auch hier liegt Geschichte und zwar in Form der biologi-
schen Lebensgeschichte vor. Da ich den Beweis für diese Auf-
fassung schon an anderer Stelle geführt zu haben glaube, genügt
es vielleicht, wenn ich nur einige charakteristische Belege an-
führe: „wie der himel ist an im selbs mit all seinem firmament,
constellationen, nichts ausgeschlossen, also ist auch der mensch
constellirt in im, für sich selbs gewaltiklich als das firmament
im himel für sich selbs ist und von keinem geschöpf geregirt
wird, also wenig wird das firmament im menschen, das in ihm
ist, von anderen geschöpfen gewaltiget. sonder es ist allein ein
gewaltig frei firmament on alle bindung“25).
„Anfenglichen sezen wir euch den verstant auf das firma-
ment, darin ir am ersten solt merken die creaz und die praede-
stinaz, das ist den anfang und das end und was ein ietlichs da
zwischen hantlen sol“ 2G).
„Wie die eusser zeit ir ernt macht oder cometen, also auch
im leib“ 27).
Die oben zitierte zunächst unverständliche Stelle bedeutet also
wohl: es kann kein coitus beschehen ohne Mitwirkung des Him-
mels im Menschen, also ohne daß die Individualität, der Mensch
selbst, daran beteiligt wäre. „Der Himmel hat sein Magen in sper-
mati“ heißt dann wohl im Zusammenhang: wie sich der Hunger
im Magen durch die Verdauung erfüllt, erfüllt sich im Zeugungs-
vorgang die Ordnung des Menschen, wobei das erwähnte aske-
tische Ideal als ein Ziel höherer Art wenigstens in der Schrift
„de generatione“ vorbehalten bleibt. Das, was sich als „Himmel“
„in spermati“ erfüllt, ist eben eine durchaus biologische Ordnung.
Verständlich ist dann auch, daß „der himel den coitum regiert“,
und es bleibt nur noch zu fragen, was es heißt, daß der Himmel
in der sperma seine Wirkung als ein Feuer im Holz verbringt.
Das führt nun über die beschreibende Biologie der Zeugung,
gegen die man kaum etwas wird einwenden können, weiter zur
Frage nach dem, was wir heute als Befruchtung bezeichnen wür-
den. Die Voraussetzung einer Konzeption ist bei Parazelsus die
Phantasie und Imaginatio, die ein Objektum hat im Partner und
sich bei seinem Anblick entzündet, „und hat inen den samen gesetzt
2S) I, 202/3. 26) I, 205. 27) VI, 368.
 
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