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Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0020
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J. D. Achelis : Syphilisschriften

Aufgabe ist nicht die Klassifizierung, sondern die nähere Bestim-
mung, wie ein Ding ist und wie es sich verhält. Und diese Auf-
gabe scheint mir durch die gegebene Charakterisierung, wenn
auch nicht vollständig gelöst, so doch mit gutem Erfolge ver-
sucht. Die Frage nach der Lebendigkeit des Kontagiums ist sinn-
los, weil im parazelsischen System das Kriterium fehlt, an dem
man entscheiden könnte45).
5. „Anatomie“.
Zur Bakteriologie pflegt oder pflegte bei uns die pathologi-
sche Anatomie zu treten, wenn es gilt ein Krankheitsbild voll-
ständig darzustellen. In der Schrift von 1528 ist nun auch eins
der einleitenden Bücher der Anatomie und der Frage gewidmet,
wieweit diese Wissenschaft Grundlage der Pathologie sein kann.
Ich muß mich bei der Darstellung dieser grundsätzlich wichtigen
Überlegungen auf das beschränken, was für unseren speziellen
Fall wichtig ist.
Auch hier muß ein naheliegendes terminologisches Mißver-
ständnis zunächst beseitigt werden. Es gibt bei Hohenheim nur
einen einzigen (nicht einmal häufigen) Fall, in dem Anatomie in
unserem heutigen Wortsinn als Lehre von der Leichenzergliede-
rung gebraucht wird. Und diese Verwendung ist leicht daran zu
erkennen, daß von „anatomia mortis“ gesprochen wird. Sie wird
durchgehend als unfruchtbar abgelehnt, „als mich auch verwun-
dert das ir den toten cörper für ein gründ fürlegen, etwas dar-
aus zu nemmen, dem lebendigen nuz zu sein, on betrachtung das
die essentia, eigenschaft, wesen und kraft, so das höchste der
anatomei ist, abgestorben und verdorben, daraus ir nemmen
wollen dem lebendigen cörper bei zu sten das, so ir desgleichen
nit finden mögen, wil ich auch euch gewarnet haben, wan ir ie
wollen den lebendigen leib behalten, in dem toten des lebendigen
nuz nit zu suchen“ 46). Die wahre Anatomie, die immer gemeint
ist, wo nicht gerade gegen die Leichenanatomie polemisiert wird,
ist dann etwas völlig anderes. Eigenschaft, Wesen und Kraft ge-
hören dazu. Die Anatomie einer Heilpflanze meint nicht ihre for-
45) Erst in jenem bereits erwähnten wohl unechten dritten Buch der
Wundarznei kommt die Behauptung auf, daß das Gift sich vermehren muß,
da es ja bisher sich nicht erschöpft habe. Aber auch daraus kann man wohl
nicht auf einen „lebenden“ Erreger in unserem Sinne schließen.
4G) VI, 333.
 
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