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W. Soergel: Zur biologischen
ziehenden Lebensgemeinschaft eine scharfe Grenze. Es muß eine
Grenz- oder Zwischenzone vorhanden gewesen sein, die nicht
nur von den klimatisch weniger gebundenen sondern zeitweilig
auch von den klimagebundenen Arten beider Lebensgemeinschaften
begangen war. Jahreszeitliche Wanderungen, mit denen für die
damalige Zeit ebenso wie für die heutige als mit einer natürlichen
Gegebenheit, als mit einer zwangsläufigen Reaktion der Säuge-
tierwelt auf jahreszeitliche Änderungen des Klimas und die diesen
zugeordnete periodische Aktivität des pflanzlichen Lebens zu
rechnen ist, mußten diese Grenzzonen ausweiten bzw. verschieben.
Das Ausmaß dieser Verschiebungen wurde wie auch heute in
höherem Maße von den Herbstwanderungen der kalten als den
Frühjahrswanderungen der gemäßigten Tierwelt bestimmt. Denn
für die Tiere des gemäßigten Klimas bedeuteten die sommerliche
Steigerung der Temperaturen und das frühjahrliche Grünen der
die Waldgebiete säumenden Graslandschaften kaum einen direkten
Zwang zu einem Vorstoßen nach Norden, da ihnen die Wald-
landschaft mit dem Schutz vor lästiger Wärme auch in dieser
Jahreszeit hinreichend Nahrung bot. Die kalten Tiere aber
mußten im Winter und besonders in harten Wintern der großen
Kälte und dem eintretenden Nahrungsmangel nach Süden aus-
weichen, wie es ja heute vom Moschusochsen und besonders
vom Tundraren bekannt ist und wie es sich für diese beiden
Arten aus der Zeit der altdiluvialen Kiese von Süßenborn hat
nachweisen lassen (Soergel 1939a). Das winterliche Verbreitungs-
gebiet der kalten Lebensgemeinschaft überdeckte einen Teil des
sommerlichen Verbreitungsgebietes der gemäßigten Lebensge-
meinschaft. Es bestand eine breite Grenzzone, in der im Ablauf
des Jahres unter der Einwirkung des jahreszeitlichen Klimawechsels
Arten beider Lebensgemeinschaften erschienen.
Wo in dieser Grenzzone Gesteinsbildungen im Gange waren,
die Möglichkeiten zur Einbettung und Erhaltung von Knochen und
Zähnen boten, konnten sie Reste aller • im Einzugsgebiet der
Gesteinsbildung erscheinenden Säugetiere sammeln, mit der Stand-
fauna sowohl südliche als nördliche Zuwanderer. Es bildeten sich
Totengemeinschaften, die in prozentual recht verschiedenen An-
teilen Vertreter der gemäßigten und der kalten Lebensgemeinschaft
enthalten können. Es entstanden Mischfaunen.
Da diese Grenzzone sich mit dem Kälterwerden über die Vor-
stoßzeit einer nordischen Vereisung nach Süden, mit dem Wärmer-
W. Soergel: Zur biologischen
ziehenden Lebensgemeinschaft eine scharfe Grenze. Es muß eine
Grenz- oder Zwischenzone vorhanden gewesen sein, die nicht
nur von den klimatisch weniger gebundenen sondern zeitweilig
auch von den klimagebundenen Arten beider Lebensgemeinschaften
begangen war. Jahreszeitliche Wanderungen, mit denen für die
damalige Zeit ebenso wie für die heutige als mit einer natürlichen
Gegebenheit, als mit einer zwangsläufigen Reaktion der Säuge-
tierwelt auf jahreszeitliche Änderungen des Klimas und die diesen
zugeordnete periodische Aktivität des pflanzlichen Lebens zu
rechnen ist, mußten diese Grenzzonen ausweiten bzw. verschieben.
Das Ausmaß dieser Verschiebungen wurde wie auch heute in
höherem Maße von den Herbstwanderungen der kalten als den
Frühjahrswanderungen der gemäßigten Tierwelt bestimmt. Denn
für die Tiere des gemäßigten Klimas bedeuteten die sommerliche
Steigerung der Temperaturen und das frühjahrliche Grünen der
die Waldgebiete säumenden Graslandschaften kaum einen direkten
Zwang zu einem Vorstoßen nach Norden, da ihnen die Wald-
landschaft mit dem Schutz vor lästiger Wärme auch in dieser
Jahreszeit hinreichend Nahrung bot. Die kalten Tiere aber
mußten im Winter und besonders in harten Wintern der großen
Kälte und dem eintretenden Nahrungsmangel nach Süden aus-
weichen, wie es ja heute vom Moschusochsen und besonders
vom Tundraren bekannt ist und wie es sich für diese beiden
Arten aus der Zeit der altdiluvialen Kiese von Süßenborn hat
nachweisen lassen (Soergel 1939a). Das winterliche Verbreitungs-
gebiet der kalten Lebensgemeinschaft überdeckte einen Teil des
sommerlichen Verbreitungsgebietes der gemäßigten Lebensge-
meinschaft. Es bestand eine breite Grenzzone, in der im Ablauf
des Jahres unter der Einwirkung des jahreszeitlichen Klimawechsels
Arten beider Lebensgemeinschaften erschienen.
Wo in dieser Grenzzone Gesteinsbildungen im Gange waren,
die Möglichkeiten zur Einbettung und Erhaltung von Knochen und
Zähnen boten, konnten sie Reste aller • im Einzugsgebiet der
Gesteinsbildung erscheinenden Säugetiere sammeln, mit der Stand-
fauna sowohl südliche als nördliche Zuwanderer. Es bildeten sich
Totengemeinschaften, die in prozentual recht verschiedenen An-
teilen Vertreter der gemäßigten und der kalten Lebensgemeinschaft
enthalten können. Es entstanden Mischfaunen.
Da diese Grenzzone sich mit dem Kälterwerden über die Vor-
stoßzeit einer nordischen Vereisung nach Süden, mit dem Wärmer-