Metadaten

Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0026
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

W. Soergel: Zur biologischen
haben können. Die faunistischeTrennung der drei Komplexe ist keine
scharfe; das gilt auch für die Elephanten. Im unteren Mammut-
schotter scheint nach dem Fundhorizont eines Antiquuszahnes ein
Zusammenvorkommen von Elephas antiquus mit einem primi-
tiven Elephas primigenius „ein ursprüngliches zu sein“ (Penck
1938 nach einer Mitteilung von Berckhemer). Ebenso scheint ein
zeitweiliges Zusammenvorkommen beider Elephanten für die
oberen Mammutschotter zu gelten, jedenfalls „sollen“, wie Berck-
hemer (1933) schreibt, „zwei Backzähne des Elephas antiquus“
„ebenfalls aus höherer Lage stammen“. Es handelt sich dabei
nicht um eine wirkliche bzw. völlige Durchmischung der Elemente
der Antiquus- und der Primigeniusfauna, sondern nur um ein
teilweises Überschneiden der vertikalen Verbreitung im Schotter-
lager. Die faunistische Eigenart oder Selbständigkeit der drei
Komplexe ist damit keineswegs in Frage gestellt. Diese Über-
schneidung ist vielmehr geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie
eine Reihe nacheinander in einem Gebiet erscheinender, klimatisch
verschiedenartiger Lebensgemeinschaften in der vertikalen Folge
von Faunenbeständen dort erscheinen muß, wo eine Gesteins-
bildung unter besonderen Bedingungen über die ganze Zeit eines
mehrfachen Faunenwechsels kontinuierlich ablief. In einer derartigen
Ablagerung können scharfe Grenzen zwischen den einzelnen, den
nacheinander erscheinenden Lebensgemeinschaften entsprechenden
Faunenbeständen von vornherein nicht erwartet werden. Allmäh-
lich, wie die Änderung der klimatischen Verhältnisse, verschoben
sich die Verbreitungsgebiete der Lebensgemeinschaften. Ehe die
Gegend von Steinheim in den Lebensraum einer neuen Lebens-
gemeinschaft völlig einbezogen war, muß sie Grenzzone zwischen
der abziehenden und der kommenden Lebensgemeinschaft ge-
wesen und es muß diese Zone, vor allem unter den jahreszeit-
lichen Wanderungen, von Arten beider Lebensgemeinschaften be-
gangen gewesen sein. Wie weit sich auch die Antiquusfauna
und die Primigeniusfauna in ihren klimatischen Ansprüchen unter-
schieden haben mögen, wo sie in einem Gebiet kontinuierlich
fortgesetzter Gesteinsbildung nacheinander erschienen — und
dieses Nacheinander ist in Steinheim durch Berckhemer’s Fest-
stellungen bewiesen —, müssen sie in dieser Gesteinsbildung
durch faunistische Übergänge verbunden erscheinen. Es muß im
Steinheimer Kieslager Zonen geben, in denen die Reste winter-
licher und sommerlicher Zugänger aus der einrückenden und aus
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften