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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0027
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Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen

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der abziehenden Tierwelt, also Reste von Arten verschiedenen
Klimacharakters und verschiedener Wärmeansprüche im gleichen
oder im nahezu gleichen Niveau liegen. Da diese Zugänger je-
weils nur in derjenigen Jahreszeit erschienen, — und so ist es ja
heute noch bei jahreszeitlich bedingten Wanderungen —, in der
die Klima- bzw. Temperaturverhältnisse der Gegend von Stein-
heim ihrem Klimacharakter entsprachen, so dürfen diese Zugänger
mit dem, was in dieser Zeit als Standwild bei Steinheim lebte,
nicht ohne weiteres zu einer Lebensgemeinschaft zusammengefaßt
und es dürfen aus einer derartigen Mischfauna nicht Schlüsse auf
den Klimacharakter der Arten und auf das Ausmaß einer Eury-
thermie gezogen werden. Die Lösung dieser Fragen ist den aus
dem Eiszeitalter so zahlreich überlieferten reinen Antiquusfaunen
und reinen Primigeniusfaunen vorbehalten, die aus Gesteinen
stammen, die im Gegensatz zum Steinheimer Kieslager wesent-
lich klimabedingt und klimabegrenzt sind. Die diluvialen Säuge-
tierfaunen sind nicht, wie Penck annimmt, gleichwertig hinsicht-
lich ihrer Eignung für eine schlüssige, spezielle klimatische Aus-
wertung. In vielen Fällen muß erst einmal diese Eignung durch
eine kritische Prüfung der geologischen Situation und der Fund-
verhältnisse erwiesen werden.
Diese Klarstellung schien geboten, da Penck generell von
einer Vergesellschaftung von Elephas primigenius und Elephas
antiquus in Steinheim spricht und diese Vergesellschaftung nicht
nur seine Auffassung von der großen Eurythermie des Mammuts
mit begründen, sondern auch die Stellung des gesamten Stein-
heimer Kieslagers in „ein ältestes Riß-Würm-Interglazial“ wahr-
scheinlich machen soll. Eine solche Datierung findet in den fau-
nistischen Befunden keine Stütze; die geologischen Befunde
schließen sie aus. Das nach Bildung der Steinheimer Schotter
abgelaufene, im Deckschichtenprofil und seinem Lagerungsver-
band zu den liegenden Schottern dokumentierte geologische Ge-
schehen beweist, daß die Steinheimer Kiese und Schotter älter
sind als Penck’s Riß-Würm-Interglazial. Selbst die oberen Mam-
mutschotter können nicht jünger sein als die zweite Rißeiszeit.
Eine endgültige Eingliederung auf Grund eingehender geologischer
Untersuchungen ist von W. Fauler zu erwarten.
 
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