32 W. Soergel : Zur biologischen
letzten wieder nach dem besonderen klimatischen Charakter. Je
stärker die klimatisch indifferenten Arten in der Gruppe der ge-
meinsamen oder der nicht gemeinsamen überwiegen, desto weniger
läßt sich für geringere oder größere Verschiedenheit der ver-
glichenen Faunen beweisen. Wo letzten Endes der Klimacharakter
diluvialer Säugetierbestände zur Diskussion steht, müssen Faunen-
vergleiche selbstverständlich von vornherein nach wirklich biolo-
gischen Gesichtspunkten geführt werden. Leider ist das für die
hier in Rede stehenden Faunen noch nicht in dem erwünschten
Maße möglich. Das Häufigkeitsverhältnis der Arten, dem bei Be-
urteilung des landschaftlichen und klimatischen Charakters dilu-
vialer Faunen eine ganz besondere Bedeutung zukommt, kann
für einen Vergleich der Weimarer Interglazialfauna mit der Löß-
fauna nicht nutzbar gemacht werden, da es für die Lößfauna nur
im allgemeinen bekannt ist und erst durch eine sehr zeitraubende
Aufnahme des weitverstreuten Fundmaterials genauer zu ermitteln
wäre. Wir können eine vergleichende Untersuchung deshalb nur
auf eine biologische Aufgliederung der Artenbestände nach Lebens-
bedingungen, d. h. landschaftlichem und klimatischem Charakter der
Arten gründen. Soweit die Arten heute noch leben oder in histo-
rischer Zeit noch gelebt haben, bestehen in dieser Hinsicht keiner-
lei Schwierigkeiten. Penck’s Einwände gegen eine derartige Klima-
beurteilung diluvialer Säugetiere, besonders der allgemein als
Kaltformen in Anspruch genommenen, beruhen auf seiner Auffassung
von „der großen Eurythermie der Tiere des Eiszeitalters“. Daß
diese Auffassung unrichtig ist und in geologischen und faunisti-
schen Befunden keine Stütze findet, wurde in dieser Arbeit und
einigen anderen Aufsätzen (Soergel 1939 a, 1939 b, 1940 a) ge-
zeigt. Für die Mehrzahl der erloschenen Arten und für alle im
Löß und im letztinterglazialen Travertin vorkommenden erloschenen
Arten ist der landschaftliche und der klimatische Charakter aus
dem Charakter der Fundgesteine und an zahlreichen Fundstellen
aus der begleitenden Tier- und Pflanzenwelt soweit bekannt, daß
eine Zuweisung zu verschiedenen biologischen Gruppen mit hin-
reichender Sicherheit möglich ist. Wir sind danach berechtigt,
Elephas primigenius und Rhinoceros antiquitatis den Kaltformen
der offenen Landschaft, Elephas antiquus und Rhinoceros merkii
den Waldformen des gemäßigten bzw. warm-gemäßigten Klimas
zuzuzählen. Die ausgeprägte rassenmäßige Verschiedenheit, die
bei Wisent und Riesenhirsch zwischen der Löß- und der Inter-
letzten wieder nach dem besonderen klimatischen Charakter. Je
stärker die klimatisch indifferenten Arten in der Gruppe der ge-
meinsamen oder der nicht gemeinsamen überwiegen, desto weniger
läßt sich für geringere oder größere Verschiedenheit der ver-
glichenen Faunen beweisen. Wo letzten Endes der Klimacharakter
diluvialer Säugetierbestände zur Diskussion steht, müssen Faunen-
vergleiche selbstverständlich von vornherein nach wirklich biolo-
gischen Gesichtspunkten geführt werden. Leider ist das für die
hier in Rede stehenden Faunen noch nicht in dem erwünschten
Maße möglich. Das Häufigkeitsverhältnis der Arten, dem bei Be-
urteilung des landschaftlichen und klimatischen Charakters dilu-
vialer Faunen eine ganz besondere Bedeutung zukommt, kann
für einen Vergleich der Weimarer Interglazialfauna mit der Löß-
fauna nicht nutzbar gemacht werden, da es für die Lößfauna nur
im allgemeinen bekannt ist und erst durch eine sehr zeitraubende
Aufnahme des weitverstreuten Fundmaterials genauer zu ermitteln
wäre. Wir können eine vergleichende Untersuchung deshalb nur
auf eine biologische Aufgliederung der Artenbestände nach Lebens-
bedingungen, d. h. landschaftlichem und klimatischem Charakter der
Arten gründen. Soweit die Arten heute noch leben oder in histo-
rischer Zeit noch gelebt haben, bestehen in dieser Hinsicht keiner-
lei Schwierigkeiten. Penck’s Einwände gegen eine derartige Klima-
beurteilung diluvialer Säugetiere, besonders der allgemein als
Kaltformen in Anspruch genommenen, beruhen auf seiner Auffassung
von „der großen Eurythermie der Tiere des Eiszeitalters“. Daß
diese Auffassung unrichtig ist und in geologischen und faunisti-
schen Befunden keine Stütze findet, wurde in dieser Arbeit und
einigen anderen Aufsätzen (Soergel 1939 a, 1939 b, 1940 a) ge-
zeigt. Für die Mehrzahl der erloschenen Arten und für alle im
Löß und im letztinterglazialen Travertin vorkommenden erloschenen
Arten ist der landschaftliche und der klimatische Charakter aus
dem Charakter der Fundgesteine und an zahlreichen Fundstellen
aus der begleitenden Tier- und Pflanzenwelt soweit bekannt, daß
eine Zuweisung zu verschiedenen biologischen Gruppen mit hin-
reichender Sicherheit möglich ist. Wir sind danach berechtigt,
Elephas primigenius und Rhinoceros antiquitatis den Kaltformen
der offenen Landschaft, Elephas antiquus und Rhinoceros merkii
den Waldformen des gemäßigten bzw. warm-gemäßigten Klimas
zuzuzählen. Die ausgeprägte rassenmäßige Verschiedenheit, die
bei Wisent und Riesenhirsch zwischen der Löß- und der Inter-