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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0008
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8(A. 13)

0. Lehmann :

obschon sie doch die Oberflächenspannung wie jede andere
Flüssigkeitsmenge, falls sie freischwebend in der spezifisch nahe
gleich schweren Lösung der Schwere entzogen sind, zu Kugeln
zusannnendrücken sollte? Innere Reibung, wie bei pechartigen
Körpern, welche überdies die Wirkung der Oberflächenspannung
nur verzögern, nicht hemmen kann, kommt hier bei der großen
Beweglichkeit der Kristalle, welche sich um Luftblasen herum-
biegen können ohne diese zu deformieren, nicht in Betracht.
Die Kraft, welche dem Oberflächenspannungsdruck Widerstand
leistet und im Verein mit dieser die Gestaltung der flüssigen
Kristalle bedingt, muß also eine andere Kraft sein als die innere
Reibung.
Der nächste Gedanke war der, es komme den betrachteten
flüssigen Kristallen doch ein geringes Maß vollkommener Elastizi-
tät, eine, wenn auch nur minimale, Elastizitätsgrenze zu, eben aus-
reichend und genügend anisotrop dem mit der Krümmung sich
Trübung leicht beurteilt werden kann —, einsaugt und dann an beiden Enden
zuschmilzt. Zum Zweck der Beobachtung wird das Röhrchen durch gleich-


weite Bohrungen in den kürzeren Seiten eines messingenen Rahmens (Fig. 4)
geschoben, dessen schlitzförmige Öffnung nicht viel breiter ist, als erfordert
wird, um das Kapillarrohr beobachten zu können. Diese Öffnung wird mit
einigen Tröpfchen Olivenöl ausgefüllt, nachdem der Rahmen auf einen
Objektträger gesetzt ist, und mit einem gewöhnlichen Deckgläschen zugedeckt.
Die Krümmung der Oberfläche des Röhrchens stört unter solchen Umständen
die Beobachtung kaum merklich. Um die Kriställchen von allen Seiten be-
trachten zu können, kann man an das eine Ende des Kapillarrohrs eine bieg-
same Welle, bestehend aus einem quadratischen Kautschukstäbchen, das man
von einer Platte abgeschnitten und an einem Ende mit einer Ahle angebohrt
hat, aufschieben (eventuell ein Fahrradventilschläuchchen), welche ermög-
licht, das Kapillarrohr während der Beobachtung zu drehen, wenn man das
Präparat durch die bekannten Objekttischklammern, welche auf das Deckglas
aufgelegt werden, festhält. Auch zur Demonstration sind solche Dauer-
präparate (die man in gleicher Weise von Lecithin herstellen kann) sehr be-
quem. Sollen die Kristalle durch Erwärmen zur Auflösung gebracht werden,
so schiebt man die gewöhnliche Heizflamme des Kristallisationsmikroskops
unter und entfernt sie sofort nach vollzogener Lösung.
 
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